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Innsbruck: Brigade 8 – Neonazi vor Gericht

2011 war er – nach meh­re­ren Vor­stra­fen, die nicht näher aus­ge­führt wer­den — aus Deutsch­land ins Tiro­ler Unter­land zuge­wan­dert, hat­te als Tür­ste­her und Holz­ar­bei­ter gear­bei­tet und so ganz neben­bei offen­sicht­lich ver­sucht, als „Schwa­dron­füh­rer“ der ‚Bri­ga­de 8‘ ein ent­spre­chen­des Chap­ter auch in Tirol auf­zu­bau­en. Ges­tern stand er wegen des Ver­dachts der NS-Wie­­der­­be­­tä­­ti­­gung vor einem Geschwo­re­nen­ge­richt in […]

24. Apr 2015

Sein Aus­se­hen ent­sprach den Erwar­tun­gen, schreibt die „Tiro­ler Tages­zei­tung“ (24.4.2015): “Glat­ze, stäm­mi­ge Sta­tur und Täto­wie­run­gen bis zum Hin­ter­kopf hin­auf ent­spra­chen voll und ganz dem Kli­schee eines Neo­na­zis“. Damit ist man ver­mut­lich nicht nur vor Gericht auf­fäl­lig. Der 34-Jäh­ri­ge bemüh­te sich auch sonst sehr, dem Kli­schee eines Neo­na­zi zu ent­spre­chen. Auf Face­book zeig­te er auf Fotos nicht nur sei­nen täto­wier­ten Ober­kör­per, son­dern sich auch mit Hit­ler­gruß. In einem Zil­ler­ta­ler Frei­bad para­dier­te er mit einem NSDAP-Reichs­ad­ler, den er sich auf sei­nen Rücken ein­gra­vie­ren hat­te lassen.


Bru­der Mar­cel Pfle­ge­fall von der Bri­ga­de 8
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Der Ver­tei­di­ger ver­such­te es mit der übli­chen Erklä­rung. Wohl sei sein Man­dant schon mit 12 Jah­ren in die rechts­extre­me Sze­ne ein­ge­taucht und mit 16 Mit­glied der NPD und der Jun­gen Natio­nal­de­mo­kra­ten gewe­sen, aber: „Trotz die­ser Ver­gan­gen­heit wur­de mein Man­dant jedoch nie kon­kret wegen Wie­der­be­tä­ti­gung ver­ur­teilt“ (TT). Das ist auch nicht so schwie­rig, denn in der BRD gibt es kein Ver­bots­ge­setz. Für die ange­klag­ten Vor­fäl­le in Tirol mach­te der Ver­tei­di­ger denn auch den Alko­hol ver­ant­wort­lich, wäh­rend der Ange­klag­te selbst beteu­er­te, mit sei­ner schon ziem­lich lang andau­ern­den Nazi-Ver­gan­gen­heit gebro­chen zu haben.

Über sei­ne Akti­vi­tä­ten als ‚Schwa­dron­füh­rer‘ der ‚Bri­ga­de 8‘ steht lei­der nichts Genaue­res im Bericht. Wie weit war sei­ne „Auf­bau­ar­beit“ fort­ge­schrit­ten? Die ‚Bri­ga­de 8‘ ist eine offen neo­na­zis­ti­sche Ver­ei­ni­gung, die sich in ihrem Äuße­ren an klas­si­schen Motor­rad – bzw. Rocker­klubs ori­en­tiert: man trägt Kut­ten und ver­wen­det auch deren hier­ar­chi­sche Bezeich­nun­gen, gemischt mit NS-Bezeich­nun­gen wie „Gau­lei­ter“. ;Brot­her­hoods‘ wie die Bri­ga­de 8 haben nach Ein­schät­zun­gen deut­scher Anti­fa-Grup­pen in den letz­ten Jah­ren an Bedeu­tung zuge­nom­men – sie sind auch in Orga­ni­sa­ti­ons­for­men wie HoGe­Sa und Pegi­da aktiv. Aus­führ­li­che­re Berich­te zu ‚Bri­ga­de 8‘ fin­den sich bei ‚Bre­mer Schat­ten­be­richt‘ und am Rocker Blog.

Der Ange­klag­te, der umfas­send gestän­dig war, wur­de von den Geschwo­re­nen für schul­dig befun­den und zu zwei Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.