Was bringt einen pensionierten Arzt dazu, Briefe an seine Gemeindevertreter zu schreiben, in denen er den Holocaust als eine „Lüge der khasarischen zionistischen Banksterbande“ bezeichnet und für seine Beweisführung ausgerechnet den greisen rabiaten Antisemiten Robert Faurisson heranzieht, der schon mehrmals wegen Holocaustleugnung vor Gericht stand und auch verurteilt wurde?
Der Zahnarzt war 2013 Mühlviertel-Spitzenkandidat der Christlichen Partei Österreichs (CPÖ) bei den Nationalratswahlen. Im Wahlkampf bezeichnete er gegenüber der Bezirksrundschau für Grein Homosexualität als „abartig, ekelhaft und krank“. Der Protest gegen diese hetzerischen Äußerungen übersprang leider nicht einmal die Leserbriefspalten der „Bezirksrundschau“.
Die öffentliche Hetze gegen Homosexualität fand im August 2013 statt. Den ersten Brief an Gemeindeamt und Gemeinderat der Marktgemeinde Mauthausen sowie an die Verwaltung des KZ Mauthausen schrieb der Zahnarzt schon vorher – im April 2013. Der Betreff dieses Briefes: „KZ-Gedenkstätte, bzw. Umwandlung dieser – um der Wahrheit Genüge zu tun – in eine Gedenkstätte für alliiert und khasar-zionistische Gräuelpropaganda und deren Siegerlügen!”
Nach einigen kurzen Hinweisen auf Holocaustleugner wie Faurisson und Rassinier kommt Josef K. auch schon zu seinen Schlussfolgerungen („zum heutigen Tag folgender Stand“): „Es hat keine Gaskammern gegeben. (…) Deutschland und Hitler sind unschuldig am 2. Weltkrieg.“ Es folgen noch einige rassistische Anmerkungen zu Polen und Tschechen, dann endet der Brief mit „freundlichen Grüßen“ und der Aufforderung, „sich diese Zeilen durch den Kopf gehen zu lassen“.
Im Jänner 2014 folgt dann der nächste Brief mit ähnlichem Adressatenkreis. In ihm fordert er die Gemeindevertreter auf, bei einer Gedenkveranstaltung im Jänner 2014 nicht aus den Memoiren von Hans Maršálek lesen zu lassen. Maršálek war nicht nur KZ-Häftling und bis zu seinem Tod mahnendes Gewissen des KZ Mauthausen, sondern auch sein wichtigster Chronist.
Die Holocaustleugner fordern ja immer und überall die Meinungsfreiheit ein, die ihrer Meinung nach auch dort gelten muss, wo etliche europäische Staaten Strafbestimmungen für Hetze, Wiederbetätigung bzw. Holocaustleugnung geltend machen. Im konkreten Fall aber fordert ein Arzt und verhinderter Abgeordneter von politischen Behörden (Gemeindevertretung und Bürgermeister) sogar die Zensur eines Opfers des NS-Terrors. Nach der Zensur-Forderung kommt dann im Brief der schöne Spruch „Ohne Wahrheit keine Gerechtigkeit”. Mit dem wollte er schon bei der NR-Wahl punkten – ohne Erfolg.
P.S: Die Nazi-Schmierereien beim KZ Mauthausen aus den Jahren 2009, 2010 und 2014 sind übrigens noch immer nicht aufgeklärt.