Mauthausen/Linz: Ein Holocaustleugner demnächst vor Gericht

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Am 22. Jän­ner hät­te in Linz ein Pro­zess wegen des Ver­dach­tes der NS-Wie­der­be­tä­ti­gung gegen einen pen­sio­nier­ten Arzt statt­fin­den sol­len. Der Arzt hat­te in Brie­fen an den Bür­ger­meis­ter und die Gemein­de­ver­tre­tung von Maut­hau­sen den Holo­caust geleug­net und die Gemein­de­ver­tre­ter auf­ge­for­dert, zu recher­chie­ren und nicht Lügen zu verbreiten.

Was bringt einen pen­sio­nier­ten Arzt dazu, Brie­fe an sei­ne Gemein­de­ver­tre­ter zu schrei­ben, in denen er den Holo­caust als eine „Lüge der kha­sa­ri­schen zio­nis­ti­schen Banks­ter­ban­de“ bezeich­net und für sei­ne Beweis­füh­rung aus­ge­rech­net den grei­sen rabia­ten Anti­se­mi­ten Robert Fau­ris­son her­an­zieht, der schon mehr­mals wegen Holo­caust­leug­nung vor Gericht stand und auch ver­ur­teilt wurde?

Der Zahn­arzt war 2013 Mühl­vier­tel-Spit­zen­kan­di­dat der Christ­li­chen Par­tei Öster­reichs (CPÖ) bei den Natio­nal­rats­wah­len. Im Wahl­kampf bezeich­ne­te er gegen­über der Bezirks­rund­schau für Grein Homo­se­xua­li­tät als „abar­tig, ekel­haft und krank“. Der Pro­test gegen die­se het­ze­ri­schen Äuße­run­gen über­sprang lei­der nicht ein­mal die Leser­brief­spal­ten der „Bezirks­rund­schau“.

Die öffent­li­che Het­ze gegen Homo­se­xua­li­tät fand im August 2013 statt. Den ers­ten Brief an Gemein­de­amt und Gemein­de­rat der Markt­ge­mein­de Maut­hau­sen sowie an die Ver­wal­tung des KZ Maut­hau­sen schrieb der Zahn­arzt schon vor­her – im April 2013. Der Betreff die­ses Brie­fes: „KZ-Gedenk­stät­te, bzw. Umwand­lung die­ser – um der Wahr­heit Genü­ge zu tun – in eine Gedenk­stät­te für alli­iert und kha­sar-zio­nis­ti­sche Gräu­el­pro­pa­gan­da und deren Siegerlügen!”

Nach eini­gen kur­zen Hin­wei­sen auf Holo­caust­leug­ner wie Fau­ris­son und Ras­si­ni­er kommt Josef K. auch schon zu sei­nen Schluss­fol­ge­run­gen („zum heu­ti­gen Tag fol­gen­der Stand“): „Es hat kei­ne Gas­kam­mern gege­ben. (…) Deutsch­land und Hit­ler sind unschul­dig am 2. Welt­krieg.“ Es fol­gen noch eini­ge ras­sis­ti­sche Anmer­kun­gen zu Polen und Tsche­chen, dann endet der Brief mit „freund­li­chen Grü­ßen“ und der Auf­for­de­rung, „sich die­se Zei­len durch den Kopf gehen zu las­sen“.

Im Jän­ner 2014 folgt dann der nächs­te Brief mit ähn­li­chem Adres­sa­ten­kreis. In ihm for­dert er die Gemein­de­ver­tre­ter auf, bei einer Gedenk­ver­an­stal­tung im Jän­ner 2014 nicht aus den Memoi­ren von Hans Maršá­lek lesen zu las­sen. Maršá­lek war nicht nur KZ-Häft­ling und bis zu sei­nem Tod mah­nen­des Gewis­sen des KZ Maut­hau­sen, son­dern auch sein wich­tigs­ter Chronist.

Die Holo­caust­leug­ner for­dern ja immer und über­all die Mei­nungs­frei­heit ein, die ihrer Mei­nung nach auch dort gel­ten muss, wo etli­che euro­päi­sche Staa­ten Straf­be­stim­mun­gen für Het­ze, Wie­der­be­tä­ti­gung bzw. Holo­caust­leug­nung gel­tend machen. Im kon­kre­ten Fall aber for­dert ein Arzt und ver­hin­der­ter Abge­ord­ne­ter von poli­ti­schen Behör­den (Gemein­de­ver­tre­tung und Bür­ger­meis­ter) sogar die Zen­sur eines Opfers des NS-Ter­rors. Nach der Zen­sur-For­de­rung kommt dann im Brief der schö­ne Spruch „Ohne Wahr­heit kei­ne Gerech­tig­keit”. Mit dem woll­te er schon bei der NR-Wahl punk­ten – ohne Erfolg.

P.S: Die Nazi-Schmie­re­rei­en beim KZ Maut­hau­sen aus den Jah­ren 2009, 2010 und 2014 sind übri­gens noch immer nicht aufgeklärt.