Schon vor dem Anschlag auf den jüdischen Supermarkt gab es in Frankreich eine stark steigende Anzahl von Attacken auf jüdische Einrichtungen und (Mord) Anschlägen auf jüdische Personen. Der alte politische Antisemitismus der extremen Rechten (verkörpert durch Jean Marie Le Pen) ist nicht verschwunden, aber durch einen neuen Antisemitismus, der sich seine Legitimation vordergründig über die Politik Israels holen will und vor allem bei jungen muslimischen Zuwanderern verbreitet ist, in den Hintergrund gedrängt worden.
Obwohl dieser neue Antisemitismus in Frankreich besonders massiv und gewalttätig in Erscheinung tritt, gibt es ihn auch in Österreich, wie die antisemitischen Hetzpostings auf der Facebook-Seite von Außenminister Kurz oder gegen die ORF-Moderatorin Lisa Gadenstätter, aber auch die tätliche Attacke auf die Fußballer von Maccabi Haifa in Bischofshofen belegen.
Der „alte” Antisemitismus ist aber nicht minder lebendig. Als Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, kritisierte, dass bei der Gedenkkundgebung für die Opfer der Terroranschläge von Paris am Ballhausplatz in Wien die jüdischen Opfer bzw. der gezielte Angriff auf Juden ausgeblendet wurde („Alle sind Charlie, keiner ist Jude“), erntete er öffentlich Unverständnis (Vizekanzler Mittlerlehner meinte etwa zunächst, es wäre nicht sinnvoll gewesen, nach Religion oder sonstigen Zugehörigkeiten zu differenzieren) und Schweigen, abseits der medialen Öffentlichkeit aber zahlreiche Stellungnahmen, die zum Großteil antisemitischer Natur waren. Das „Forum gegen Antisemitismus“ hat einige dieser Zuschriften veröffentlicht.