Nach den rechtsextremen Krawallen in Köln wird bereits für die nächsten Kundgebungen mobilisiert: Für Hamburg und Berlin sind im November Demonstrationen angemeldet worden. Auch in Österreich formiert sich die Hooligan-Szene in den sozialen Netzwerken und ruft nach Aktionen. Immer mit dabei: Neonazis.
Sie sprießen wie die Schwammerln aus dem braunen Boden – die diversen Hooligan-Gruppen gegen Salafisten in den sozialen Netzwerken erleben rasanten Zuwachs. In der BRD wird nach der Krawall-Demo von Köln am Sonntag bereits für die nächsten Aufmärsche mobilisiert: Am 9. November soll in Berlin und am 15. November in Hamburg demonstriert werden. Die Hooligans sind euphorisiert durch die Berichterstattung und das öffentliche bzw. mediale Interesse und stürmen zunächst einmal die diversen Fanseiten in den sozialen Netzwerken.
Auch in Österreich ist das Interesse an Aktivitäten deutlich gestiegen. War zunächst nur die Gruppe „HogeSa Demo Köln – Anreise Wien/Österreich“ aktiv, so buhlen derzeit schon mehrere Gruppen um das Interesse der österreichischen Hools. Ihr gemeinsamer Nenner: Überall sind Neonazis und Nazi-Hooligans dabei. Bisher war ein Gutteil der Hooligan-Szene durchaus eher unpolitisch. Tendenziell zwar rechts orientiert und gewaltbereit, aber mit den Neonazis wollten viele Hools doch eher nichts zu tun haben. Das ändert sich durch die derzeitige Mobilisierung und Aktivierung.
In der expandierenden Szene der Hooligan-Gruppen gegen Salafisten sind die neonazistisch orientierten Gruppen wie „Unsterblich“ bzw. „Eisern Wien“ (das Bindeglied zu rechten Rapid-Hools) über einzelne Personen gut vertreten. Etliche „Unsterblich“-Aktivisten sind in der Vergangenheit durch neonazistische Provokationen und Aktivitäten aufgefallen – nicht nur im Stadion der Wiener „Austria“, wo sie als Fanklub gesperrt worden sind und Hausverbot haben.
„Unsterblich“-Aktivisten stehen derzeit in Wien wegen des Angriffs auf das Ernst Kirchweger Haus (EKH) vor Gericht (die Verhandlung wurde vertagt). Einer der Angeklagten ist Michael K.. Eigentlich ist er das Herz von „Ultras Sur Wien“, einer Mini-Fangruppe, die zumeist im Gefolge bzw. Umfeld von „Unsterblich“ agiert hat. „Ultras Sur Wien“ haben es geschafft, von Anders Behring Breivik wahrgenommmen zu werden; die Mailadresse war in dem Verteiler, über den Breivik sein Hetzmanifest verschickt hat.
Michael K. ist nach eigenem Bekunden auch einer der wenigen Österreicher, die zur Hooligan-Schlägerei nach Köln gefahren bzw. geflogen sind. Vor Gericht, im EKH-Prozess, präsentiert sich Michael K. als einer, der mit „Unsterblich“ nur am Rande und „flüchtig“ zu tun gehabt habe: „Die sieben Verdächtigen haben eines gemeinsam: Sie kennen zwar ‚Unsterblich Wien’, wollen aber mit der als ‚gewaltbereit und rassistisch’ (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes) beschriebenen Bewegung nichts zu tun haben.“ (Kurier)
„Unsterblich“-Aktivisten sind nicht zum ersten Mal auf expliziten Neonazi-Veranstaltungen unterwegs. Gut dokumentiert ist etwa ein Ausflug zum NPD-Pressefest 2010. „Alfred J. Kwak“ organisierte damals den Bus, mit dabei jedenfalls Kurtl F. und Stefan E.: „Ich bin Dabei ;-) 14/88″

Damals waren die „Unsterblich“-Aktivisten noch ziemlich offen auf Facebook unterwegs. Daher waren auch ihre Verbindungen und Beziehungen zu blauen Funktionären wie Dietmar R. kein Geheimnis. Mittlerweile sind sie etwas vorsichtiger geworden – wie die blauen Verbindungsleute, die auch jetzt in den Gruppen aktiv sind. Patrick S. etwa ist kein „Austria“-Fan, sondern ein „Rapidler“. Für die österreichische „HoGeSa“-Gruppe, die sich jetzt „HoGeSa Reisegemeinschaft Österreich“ nennt, hat er etliche Mitglieder benannt. Dem „Standard“ wollte er nicht viel erzählen, nur so viel: „Ich fahre nicht hin. Ich finde das nicht relevant.“ Ganz so stimmt das nicht, denn eigentlich wollte er schon.
Fortsetzung folgt.