Anders Behrend Breivik hat knapp vor den mörderischen Attentaten sein Manifest per Mail mit einem Begleitschreiben an ausgewählte Adressaten verschickt. Wer waren die EmpfängerInnen? Wir haben im ersten Teil die aus internationalen Medien bekannten Adressaten vorgestellt – fast ausschließlich Rechtsextreme und Neonazis. Uns liegt eine Mailliste vor, die rund 1.000 EmpfängerInnen umfasst – auch ÖsterreicherInnen befinden sich darunter.
Die Mail-Liste stammt von einer Person, die selbst Adressat des Breivik-Manifests war. Unklar ist, ob Breivik mehrere Tranchen verschickte, also der Personenkreis noch größer ist oder ob über BCC (blind carbon copy) weitere Mails abgesetzt wurden.
Zu finden sind zahlreiche Adressen, die relativ deutlich über die Gesinnung der EmpfängerInnen Auskunft geben: Einsatzgruppenss88, aryanterrorisme, kill4athrill88, b14words, kenny88, adam-88, big mac1488, blitzkrieg88, renee14_88, mussolinibenito118, ultima_thule88, combat18, sniper8888, screwdriver, natureslaw88 usw.
AdressatInnen mit der Kennung .at sind rar, aber natürlich können sich hinter „com-Adressen” ÖsterreicherInnen verbergen. Auch die dümmsten Neonazis schätzen die Vorteile von Wegwerf-Adressen. Wir haben die Liste deshalb insgesamt durchgearbeitet. Dabei sind weitere „Verdächtige“ hängengeblieben. Festzuhalten ist: Adressat eines Mail des Attentäters von Oslo zu sein, begründet keinen Verdacht einer strafbaren Handlung!
Im Falle der österreichischen Mailadresse „Ultrassurwien“ sind wir uns allerdings sicher, einen Rechtsextremisten identifiziert zu haben. „Ultrassurwien“ wird für rechtsextreme bzw. neonazistische Provokationen bei Spielen der Wiener „Austria“ verantwortlich gemacht: etwa das Transparent „Josue Libertad“.
(Faksimile von perlenigel.de) „der michael aus wien” zeigt in der Signatur eines Forums Solidarität mit einem Mörder. Am 11. November 2007 stach Josue Estébanez einem Jugendlichen, der sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zu einer antifaschistischen Demonstration befand, in einer Madrider U‑Bahn aus politischer Motivation ein Messer ins Herz.
Für die zweite Mail-Adresse mit .at-Domain konnten wir, so wie für die weiteren Österreich-affinen, keine eindeutige Zuordnung treffen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass das Geschreibsel von Breivik an zumindest sechs Adressen in Österreich verschickt wurde. Die „Salzburger Nachrichten“ berichteten in ihrer Ausgabe vom 4.8.2011 davon, dass diese Zahl vom Innenministerium bestätigt wurde: „Es soll sich um mindestens sechs Personen – darunter auch Vereine und Organisationen – handeln.“ (SN 4.8.2011)
➡️ Die rechtsextremen Adressaten von Breiviks Manifest (I)