Eigentlich ist ja alles ganz anders! Seit Jahr und Tag verbreiten die FPÖ und ihr Chef Strache, dass es nicht die kreuzbraven, tüchtigen und blauen Fans sind, die braunen Mist auf der Facebook-Seite von Strache und anderen Blauen hinterlassen, sondern Provokateure, vorzugsweise Linke und User, die in den USA gemeldet sind.
Beim verhinderten Stadtschulratsvize Maximilian Krauss könnte man ja noch annehmen, dass er wirklich glaubt, was er da von sich gibt: „Aber ich glaube, in den meisten Fällen handelt es sich wie gesagt um Fake-Profile, wo auch dann die Ergebnisse zeigen, das sind User, die in Amerika angemeldet wurden. Das sind gar nicht unsere Wähler, das stimmt so nicht!” (ZIB 24, 14.9.13) Aber auch Strache, Vilimsky und Harald Stefan reden von „Provokateuren“, die da angeblich am Werk sind, um Strache und die Blauen zu diskreditieren.
Obwohl der Schwachsinn mit den Provokateuren schon mehrmals widerlegt wurde, taucht er immer wieder auf. Heimat ohne Hass (HoH) hat sich die Mühe angetan und Straches Facebook-Konto „über mehrere Monate intensiv beobachtet“.
Resultat der Beobachtungen:
- Es sind in der Regel FPÖ-nahe Personen, die braunen Mist (im Sinne von Hetze oder NS-Postings) auf Straches Konto absondern.
- Der Mist darf dann zumeist einige Stunden auf Straches Timeline vor sich hindampfen und Wirkung entfalten, bevor er verborgen oder gelöscht wird.
- Wirklich gelöscht und auch blockiert werden gerne die Kritiker des braunen Mülls.
Wenn der Schmäh mit den Provokateuren nicht zieht, dann müssen andere Ausreden her. Bei so vielen Postings verliert man den Überblick, unmöglich das alles zu überblicken, das ist nicht zu schaffen, der Parteichef ist überfordert:
Ich habe über 205.000 Personen auf meiner Seite, ein überwiegender Teil wohl Anhänger, aber auch Gegner. Da gibt es von allen Seiten oftmals Postings, die unter jeder Sau sind. Wenn ich das sehe, lösche ich sie, blockiere sie und bringe das zur Anzeige. Ich schaffe es nur nicht immer. (Strache zit. im „Standard“, 26.7.14)
Die Wirklichkeit bei Straches Facebook-Erregungsmaschine erklärt Harald Stefan dem ORF (30.9. 14) erstaunlich offen. Da gibt es zunächst die berühmten Reizwortfilter, mit denen bestimmte Hasswörter ausgesiebt werden sollen. Mit rund 50 Wörtern wurden die Filter 2013 bei ihrer Einrichtung bestückt. Begriffe wie „Hitler, Jude, Gas, Neger, Nazi, Mauthausen, antisemitisch oder Arbeitslager“ führten automatisch zum Verbergen des Kommentars, hat „News“ herausgefunden.
„News“ hat in seiner neuen Ausgabe das Experiment mit den gesperrten Wörtern und dem Filter wiederholt und dabei entdeckt, dass „Anzünden“ keine Probleme macht, das Reizwort „Strache“ schon:
Schreibt man „anzünden” — und meint hoffentlich nur eine Kerze — wird das Posting für alle User sichtbar, schreibt man auf Heinz-Christians Straches Seite „Strache”, dann nicht. Der Beitrag ist nur für einen selbst und die eigenen Facebook-Freunde sichtbar, alle anderen sehen ihn nicht. (News 43 vom 23.10.14)
Harald Stefan erklärt munter weiter:
Also da werden schon einmal Dinge ausgefiltert. Und zusätzlich betreut noch ein Team diese Facebook-Seite und schaut, dass wir hier möglichst alle Hassmitteilungen oder Gewaltaufrufe und so weiter rausfiltern, weil wir das natürlich strikt ablehnen. (ORF ZIB2, 30.9.14)
Wer aber ist das Team, von dem Stefan gesprochen hat? Das wird leider nicht verraten. Auch die FB-Seite von HC Strache schweigt sich dazu aus. Klingt ja viel besser, wenn Strache erklärt, dass er persönlich eh alles unternimmt, um den Dreck wegzuräumen, es aber leider nicht immer schafft!
Die „Salzburger Nachrichten“ (1.2.14) haben mit Joachim Stampfer „Straches rechte Hand in den sozialen Netzwerken“ gefunden. Ob er es war, der im Juli gerade im Urlaub war, als sich der „Standard“ (4.7.14) wegen der vielen Hass-Postings auf Straches Seite kundig machen wollte? Da hieß es nämlich aus der FPÖ, der Verantwortliche sei gerade auf Urlaub.
Viel interessanter ist aber der nächste, sehr erhellende Satz des FPÖ-Sprechers, der vielleicht nicht so gefallen wäre, wenn der Verantwortliche gerade im Dienst gewesen wäre: „Ein Abdrehen der Postings komme aber nicht in Frage, da die ‚Seite von ihrer Kommentaren lebt’.“ (Standard, 4.7.14)
Eine Frage bleibt dennoch: Was ist mit den vielen Anzeigen passiert, die Strache und sein Team angeblich gegen die Mistposter, die die Reizwortfilter verdrecken, angeblich erstattet haben? Albert Steinhauser, Abgeordneter der Grünen, wird dazu den Justizminister befragen, dessen Staatsanwaltschaften ja unter der Flut der abertausend Sachverhaltsdarstellungen schon längst zusammengebrochen sein müssten.