Noch eine Nachlese zum Skandalurteil gegen Josef S.

Das Skan­dal-Urteil gegen Josef S. wird in den Medi­en aufgear­beit­et. Nach der pointierten Zusam­men­fas­sung des Prozess­es durch Spiegelon­line „Schuldig aus Man­gel an Beweisen“ lässt die „Wiener Zeitung“ die Strafrecht­lerin Petra Vel­ten zu Wort kom­men. Am ein­drucksvoll­sten aber das Inter­view mit Josef S. im „Stan­dard“, der auch einen abso­lut lesenserten „Kom­men­tar der Ander­ern“ von Rein­hard Kreissl liefert.

Aus dem Stan­dard-Inter­view mit Josef S., das online in ein­er län­geren Ver­sion zu lesen ist, zitieren wir hier die Schluss-Passagen:


derStandard.at: Der Staat­san­walt hat in Zusam­men­hang mit den Anti-Akademiker­ball-Protesten von Ter­ror­is­mus gesprochen. Ver­ste­hen Sie das?
Josef S.: Ich fand es ziem­lich mak­aber. Jena ist nun ein­mal die Heimat­stadt des NSU. Ralf Wohlleben, der mitangeklagt ist, hat lange Zeit im sel­ben Vier­tel gewohnt wie ich. Der Tag der Urteilsverkün­dung war noch dazu der dritte Jahrestag von Uttoya, wo Anders Breivik 77 Men­schen umge­bracht hat. Bei der Demo gegen den Akademiker­ball ist nie­mand gestor­ben. Das sollte man schon unter­schei­den – ger­ade als Staatsanwalt.
derStandard.at: Wie wird dieser Prozess Ihr kün­ftiges Engage­ment beeinflussen?
Josef S.: Ich werde mir jet­zt schon zweimal über­legen, auf welche Demo ich fahre. Wenn ich nach der Beru­fung eine Bewährungsstrafe habe, dann wird sie natür­lich bei ein­er Demo immer über einem schweben. Da wird man sich schon fra­gen: Fahre ich da jet­zt wirk­lich hin? Auf der anderen Seite würde ich sagen: Das ist Repres­sion. Da reagiert man dann schon wider­ständig und sagt: Vielle­icht mache ich dann noch mehr Politik.


Der Kom­men­tar der „derStandard“-Redakteurin Maria Sterkl, die das Inter­view geführt hat, beschäftigt sich mit dem ram­ponierten Image der Jus­tiz, Rein­hard Kreissl in seinem Kom­men­tar der Anderen mit dem Ver­sagen der Poli­tik.