„Zur Zeit” und das Novemberpogrom

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In der Nacht von 9. Auf 10. Novem­ber 1938 wur­den wäh­rend der Novem­ber­po­gro­me in Öster­reich 27 Jüdin­nen und Juden ermor­det und 88 schwer ver­letzt. In Wien wur­den 42 Syn­ago­gen teils voll­stän­dig zer­stört, 4.000 Geschäf­te ver­wüs­tet und 2.000 Woh­nun­gen „ari­siert”. Es war der Auf­takt der soge­nann­ten indus­tri­el­len Mas­sen­ver­nich­tung durch die Nazis, mit sechs Mil­lio­nen toten Juden und Jüdin­nen. Die Nazis ver­harm­los­ten das Novem­ber­po­grom als „Reichs­kris­tall­nacht”, der Begriff spielt zynisch auf die vie­len zer­bro­che­nen Fens­ter und Kris­tall­leuch­ter der Syn­ago­gen und Geschäf­te an.

Das Maga­zin „Zur Zeit” nimmt mit einer Kar­ri­ka­tur Bezug auf den Begriff und und stellt damit „die Anti-Aka­de­mi­ker­ball-Pro­tes­te, bei denen meh­re­re Schau­fens­ter­schei­ben zu Bruch gin­gen, auf die­sel­be Stu­fe, indem er den Abend des 24. Jän­ner in einer Kari­ka­tur als ‚Kris­tall­nacht 2014’ bezeich­net”, berich­tet „Der Stan­dard”. Her­aus­ge­ber ist Andre­as Möl­zer, Spit­zen­kan­di­dat der FPÖ bei der Europawahl.

Der Gene­ral­se­kre­tär der FPÖ, Her­bert Kickl, ver­tei­dig­te in einer Aus­sendung am Mitt­woch den Ver­gleich und bie­tet eine Erklä­rung an: „Abge­se­hen davon sei ein Ver­gleich kei­ne Gleich­set­zung, son­dern die­ne dazu Unter­schie­de her­aus­zu­ar­bei­ten.” Die­ser bestechen­den Logik konn­ten wohl nicht alle fol­gen. So ist auf der Web­site von „Zur Zeit” zu lesen: „Die Domain ‚www.zurzeit.at’ wur­de gesperrt.”

derstandard.at — Maga­zin von FPÖ-Kan­di­dat Möl­zer mit NS-Verharmlosung
derstandard.at — FPÖ ver­tei­digt „Kristallnacht”-Cartoon

OTS: Bayr zu FPÖ-„Kristallnacht”-Vergleich: Mit uner­träg­li­cher Täter-Opfer-Umkehr muss end­lich Schluss sein