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Russischer Neonazi verhaftet

Der rus­si­sche Neo­na­zi und „Schwu­len­jä­ger“ Maxim Mar­zin­ke­witsch, der sich im Vor­jahr nach einem Haft­be­fehl nach Kuba abge­setzt hat­te, wur­de ver­gan­ge­nes Wochen­en­de dort fest­ge­nom­men. Mar­zin­ke­witsch, Kopf der Neo­na­zi­grup­pe „For­mat 18“, hat­te in den ver­gan­ge­nen Jah­ren im sozia­len Netz­werk „vk.com“ etli­che Vide­os ver­öf­fent­licht, in denen Schwu­le gefol­tert und gede­mü­tigt wur­den. Die rus­si­schen Neo­na­zis machen sich die weit […]

23. Jan 2014

Die rus­si­schen Neo­na­zis machen sich die weit ver­brei­te­ten Vor­ur­tei­le, Ängs­te und Het­ze gegen homo­se­xu­el­le Men­schen, Obdach­lo­se und Arbeits­mi­gran­tIn­nen (vor allem aus Zen­tral­asi­en) im Lan­de zunut­ze und erhal­ten dafür brei­ten Zulauf. Unter Prä­si­dent Jel­zin wur­de Homo­se­xua­li­tät ent­kri­mi­na­li­siert, unter Putin aber im Vor­jahr in der Duma ein Gesetz ver­ab­schie­det, das die Pro­pa­gan­da von Homo­se­xua­li­tät unter Min­der­jäh­ri­gen unter Stra­fe stellt. Die ortho­do­xe Kir­che des Lan­des hat sich erst kürz­lich für ein Refe­ren­dum aus­ge­spro­chen, mit dem „sol­che sexu­el­len Kon­tak­te voll­stän­dig aus dem Leben unse­rer Gesell­schaft ver­bannt wer­den soll­ten“ (derstandard.at).


Maxim Mar­zin­ke­witsch

Mar­zin­ke­witschs Neo­na­zi-Trup­pe „For­mat 18“ atta­ckier­te in der Ver­gan­gen­heit nicht nur Homo­se­xu­el­le, son­dern auch Obdach­lo­se und Aus­län­der, die bru­tal zusam­men­ge­schla­gen und dabei gefilmt wur­den. Die Vide­os wur­den dann auf „vk.com“ gestellt und sind teil­wei­se noch immer öffent­lich zugäng­lich. Die Schlä­ge­rei­en und Fol­te­rungs­ak­tio­nen der Grup­pe bil­de­ten die Grund­la­ge für den pseu­do­do­ku­men­ta­ri­schen Film „Rus­sia 88“ (deut­sche Ver­si­on: Skin­heads 88).

Für die Atta­cken gegen Homo­se­xu­el­le grün­de­te Mar­zin­ke­witsch die Grup­pe „Occu­py Pädo­phi­lie“. Mit dem Namen nutzt er das in der Bevöl­ke­rung weit ver­brei­te­te Vor­ur­teil, wonach Homo­se­xua­li­tät mit Pädo­phi­lie gleich­zu­set­zen sei. Mit Pädo­phi­lie wird das sexu­el­le Inter­es­se bzw. die sexu­el­le Stö­rung von Men­schen bezeich­net, die sich auf unmün­di­ge Kin­der bzw. Jugend­li­che vor der Geschlechts­rei­fe bezieht. Die Mit­glie­der von „Occu­py Pädo­phi­lie“ geben sich aller­dings als Min­der­jäh­ri­ge aus, die sich über ein­schlä­gi­ge Chats mit ihren zumeist eben­falls jugend­li­chen schwu­len Opfern in Woh­nun­gen ver­ab­re­den, sie dort miss­han­deln, fol­tern und demü­ti­gen, dabei fil­men und die Vide­os dann im Inter­net ver­öf­fent­li­chen. Auf „vk.com“ hat Mar­zin­ke­witsch ali­as „Tesak“ (deutsch: die Mache­te) mehr als 130.000 Fol­lower. Angeb­lich gibt es bereits meh­re­re hun­dert Grup­pen von „Occu­py Pädo­phi­lie“ im Land.


Von „Occu­py Pädo­phi­le” miss­han­del­te schwu­le Jugendliche

Grund für den Haft­be­fehl gegen Mar­zin­ke­witsch ist sei­ne Ankla­ge wegen Auf­wie­ge­lung zum Hass gegen sozia­le und eth­ni­sche Grup­pen. Damit sind aber nicht die Atta­cken von „Occu­py Pädo­phi­lie“ gemeint, son­dern offen­sicht­lich Vide­os, in denen er zu Pogro­men gegen Arbeits­mi­gran­tIn­nen auf­ge­ru­fen und deren Depor­ta­ti­on gefor­dert hat­te. Im Febru­ar des Vor­jah­res war er in Bela­rus ver­haf­tet wor­den, wo er an der Miss­hand­lung von weiß­rus­si­schen Anti­fa­schis­ten betei­ligt war.

Der­zeit ist noch unklar, ob die Ver­haf­tung von Mar­zin­ke­witsch über­haupt zu einer Aus­lie­fe­rung nach Russ­land füh­ren wird. Die „TAZ“ schreibt dazu„Beob­ach­ter fürch­ten, dass sich der Rechts­streit bis nach den Olym­pi­schen Spie­len hin­zie­hen wer­de und der Natio­na­list anschlie­ßend ohne gro­ßes Auf­se­hen das kuba­ni­sche Gefäng­nis ver­las­sen könnte.“

„Die Pres­se“ hat zur Ver­haf­tung von Mar­zin­ke­witsch und des­sen wider­li­chen Fol­ter­prak­ti­ken einen durch­aus infor­ma­ti­ven Bericht ver­öf­fent­licht, in dem aller­dings eben­falls von „schwu­len Pädo­phi­len“ die Rede ist.