Dann bin ich ja ein Mörder. Film und Publikumsgespräch
Walter Manoschek — A 2012 | dt. OV | 70 Min.
Im Anschluss Publikumsgespräch mit Walter Manoschek
Am 29. März 1945 erschießen drei SS-Männer im burgenländischen Deutsch Schützen knapp 60 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter. Das Verbrechen ist als „Massaker von Deutsch Schützen“ in die Geschichte eingegangen. Einer der mutmaßlichen Mörder ist SS-Unterscharführer Adolf Storms, der für die Tat nie zur Rechenschaft gezogen wurde.
Dem Politikwissenschafter Walter Manoschek gelingt es 63 Jahre später den als Pensionist in Duisburg lebenden Adolf Storms aufzuspüren und ihn mit dem damaligen Geschehen zu konfrontieren. Er führt mit ihm längere Gespräche — in denen der Täter jedoch die konkrete Erinnerung verweigert. Redend umkreist und vermeidet er die Geschehnisse, dabei mehr offenbarend, als ein Prozess es je könnte. „Von der Seite eines Wissenden betrachtet”, schreibt Elfriede Jelinek über den Film, „in aller Klarheit, ohne Naivität, sogar ohne Dämonisierung der Täter. Das ist eine große Kunst”.
Adolf Storms starb 2010.
Walter Manoschek: A.o. Univ.Prof.am Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien. Forscht und publiziert seit vielen Jahren zu den Themen Nationalsozialismus und Holocaust. Mitgestalter der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941–1944”. 2009 gibt er die Studie „Der Fall Rechnitz. Das Massaker an Juden im März 1945” heraus.