Wer sich gegen Burschis wehrt steht links, wer demonstriert gilt gar als Terrorist
Österreich feiert alljährlich seinen Rechtsextremismus. Wien lädt zum „Akademikerball“ in die Hofburg und Linz zum Burschenbundball in das Palais des Kaufmännischen Vereins. Die Gäste werden kommen und das Tanzbein schwingen, ganz freiwillig und entspannt zur „festlichen Inszenierung des Deutschnationalismus“. Organisiert wird der Ball von Burschenschaften, auch von Schlagenden.
Was heute als Event gesehen, verlangt morgen vielleicht nach Verantwortung. Wer heute Faschismus kritisiert, wird vielfach verachtet, steht links, und wer dagegen demonstriert gilt gar als „Terrorist“. Wer heute diesen Ball besucht, lässt die Verantwortung außer Acht, will später wieder einmal nicht dabei gewesen sein. Österreich, du Land der Opportunisten!
In Oberösterreich sind 26 deutschnationale Kooperationen registriert. Ein Viertel davon ist wegen massiver Imageprobleme inaktiv oder nur mehr ein versprengter Veteranenhaufen. Aber zwei weisen einen ganz besonderen Rechtsdrall auf.
Das sind
„Corps Alemannia Wien zu Linz“ Altenbergerstraße 74, dessen Mitglied der erschossene SA-Führer Horst Wessel war, dem heute Manfred Haimbuchner (FPÖ), Günther Steinkellner (FPÖ) oder der Verteidiger für Neonaziunwesen Andreas Mauhart (ehemals FPÖ, nunmehr Team Stronach) angehören.
und
„Arminia Czernowitz zu Linz“, Lindengasse 6 mit der Leitfigur Detlef Wimmer, jener selbsternannte Sicherheitsstadtrat , der sich verdammt gerne mit der Polizei umgibt, aber wegen schwerer Sicherheitsbedenken vom Bundesheer entordert wurde, und den 20. April (Hitlers Geburtstag) trotz Regens schon mal einen Schönwettertag nannte.
Jeder Bursche, der einer derartigen rechtsextremen Verbindung angehört, musste sich einer radikalen Ideologisierung und pathologischen sadistischen Ausbildung unterziehen und stellt heute das rassistische und antisemitische Personalreservoir der einzigen sozialen Heimatpartei Österreichs dar.
Der Rechtsextremismus tanzt. Die Krake Faschismus süffelt Sekt. Sie fühlt sich wohl in der Mitte der Gesellschaft. Die Eiterbeule Neonazismus verpestet die Demokratie. Im Fahrwasser unserer Gesellschaft herrscht Gleichgültigkeit. Kritiker werden zu „Gutmenschen“ abgestempelt. Demonstranten als „Terroristen“ verunglimpft. Die Tanzenden halten sich für die „neue Juden“. Allerdings: deren Kreuze haben Haken und deren Welt ist eine einzige Verschwörung und Unterjochung.
Sie tanzen nicht, sie treten nieder, die immer zarte Pflanze der Demokratie.
„Schützt sie die Demokratie mit friedlichen Mitteln, die ihr gerecht werden und sie verteidigt. Wenn notwendig auch mit Demonstrationen, das ist unser legitimes Recht. Bewahrt sie vor der Vereinnahmung Ewiggestriger! So wie ich den Eid auf Österreichs Verfassung und die Gesetze abgelegt habe. Daran werde ich immer festhalten zum Wohle unserer Demokratie.
Uwe Sailer