Der Salzburger Verfassungsschutz geht laut „Standard“ (19.12.13) davon aus, dass es sich bei den Nazi-Schmierern am Kommunalfriedhof möglicherweise „um eine eigene neue Tätergruppe“ handelt. Als Begründung wird das Schriftbild und der Bezug zur Gedenkstätte angeführt. Bei letzterem ist wohl gemeint, dass einerseits die Stolper-Nazis deutlich antisemitische Botschaften transportiert haben und andererseits das jetzt geschändete Ehrenmal am Kommunalfriedhof nach Ansicht des Salzburger Historikers Gert Kerschbaumer „christlich und patriotisch“ geprägt ist.
Die Friedhof-Nazis haben den Namen des 1939 ermordeten SA-Mannes Horst Wessel mit den Runen der SS geschmiert, also jener (SA-)Truppe, die 1934 die gesamte SA-Spitze ermordete. Der Hinweis des Historikers Gert Kerschbaumer ist zweischneidig. Mit seinen eigenen Forschungen belegt er in einer – übrigens lesenswerten – Publikation die nicht sehr rühmliche Entstehungsgeschichte des Ehrenmals, das zu Silvester 1955 eröffnet und eingeweiht wurde. Bei der Eröffnung des Ehrenmals, das aus der Abwehr eines eindeutigen Denkmals entstanden war, legte auch eine Abordnung der Freiheitlichen Partei einen imposanten Kranz mit blauer Schleife nieder mit der Inschrift: „Dem Gedenken der Opfer – der Nationalen und Freiheitlichen“. Kerschbaumer schreibt dazu:
Darunter versteht die FPÖ keineswegs die Opfer des Nazi-Terrors (…), sondern ausdrücklich die eigenen „Opfer für Freiheit und Menschenwürde“, nämlich jene illegalen Nationalsozialisten, die in der österreichischen Diktatur verfolgt oder hingerichtet worden sind, wie aus einem Bericht des FPÖ-Organs Die neue Front unschwer hervorgeht.
Von dieser Geschichte des Ehrenmals waren die Salzburger Friedhofs-Nazis vermutlich ebenso wenig belastet wie von der Zeitgeschichte insgesamt.
„Salzburg24“ (19.12.13) berichtet von einem anderen möglichen Zusammenhang mit Neonazi-Aktivitäten im benachbarten Bayern. In Traunstein wurden die Inschrift eines Gedenksteins an ein Opfer des Nationalsozialismus zerkratzt und ein Plakatständer, der auf die Ausstellung „Rechtsradikalismus in Bayern“ hinwies, beschädigt. Vermutlich ist auch dieser Bezug etwas weit hergeholt, aber er verweist immerhin darauf, dass die Salzburger Neonazi-Szene ziemlich eng verwoben ist mit der bayrischen, wie sich bei den Fans der mittlerweile geschlossenen „Odins Bar“ zeigte.