8. Mai: Zerrissene Burschis

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Weil das Bun­des­heer am 8. Mai heu­er eine ganz­tä­gi­ge Mahn­wa­che für die Opfer der Nazi-Bar­ba­rei abhält, sind Bur­schen­schaf­ter und „Volks­treue“ in erns­ten Schwie­rig­kei­ten. Der übli­che Auf­marsch zum Hel­den­tor ist so nicht mög­lich. Wohin mit ihrer Trau­er um die deut­schen „Hel­den“? in Graz ver­an­stal­tet der Ring Frei­heit­li­cher Stu­den­ten am 8. Mai einen Vor­trag mit dem Rechts­extre­men Wolf­gang Caspart.

Wolf­gang Jung, Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter der Wie­ner FPÖ und zuletzt 2011 Red­ner beim „Hel­den­ge­den­ken“, schäumt: Die von Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Klug ange­ord­ne­te Mahn­wa­che für die Opfer der Nazi-Bar­ba­rei bezeich­net er als „Tabu­bruch son­der­glei­chen“, „Repres­si­on von Sei­ten des Hee­res“ und „Pro­vo­ka­ti­on“. In sei­ner Rage ver­stieg sich Jung zu einem mehr als ver­dreh­ten Bild: „Möch­te Gerald Klug viel­leicht sein Heer künf­tig auch gegen poli­tisch Anders­den­ken­de in den Ein­satz schi­cken? Das Jahr 1934 soll­te gera­de einem SPÖ-Minis­ter Mah­nung sein.” (OTS, 5.5.2013)


Die Ein­la­dung der Bur­schen­schaf­ten zum 8. Mai 2011

Die Bur­schen­schaf­ter vom Wie­ner Kor­po­ra­ti­ons­ring und der Rat Volks­treu­er Ver­bän­de ver­such­ten sich am Tag dar­auf mit Krei­de in der Stim­me – auch nicht wirk­lich über­zeu­gend! „Mit Freu­de“ wür­den sie den wür­di­gen Rah­men zur Kennt­nis neh­men, säu­seln sie in einer Pres­se­aus­sendung vom 6.5. 2013: „Sowohl das Kon­zert der Wie­ner Sym­pho­ni­ker als auch die Mahn­wa­che des Öster­rei­chi­schen Bun­des­hee­res sind an Erha­ben­heit nicht zu über­bie­ten.“ (OTS, 6.5.2013)

Natür­lich ver­ge­hen sich die Bur­schis sogleich wie­der an der Geschich­te und an der Bedeu­tung des 8. Mai als Tag der Befrei­ung bzw. der tota­len Kapi­tu­la­ti­on der Deut­schen Wehr­macht und inter­pre­tie­ren ihn als das „Ende einer Zeit­span­ne von über 30 Jah­ren …“, wol­len ihn des­halb als Tag sehen, an dem „aller (!) Toten und Gefal­le­nen“ gedacht wird. – Das Ruf­zei­chen stammt auch von den Bur­schen­schaf­tern, die als „stil­le Teilnehmer..dem Fest­akt …bei­woh­nen“ wollen.

Wie man in den ein­schlä­gi­gen Krei­sen ohne Krei­de tickt, zeigt eine Ver­an­stal­tung, die der Ring Frei­heit­li­cher Stu­den­ten (RFS) für den 8. Mai in Graz ange­sagt hat. Als Red­ner hat sich der RFS aus­ge­rech­net Wolf­gang Cas­part aus Salz­burg ein­ge­la­den. Cas­part, lang­jäh­ri­ger Funk­tio­när der Frei­heit­li­chen Aka­de­mi­ker­ver­bän­de, hat in fast allen bekann­ten rechts­extre­men Zeit­schrif­ten von der „Aula“ bis zu den „Fak­ten“ des Horst Jakob Rosen­kranz schrift­li­che Spu­ren hin­ter­las­sen. 2003 hat er einen Offe­nen Brief an den CDU-Abge­ord­ne­ten Hoh­mann zu des­sen anti­se­mi­ti­scher Brand­re­de geschrie­ben und sich dabei eben­falls anti­se­mi­ti­scher Ste­reo­ty­pe bedient.

2007 ließ sich Cas­part im NPD-Organ „Deut­sche Stim­me“ über die „Aus­län­der­fra­ge“ aus, um dann 2010 vor einem Vor­trag des Rechts­extre­mis­ten Richard Melisch – dies­mal mit Krei­de – jede Nähe zum Rechts­extre­mis­mus zu bestreiten.

Nun ja, auf den Sei­ten des Frei­heit­li­chen Aka­de­mi­ker­ver­ban­des Salz­burg, dem Cas­part eben­falls vie­le Jah­re dien­te, konn­te man noch vor kur­zem ein Plä­doy­er für inhaf­tier­te Neo­na­zis lesen, die nach Ansicht der Ver­fas­ser „wegen Ver­brei­tung des frei­en Wor­tes“ hin­ter Git­tern waren.

Die ÖH der Uni Graz hat das Rek­to­rat auf­ge­for­dert, die Ver­an­stal­tung mit Cas­part zu ver­bie­ten, das Rek­to­rat hat abge­lehnt.