Die rechten Sprachdeuter (Teil 4): Die Freiheit der Kunst und die FPÖ

Wegen der Absage eines Konz­erts der Band Die Hinichen gibt es Aufre­gung, vor allem bei der FPÖ. Nach ein­er Inter­ven­tion des Kul­tur­sprech­ers der Wiener Grü­nen, Klaus-Wern­er Lobo, wurde ein Auftritt der „Hinichen“ in Wien storniert. Die Gruppe hat in ihrem Reper­toire vor allem wider­lich­ste sex­is­tis­che, ras­sis­tis­che und gewaltver­her­rlichende Texte. Sollen die unter „Frei­heit der Kun­st“ fallen?


Web­site der „Hinichen”

Das Konz­ert der „Hinichen“ , das am 8. Dezem­ber im Rah­men ein­er von der Stadt Wien sub­ven­tion­ierten Ver­anstal­tung hätte stat­tfind­en sollen, wurde vom Ver­anstal­ter abge­sagt. Zu Recht, wie wir meinen!

Unter den Songs der „Hinichen“ find­et sich etwa der Titel „Wir mis­chen auf im Frauen­haus“, der fol­gen­der­maßen begin­nt (Trig­ger­war­nung, anklick­en um den Text zu sehen):

„Lernst du a Maderl kennen,
du fickst es, des ist klass,
doch host es amoil gheirat,
dann denkst da: „so a Schas”,
und kriegt sie erst an Affn,
dann ist sie zum vergessen,
sie wird dann blad und a frigid,
und du bist fest angfressn.

Und gibt´s amoi an Wickel,
in’s Frauen­haus sie türmt,
doch wir san a ned deppert,
die Hüt­tn, die wird gstürmt.

Wir mis­chen auf im Frauenhaus,
yip­pie, yip­pie, yeah,
wir peitschen die Emanzen aus,
yip­pie, yip­pie, yeah,
wir treiben die Les­ben vor uns her,
yip­pie, yip­pie, yeah,
das fällt uns Kerl´s gar net schwer,
yip­pie, yip­pie, yeah.

Die Fotzen ja die ghörn verdroschen,
yip­pie, yip­pie, yeah,
zuerst auf’s Aug’ und dann in´d Goschn……“

Schon vor zehn Jahren gab es eine Beschw­erde und Anzeige wegen dieses Textes durch das Linz­er Frauen­haus. Die oberöster­re­ichis­che Sicher­heits­di­rek­tion kündigte damals an, die Web­site der „Hinichen“ werde wegen des Ver­dachts der Wieder­betä­ti­gung und Frem­den­feindlichkeit vom Innen­min­is­teri­um und vom deutschen Bun­deskrim­i­nalamt geprüft. Die Texte der Band haben sich sei­ther nicht gebessert: Titel wie „Die Fotze mein­er Frau“, „Die Hure aus dem Gemein­de­bau“, „Ker­zlschlick­er“, „Der Neger am Mit­telmeer“ gehören zum Reper­toire der Truppe. Die IG AutorIn­nen meint, bei der Inter­ven­tion han­dle es sich um „Zen­sur“. Fakt ist aber, dass sich die Ver­anstal­ter verpflichtet haben, keine Grup­pen mit „sex­is­tis­chen, ras­sis­tis­chen, gewalt­täti­gen“ Inhal­ten einzuladen.

Zum entsch­ieden­sten Vertei­di­ger der „Hinichen“ schwang sich aber der Klubob­mann der FPÖ, Johann Gude­nus auf. Die Absage des Konz­erts riecht für ihn „stark nach Amtsmiss­brauch“ und „links­faschis­tis­ch­er DDR“. Gude­nus ist „entset­zt“ und schafft es sog­ar, die Absage des Konz­erts mit dem ras­sis­tisch begrün­de­ten Wüten der Nazis gegen „entartete Kun­st“ zu vergleichen.


Die frei­heitliche Frei­heit der Kun­st I

Natür­lich darf auch der Ignazio Silone zugeschriebene Satz, „Der neue Faschis­mus wird nicht sagen: ‚Ich bin der Faschis­mus.’ Er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschis­mus.‘”, bei ihm nicht fehlen. Das Zitat ist zwar nicht beleg­bar, aber das ist der FPÖ und Gude­nus so egal wie die Frei­heit der Kun­st. Es ist die FPÖ, die regelmäßig gegen Kun­st wet­tert, von „Nihilis­mus und Per­ver­sion” und von Kun­st als „das Vul­gäre und Obszöne” spricht und seit Jahren den „Gipfel des Nieder­gangs von Kun­st und Kul­tur” herbeifantasiert.

Es sind die recht­en Sprachdeuter am Werk. So zeigt sich Gude­nus in sein­er Presseaussendung „besorgt”: „Wenn sich die Gesellschaft das bieten lässt, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis unter der Anleitung von grü­nen „Her­ren­men­schen” in Wien Kul­tur- und Kun­stzen­soren auf den Büh­nen ein- und aus­ge­hen und bes­tim­men, was darge­boten wer­den darf.”


Die frei­heitliche Frei­heit der Kun­st II

Die FPÖ-Argu­men­ta­tion mit „entarteter Kun­st“, „Her­ren­men­schen“ oder auch den „neuen Juden“ hat Meth­ode: Sie zielt auf Täter-Opfer­umkehr ab und rel­a­tiviert die Ver­brechen des Nation­al­sozial­is­mus.

Fakt ist: die Texte der “Hinichen” sind wider­lich frauen­feindlich und ver­her­rlichen Gewalt gegen Frauen. Corin­na Mil­born hat dazu einen lesenswerten Text geschrieben: “An die Vertei­di­ger der Hinichen: Was wäre, wenn da statt „Fotzen” „Neger” stünde?”

profil.at — Aufs Aug und in die Goschen
klauswerner.com — Über Frei­heit, Kun­st und Zensur
noborders.noblogs.org — hinich, hinich­er.. die Hinichen!

➡️ Die recht­en Sprachdeuter (Teil 1): FPÖ rea­n­imiert den Blockwart
➡️ Die recht­en Sprachdeuter (Teil 2): Gesin­nung­ster­ror – Umerziehung — Vernichtungsfeldzug
➡️ Die recht­en Sprachdeuter (Teil 3): Faschis­muskeulen und andere Rohrkrepierer