Der Bundesvorstand der mit freiem Auge kaum mehr wahrnehmbaren Nationalen Volkspartei (NVP) hat kurz vor dem Prozess gegen die beiden früheren NVP-Funktionäre Faller und Ruprechtsberger einen weiteren Aderlass erlitten. Der Ehrenobmann, Ex-Obmann und zuletzt Bildungsbeauftragte des Bundesvorstands, Christian Hayer ist zurückgetreten. Die Begründung, die von der NVP auf ihrer Homepage geliefert wird, riecht ein bisschen.
Bundesvorstand der NVP, damals noch mit Hayer
Die NVP hat sich einiges einfallen lassen, um eine gewaltige Entlastungsoffensive im „Politprozess“ gegen Faller und Ruprechtsberger zu bewirken. Hayer, der in Wiener Neustadt wegen NS-Wiederbetätigung zu 18 Monaten Haft, davon sechs Monate unbedingt, verurteilt worden ist, hat den Schwarzen Peter gezogen. Und so holpert der Text der Entlastungsoffensive zwischen einer schmalzigen Würdigung von Hayer („Aufopfernd, in vielen vielen Stunden, widmete er sich um den Aufbau (!) und vor allem die inhaltliche Ausrichtung der NVP“) und einer mahnenden Aburteilung von Hayer: „Hayer hatte das Parteiprogramm der Nationalen Volkspartei verfasst und eigenmächtig Sätze aus einem Lehrbuch der Polizei und SS übernommen, was Parteiintern zu schweren Spannungen führte.“
Wir können sie richtig spüren, die parteiinternen Spannungen, die seit Entdeckung der Abschreibeübungen wie eine schwere Wolke über der NVP lagen. Hayer, der sein Schmalz schon ausgefasst hat, wird im NVP-Text gleich selbst der alleinigen Abfassung des Parteiprogramms bezichtigt und übernimmt damit natürlich auch die alleinige Verantwortung für die Übernahme der Passagen aus dem SS-Schulungsprogramm.
Es ist fast schon rührend, wie die NVP die Geschichte um die Entdeckung des SS-Schulungsprogramms als Teil des NVP-Parteiprogramms weitererzählt: „Das Parteiprogramm wurde in der jetzigen Fassung, nach Angaben von Christian Hayer von ihm alleine verfasst. Gerd Simon (Universität Tübingen) deckte seine kopierten Stellen auf, was zu monatelangen Streitereien innerhalb des Parteivorstandes führte.“ Es können aber keine monatelangen Streitereien, es müssten jahrelange gewesen sein, denn aufgeflogen ist die Abschreibeübung schon Anfang 2009. Seither hätte die NVP-Riege Zeit gehabt, ihr Programm zu „reparieren“. Und aufgedeckt hat die Sache auch nicht Gerd Simon, sondern vermutlich Tibor Zenker.
NVP ganz allein
Streitigkeiten begleiteten die NVP schon seit ihrer Gründung Ende 2007. Die hatten jedoch nichts mit dem Parteiprogramm zu tun, sondern mit den Führungsfiguren der NVP, ihren Spaltungen, Ausschlüssen und Verdächtigungen. Im Internet gab es zeitweise sogar eine Seite von Rechtsextremen („Fallerfront“), die sich speziell mit Faller auseinandersetzte, sowie einen kritischen Blog („NVP-Watch”), der sich mit den jeweiligen Irrungen und Wirrungen der NVP auseinandersetzte und dabei von Faller-Freunden und Faller-Gegnern in der NVP mit Infos gefüttert wurde.
Jedenfalls steht die NVP jetzt nach ihrer „Entlastungsoffensive“ für Faller ohne Parteiprogramm und mit nur mehr drei Bundesvorstandsmitgliedern da. Der Entwurf für ein neues Programm enthält eine so große Ansammlung von Schwachsinn, dass er selbst für schlichte Restmitglieder unverträglich sein dürfte. Eine Kostprobe: „Neugründungen oder Abspaltungen von der NVP stehen unseren Grundsätzen gegenüber, arbeiten also nicht im Sinne von Volk und Vaterland. Als logische Konsequenz, haben wir erkannt, das (!)es keine Kompromisse mit und keine Alternative zur NVP geben kann.“
Weitsichtig ist immerhin die Formulierung, dass es keine Kompromisse mit der NVP geben kann. Das finden auch wir.
➡️ NVP (I): Mit der SS in die Zukunft?
➡️ NVP (III): Nationalsozialistisches Brainstorming