Ein seltsamer Professor und sein Generalsekretär

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Der „Stan­dard“ berich­tet unter dem Titel „Occu­py ringt um Posi­ti­on zu Rech­ten und Sek­tie­rern“ über die selt­sa­men Posi­tio­nen des Öko­no­men und WU-Pro­fes­sors Franz Hör­mann und sei­nes Gene­ral­se­kre­tärs Klauss­ner zu Anti­se­mi­tis­mus, Sho­ah bzw. den Kon­zen­tra­ti­ons-und Ver­nich­tungs­la­gern der Nazis. Was bis­her als „Miss­ver­ständ­nis“ gehan­delt wur­de, wird jetzt zu einer Posi­ti­on, die den Ver­dacht der NS-Wie­der­be­tä­ti­gung begründet.

In einem bis­her unver­öf­fent­lich­ten Pro­to­koll, das Stu­den­ten der Wirt­schafts­uni­ver­si­tät Wien für die Zei­tung „Stand­punk­te“ führ­ten, sag­te Hör­mann, er habe kei­ne Mei­nung zu Gas­kam­mern und die Fra­ge des Geno­zids zur Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus sei nicht end­gül­tig geklärt. Gegen­über dem „Stan­dard“ prä­zi­sier­te Hör­mann sei­ne „Nicht-Mei­nung“: „Alles, was wir haben, sind Gebäu­de­res­te, Fotos und Beschrei­bun­gen“.

Hör­mann ist Prä­si­dent der Human Way-Par­tei Öster­reich (HPÖ), die er gemein­sam mit sei­nem Gene­ral­se­kre­tär Hans-Jür­gen Klauss­ner im Vor­jahr gegrün­det hat. Klauss­ner ist schon vor­her durch anti­se­mi­ti­sche Äuße­run­gen über das „Geld­ju­den­tum“ und das „neue Wirt­schafts­sys­tem“ der Nazis aufgefallen:

„Die US-Regie­rung weiß eben­so wie ihre geis­tig-jüdi­schen Füh­rer, dass nur das neue Euro­pa die Welt zu regie­ren beru­fen ist. Sie hat­ten berech­tigt die nack­te Angst im Nacken gespürt, als das neue Wirt­schafts­sys­tem des Deut­schen Rei­ches ab 1933 die Arbeits­lo­sig­keit mit fast zins­lo­sem Geld ohne Gold­de­ckung besei­tig­te und damit ein über­ra­gen­des Bei­spiel für alle frei­heits­lie­ben­den Völ­ker in Euro­pa erschuf, das nur mit dem zwei­ten Welt­krieg wie­der zum Ver­schwin­den gebracht wer­den konn­te.“ (zitiert nach Bern­hard Jen­ny) .

Das ist nicht mehr ver­schwom­me­ner, son­dern ein­deu­ti­ger Revi­sio­nis­mus und eine Ver­harm­lo­sung des Nazi-Regimes! Klauss­ner zieht schon eine brei­te Spur von Unter­neh­mens­grün­dun­gen und ‑liqui­da­tio­nen hin­ter sich her (sie­he z.B. das Bie­ler Tag­blatt, des­sen Bericht nur über Goog­le Cache abruf­bar ist) und wird auch. so wie Hör­mann selbst, vom Co-Autor des Buches „Das Ende des Gel­des“, Otmar Pre­get­ter wegen deren Posi­tio­nen hef­tig ange­grif­fen.

Span­nend ist noch die Fra­ge, ob die Par­tei­grün­dung von der Behör­de akzep­tiert wur­de. Zum einen gibt es schon eine rechts­extre­me Par­tei, die das glei­che Kür­zel hat, zum zwei­ten dürf­te die Behör­de die Par­tei nicht akzep­tie­ren, wenn schon vor ihrer Grün­dung bzw. in den Sta­tu­ten „Ein­schlä­gi­ges“ auf­ge­taucht ist. Ein Pos­ting im „Stan­dard“ deu­tet auch dar­auf hin, dass es sich bei der Par­tei­grün­dung mög­li­cher­wei­se um ein neu­es Geschäfts­mo­dell von Klauss­ner handelt.

Die Wirt­schafts­uni­ver­si­tät Wien hat jeden­falls ange­kün­digt, dass sie – soll­ten sich die Aus­sa­gen Hör­manns als authen­tisch erwei­sen – die Sus­pen­die­rung von Hör­mann ein­lei­ten und Straf­an­zei­ge nach dem Ver­bots­ge­setz ein­lei­ten will.

Occu­py Aus­tria, wo Hör­mann als Red­ner auf­ge­tre­ten ist, dis­ku­tiert der­zeit jeden­falls in den ver­schie­dens­ten Foren (Jen­ny und Son­der­eg­ger) über Hör­mann, Klauss­ner und den Anti­se­mi­tis­mus. Dass der Anti­se­mi­tis­mus auch etwas mit den geld- bzw. kre­dit­theo­re­ti­schen Posi­tio­nen der bei­den zu tun haben könn­te – die­se Dis­kus­si­on steht noch an. Hier des­halb ein Link zu Bei­trä­gen von Elmar Alt­va­ter bzw. Exner/ Groh­mann, die sich mit der Frei­wirt­schafts­leh­re und deren Geld- und Zins­theo­rie auseinandersetzen.

userpage.fu-berlin.de — Elmar Alt­va­ter, Eine ande­re Welt mit wel­chem Geld?
streifzuege.org — Andre­as Exner, Ste­pha­nie Groh­mann, Bye Bye Zins­kri­tik