Lesezeit: 3 Minuten

Italienische Neofaschisten: Beste Kontakte nach Österreich

Wäh­rend die ita­lie­ni­sche Poli­zei nach dem Mord­at­ten­tat in Flo­renz noch ermit­telt, zie­hen die Neo­fa­schis­tIn­nen von Casa­Pound Ita­lia die Roll­bal­ken her­un­ter. Der Atten­tä­ter Gian­lu­ca Cas­se­ri habe mit der Grup­pe nichts zu tun, er sei ein „her­ren­lo­ser Hund“. Casa­Pound jeden­falls hat auch bes­te Kon­tak­te zu öster­rei­chi­schen Rechts­extre­men. Die neo­fa­schis­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on Casa­Pound Ita­lia ist jeden­falls der­zeit mas­siv damit […]

15. Dez 2011

Die neo­fa­schis­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on Casa­Pound Ita­lia ist jeden­falls der­zeit mas­siv damit beschäf­tigt, Spu­ren zu ver­wi­schen und zu beschwich­ti­gen. Die Bei­trä­ge, die der Atten­tä­ter für die von Casa­Pound betrie­be­ne Sei­te Ideo­dro­mo geschrie­ben hat, sind nicht mehr abruf­bar. Cas­se­ri, der mit den Neo­fa­schis­ten demons­triert und noch im Juni an der Eröff­nung einer Casa­Pound-Filia­le in Mai­land teil­ge­nom­men hat, wird von ihnen als „her­ren­lo­ser Hund“ bzw. als ent­fern­ter Sym­pa­thi­sant beschrieben.

Casa­Pound ist geübt im Ver­wi­schen von Spu­ren. Die Gewalt und Bru­ta­li­tät des ita­lie­ni­schen Faschis­mus wird in der öffent­li­chen Dar­stel­lung weich­ge­spült, lin­ke Akti­ons­for­men wie z.B. Haus­be­set­zun­gen wer­den imi­tiert und das Gan­ze mit einem Schuss Ästhe­tik ver­ziert. Ihre Stu­den­ten­or­ga­ni­sa­ti­on, der Bloc­co Stu­den­tes­co, war in Rom bei Wah­len zu einem Stu­den­ten­bei­rat mit 20 Pro­zent der Stim­men erschre­ckend erfolgreich.

„Casa Pound hat es geschafft, durch die Ver­bin­dung von Pop-Kul­tur und Neo­fa­schis­mus ein für jun­ge Leu­te attrak­ti­ves Umfeld zu schaf­fen“, erklärt der Ham­bur­ger His­to­ri­ker Vol­ker Weiß dem Spie­gel. „Dazu gehört auch die Ver­bin­dung von Ästhe­tik und Gewalt, wie sie im ita­lie­ni­schen Faschis­mus Tra­di­ti­on hat.“

Deut­li­cher als in ihrem ideo­lo­gi­schen Gebräu, das mit Ezra Pound, Carl Schmitt und Mar­tin Heid­eg­ger durch­ge­mixt wird, wird das durch ihre Ver­bin­dun­gen sicht­bar . Casa­Pound hat nicht nur bes­te Bezie­hun­gen nach Deutsch­land und zur „Blau­en Nar­zis­se“, son­dern auch zur NPD, wie der „Spie­gel“ in dem schon erwähn­ten Bei­trag schreibt.

Aber auch in Öster­reich gibt es das neu­rech­te Spiel mit der Ver­klei­dung und die guten Ver­bin­dun­gen zu Casa­Pound. Rund um die Grup­pe „Der Fun­ke“ schwur­beln eini­ge Stu­den­ten von der Meta­po­li­tik und den iden­ti­tä­ren Kräf­ten: „Die Ver­ei­ni­gung aller iden­ti­tä­ren Kräf­te Euro­pas ist die gro­ße Auf­ga­be unse­rer Gene­ra­ti­on.” John R.R. Tol­ki­en, des­sen Mytho­lo­gie den ita­lie­ni­schen Atten­tä­ter und Neo­fa­schis­ten Cas­se­ri so fas­zi­niert hat, wird als Kron­zeu­ge auf­ge­ru­fen: „Tol­ki­ens Herr der Rin­ge ist voll von Meta­phern, die genau die­ser Visi­on entsprechen.“

Und so wie der eine oder ande­re vom brau­nen „Fun­ken“ Getrof­fe­ne schon vor Jah­ren mit dem „Jugend­bund Stur­mad­ler“ gen Ita­li­en mit schmu­cker Uni­form aus­ge­zo­gen ist, um dort eine Swas­tika zu bewun­dern, so haben sich die Kame­ra­den vom „Fun­ken“ bei der Casa­Pound ein­ge­fun­den, um sich erleuch­ten zu las­sen: „Unse­re Rei­se zur Casa Pound hat einen tie­fen Ein­druck hinterlassen.“

In Ita­li­en selbst wird nicht nur über Casa­Pound und deren Ver­bin­dun­gen zum Atten­tä­ter dis­ku­tiert, son­dern auch über die in den letz­ten Jah­ren sprung­haft gestie­ge­ne Frem­den­feind­lich­keit, die durch das Regie­rungs­bünd­nis um Ber­lus­co­ni, das auch faschis­ti­sche und ras­sis­ti­sche Posi­tio­nen von der Lega Nord bis zu Ales­san­dra Mus­so­li­ni umfass­te, salon­fä­hig gewor­den ist. Angrif­fe auf afri­ka­ni­sche Stra­ßen­händ­ler oder auf Roma, die erst vor weni­gen Tagen in Turin von einem brand­schat­zen­den Mob atta­ckiert wur­den sind nicht sel­ten. Jetzt füh­ren sie zu einer öffent­li­chen Debatte.

In Rom hob die Poli­zei einen Tag nach den Mor­den von Flo­renz eine Grup­pe namens „Militia“ aus, die Anschlä­ge gegen jüdi­sche und rumä­ni­sche Bür­ge­rIn­nen plan­te. In Öster­reich beschäf­tigt sich ein Kom­men­tar in der „Wie­ner Zei­tung“ mit der ver­hal­te­nen Reak­ti­on der Medi­en auf die rechts­extrem moti­vier­ten Morde.

➡️ publikative.org — Das “Casa Pound” – Vor­bild für deut­sche Neonazis