Für die Hintergrundinfos zitieren wir einen unserer älteren Artikel zu diesem Thema:
Obwohl der „Reichsminister ohne Geschäftsbereich“ in Nazideutschland als „Verräter“ bezeichnet wurde, gilt Heß als die Symbolfigur unter den Neonazis. Verschiedene Verschwörungstheorien ranken sich um Heß: So soll der englische Secret Service Heß ermordet haben. Dass Heß, der unter seinen Mitgefangen (u.a. Speer, Dönitz, von Schirach) unbeliebt war und ständig unter der Angst litt, vergiftet zu werden, einfach nur Selbstmord begangen hat (zuvor hatte er es zweimal versucht und ist gescheitert), das wird von den Neonazis entweder ignoriert oder als Propaganda bezeichnet.
So weiß alpen-donau.info anscheinend mehr als alle anderen: „… bis ihn am 17.8.1987 ein Neger der britischen Wachmannschaft ermordete”, so alpen-donau.info.
Dessen ungeachtet hat Rudolf Heß innerhalb der Neonazi-Szene noch immer einen Kultstatus. Gerade nach der Auflösung des Grabes (nach der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeit) rotieren die Neonazis und vermuten dunkle Verschwörungen gegen ihr Idol. Auf Facebook bekunden viele Neonazis ihre Einstellung in ihren Profilbildern mit Fotos vom Grabmal Heß. (siehe: bawekoll – Friedhofsstimmung…)
Aber nicht nur klassische Neonazis betreiben Propaganda für Heß, auch christliche ExtremistInnen wie kreuz.net, beteiligen sich daran. So lässt kreuz.net den deutschen Rechtsextremisten Christian Bärthel über den „Frevel der Kremation” schreiben. In dem Artikel werden die altbekannten Verschwörungstheorien über die angebliche Ermordung von Heß wiedergegeben, und es wird zu einem „Bußgottesdienst zum Gedenken” aufgerufen. Der konnte für den NS-Kriegsverbrecher jedoch erfolgreich verhindert werden. (frankenpost.de — Polizei unterbindet Nazi-Infostand)
Auch dieses Jahr sind wieder Aktionen zum Heß-Todestag zu erwarten. Allerdings erleben wir in den letzten Jahren einen Niedergang dieser Ehrbekundungen. Gab es früher noch Demonstrationen mit teils tausenden TeilnehmerInnen, war es 2010 ein Trauerspiel mit 150 TeilnehmerInnen. Diese Ermüdung können wir am besten an den österreichischen Aktivitäten erkennen, ein misslungener HeßFlashmob 2009, bemitleidenswerte Aktionen, wo alte Bettlaken mit Heß-Schwüren an Brücken montiert wurden und der Gipfel der Lächerlichkeit letztes Jahr, mit angeblichen Sprayereien von Heß-Parolen.
Der Niedergang wird auch deutlich, wenn wir uns die Seite von Alpen-Donau ansehen. Spuckte sie vor wenigen Monaten noch große Worte, so ist es jetzt sehr still um sie geworden. Totenstill. Seit dem 30. Juni wurde kein einziger Kommentare mehr geschrieben.
Auch Aktionen für den in U‑Haft sitzenden Gottfried Küssel gibt es nicht. Die Sperre des Spendenkontos ist die letzte Meldung aus der Neonazi-Szene. Und das Schlimme für den Möchtegern-Führer Küssel: Er kann nicht einmal mahnend einschreiten und Befehle erteilen, denn wer soll die entgegen nehmen?