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Alle Jahre wieder: Das Heß-Trauerspiel

Wie jedes Jahr am 17. August benut­zen die Nazis den Todes­tag von Rudolf Heß (gestor­ben am 17.8.1987) für ihre Neo­na­zi-Pro­pa­gan­da. Für die Hin­ter­grund­in­fos zitie­ren wir einen unse­rer älte­ren Arti­kel zu die­sem The­ma: Obwohl der „Reichs­mi­nis­ter ohne Geschäfts­be­reich“ in Nazi­deutsch­land als „Ver­rä­ter“ bezeich­net wur­de, gilt Heß als die Sym­bol­fi­gur unter den Neo­na­zis. Ver­schie­de­ne Ver­schwö­rungs­theo­rien ran­ken sich um […]

16. Aug 2011

Für die Hin­ter­grund­in­fos zitie­ren wir einen unse­rer älte­ren Arti­kel zu die­sem Thema:

Obwohl der „Reichs­mi­nis­ter ohne Geschäfts­be­reich“ in Nazi­deutsch­land als „Ver­rä­ter“ bezeich­net wur­de, gilt Heß als die Sym­bol­fi­gur unter den Neo­na­zis. Ver­schie­de­ne Ver­schwö­rungs­theo­rien ran­ken sich um Heß: So soll der eng­li­sche Secret Ser­vice Heß ermor­det haben. Dass Heß, der unter sei­nen Mit­ge­fan­gen (u.a. Speer, Dönitz, von Schi­rach) unbe­liebt war und stän­dig unter der Angst litt, ver­gif­tet zu wer­den, ein­fach nur Selbst­mord began­gen hat (zuvor hat­te er es zwei­mal ver­sucht und ist geschei­tert), das wird von den Neo­na­zis ent­we­der igno­riert oder als Pro­pa­gan­da bezeichnet.
So weiß alpen-donau.info anschei­nend mehr als alle ande­ren: „… bis ihn am 17.8.1987 ein Neger der bri­ti­schen Wach­mann­schaft ermor­de­te”, so alpen-donau.info.

Des­sen unge­ach­tet hat Rudolf Heß inner­halb der Neo­na­zi-Sze­ne noch immer einen Kult­sta­tus. Gera­de nach der Auf­lö­sung des Gra­bes (nach der gesetz­lich vor­ge­schrie­be­nen Ruhe­zeit) rotie­ren die Neo­na­zis und ver­mu­ten dunk­le Ver­schwö­run­gen gegen ihr Idol. Auf Face­book bekun­den vie­le Neo­na­zis ihre Ein­stel­lung in ihren Pro­fil­bil­dern mit Fotos vom Grab­mal Heß. (sie­he: bawe­koll – Fried­hofs­stim­mung…)

Aber nicht nur klas­si­sche Neo­na­zis betrei­ben Pro­pa­gan­da für Heß, auch christ­li­che Extre­mis­tIn­nen wie kreuz.net, betei­li­gen sich dar­an. So lässt kreuz.net den deut­schen Rechts­extre­mis­ten Chris­ti­an Bärt­hel über den „Fre­vel der Kre­ma­ti­on” schrei­ben. In dem Arti­kel wer­den die alt­be­kann­ten Ver­schwö­rungs­theo­rien über die angeb­li­che Ermor­dung von Heß wie­der­ge­ge­ben, und es wird zu einem „Buß­got­tes­dienst zum Geden­ken” auf­ge­ru­fen. Der konn­te für den NS-Kriegs­ver­bre­cher jedoch erfolg­reich ver­hin­dert wer­den. (frankenpost.de — Poli­zei unter­bin­det Nazi-Info­stand)

Auch die­ses Jahr sind wie­der Aktio­nen zum Heß-Todes­tag zu erwar­ten. Aller­dings erle­ben wir in den letz­ten Jah­ren einen Nie­der­gang die­ser Ehr­be­kun­dun­gen. Gab es frü­her noch Demons­tra­tio­nen mit teils tau­sen­den Teil­neh­me­rIn­nen, war es 2010 ein Trau­er­spiel mit 150 Teil­neh­me­rIn­nen. Die­se Ermü­dung kön­nen wir am bes­ten an den öster­rei­chi­schen Akti­vi­tä­ten erken­nen, ein miss­lun­ge­ner Heß­Flash­mob 2009, bemit­lei­dens­wer­te Aktio­nen, wo alte Bett­la­ken mit Heß-Schwü­ren an Brü­cken mon­tiert wur­den und der Gip­fel der Lächer­lich­keit letz­tes Jahr, mit angeb­li­chen Spraye­rei­en von Heß-Parolen.

Der Nie­der­gang wird auch deut­lich, wenn wir uns die Sei­te von Alpen-Donau anse­hen. Spuck­te sie vor weni­gen Mona­ten noch gro­ße Wor­te, so ist es jetzt sehr still um sie gewor­den. Toten­still. Seit dem 30. Juni wur­de kein ein­zi­ger Kom­men­ta­re mehr geschrieben.

Auch Aktio­nen für den in U‑Haft sit­zen­den Gott­fried Küs­sel gibt es nicht. Die Sper­re des Spen­den­kon­tos ist die letz­te Mel­dung aus der Neo­na­zi-Sze­ne. Und das Schlim­me für den Möch­te­gern-Füh­rer Küs­sel: Er kann nicht ein­mal mah­nend ein­schrei­ten und Befeh­le ertei­len, denn wer soll die ent­ge­gen nehmen?