Der ORF hat einem bis heute unbekannten User den Zugang zum ORF-Online-Forum wegen eines Verstoßes gegen die Regeln gesperrt. Wenn man weiß, wie lange es dauert, bis der Langmut des ORF ein Ende hat, muss es schon ein heftiger Verstoß gegen die Regeln gewesen sein. War das unbekannte Posting rassistisch, sexistisch, eine bösartige persönliche Beleidigung oder wiederbetätigend? Wir wissen es nicht, aber den DDr. Werner Königshofer, Nationalratsabgeordneten der FPÖ, hat die Sperre heftig erbost.
Am 9. August 2009 meldet er sich via Mail beim ORF-Kundendienst und poltert los, dass er zu dieser (seiner?) Aussperrung gerne Gründe genannt hätte und verweist mit Rosa Luxemburg „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“ darauf, dass er schon seit 30 Jahren Gebühren zahle – ein kleiner Widerspruch zu Rosa Luxemburg, aber sie wurde ja auch von einem FPÖ-Abgeordneten (als solcher stellt er sich in der Mail auch vor) zitiert.
Der ORF-Kundendienst leitet die Mail des erbosten Königshofer an die ORF.on-community weiter. Von dort wird Königshofer auch prompt geantwortet und gefragt, mit welchem Nickname der Herr DDr. Königshofer im ORF-Forum unterwegs gewesen sei: „Bitte übermitteln Sie uns Nickname sowie Registrierungsemailadresse.“ Eine legitime Bitte, denn wie sonst soll der ORF herausfinden, unter welchem Nickname der DDr. Königshofer bei ORF.on Postings von sich gegeben hat, die zur Sperre geführt haben?
Das Ansinnen des ORF empört den DDr. sehr: Er spricht von „Ungeheuerlichkeit“, von „Stasi-Methoden“ und fragt: „Jetzt soll der Stigmatisierte auch noch selbst die Fakten dafür nachliefern?“ Kühn formuliert er sein Verlangen: „Entweder Sie wissen, was Sie mir vorzuwerfen haben und können dies auch belegen oder Sie lassen unverzüglich meine Registrierung in Ihrer ‚community’ zu.”
Die freundliche Frau vom ORF ist völlig verzweifelt in ihrer Antwort und schlägt dem DDr. nochmals vor, den gesperrten Nickname und dessen Verbindung zum DDr. Königshofer bekanntzugeben, da sie sonst unmöglich den Sachverhalt feststellen könne.
Mittlerweile ist schon ein Monat seit der ersten Beschwerde des DDr. vergangen – nicht die Schuld des ORF! Jetzt aber braucht er kein weiteres Monat, um Luft zu holen und zurückzuschnappen: „Unter höflicher Bezugnahme“ auf die gestrige Antwort erzählt er jetzt das Märchen von dem Eingesperrten, dem der Gefängnisdirektor nicht den Grund für die Haft, sondern nur die Nummer des Haftbefehls nennen kann. So fühle er sich jetzt auch, nur nicht ein‑, sondern ausgesperrt, setzt der traurige und verwirrte Königshofer nach.
Noch am gleichen Tag antwortet ihm der ORF völlig verzweifelt, dass er nicht einmal – um im Bild zu bleiben – die Nummer des Haftbefehls habe: „Ich weiß nicht, auf welche Sperre Sie sich beziehen. Ihre Email-Adresse ist nicht gesperrt und mir ist auch kein Nickname bekannt, der Ihnen zugeordnet werden könnte, der gesperrt sein könnte.”
Fassen wir zusammen: Ein User mit unbekanntem Nickname wird vom ORF gesperrt, weil er gegen die Forumsregeln des ORF verstoßen hat. Königshofer regt sich auf, dass er gesperrt worden sei, verlangt seine Wiederzulassung, nennt aber nicht die Mailadresse bzw. den Nickname. Offensichtlich hat Königshofer mehrere Mail-Adressen und auch Nicknames, über die er im Netz unterwegs ist. Darunter auch einen Nickname, der vom ORF gesperrt wurde. Den will er aber nicht nennen und auch das Posting nicht, das zur Sperre geführt hat
Was dürfen wir daraus schließen?
- Dass der DDr. und FPÖ-Abgeordnete Kommentare postet, die zur Sperre führen. Warum veröffentlicht Königshofer sein gesperrtes Posting nicht?
- Dass der DDr. Königshofer über verschiedene Mail-Adressen und Nicknames im Netz tätig ist, aber darüber keine Auskunft geben will. Warum gibt Königshofer dem ORF seine andere(n) Mailadresse(n) und die Nicknames, unter denen er im ORF-Forum postet, nicht bekannt?
- Warum benutzt ein politischer Mandatar wie Königshofer Nicknames für Postings, die dann gesperrt werden? Wurde er schon öfter gesperrt und weswegen?
(Der gesamte Mailverkehr zwischen Königshofer und dem ORF ist in dem Bändchen „Tirol im Herbst 09. Freiheit in Vergangenheit, Gegenwart , Zukunft“, herausgegeben von Wener Königshofer, wiedergegeben. Das dann gesperrte Posting mit dem Nickname fehlt …)