Nationale Jugend: Eine Jugend renoviert (EJR)Lesezeit: 3 Minuten

Nach­dem der Chef der Jun­gen Natio­na­len Volks­par­tei (JNVP), Mario Aula­bau­er, in Wie­ner Neu­stadt erst vor kur­zem zu einer mehr­jäh­ri­gen Haft­stra­fe ver­ur­teilt wur­de, hat die Natio­na­le Volks­par­tei (NVP) des Robert Fal­ler mit Aula­bau­er auch gleich das Pro­jekt JNVP zu Gra­be getra­gen. Seit kur­zem gibt es neue Hoff­nung für Öster­reich Jungna­zis: die „Natio­na­le Jugend“ wird mit Jahreswechsel […]

30. Nov 2010

Fal­ler, des­sen poli­ti­sche Pro­jek­te bis­her immer von kur­zen Ver­falls­zei­ten geprägt waren, will sich also eine neue „Natio­na­le Jugend“ bas­teln. Dabei kommt er mit sei­ner Par­tei noch immer nicht zurecht: Die NVP-Home­page gibt seit dem Vor­jahr ihren Bun­des­vor­stand so bekannt: „Vor­stands­sei­te ist, wie ange­kün­digt auf­grund von Umstruk­tu­rie­rungs­ar­bei­ten der­zeit in Arbeit.“

Bei der Umstruk­tu­rie­rung der Jugend­ar­beit kommt ihm hin­ge­gen zugu­te, dass er sich auf eine funk­tio­nie­ren­de Jugend­grup­pe stüt­zen kann: die Grup­pe EJR (Eine Jugend rebel­liert), die bis­her nur in Vor­arl­berg aktiv war. Der Name der Grup­pe ist offen­sicht­lich abge­lei­tet von dem gleich­na­mi­gen Song der Nazi-Band „Sleip­nir“. EJR betreibt eine Home­page mit einer öster­rei­chi­schen Web­adres­se (bis vor weni­gen Tagen war EJR auch auf Face­book mit einer Fan-Sei­te ver­tre­ten). Das ist für eine Neo­na­zi-Grup­pie­rung (und um eine sol­che han­delt es sich zwei­fels­frei), die kei­ne fixen orga­ni­sa­to­ri­schen Struk­tu­ren hat, durch­aus unge­wöhn­lich. Offen­sicht­lich fühlt sich EJR sehr sicher.

EJR ist ein Nach­fol­ger der in Vor­arl­berg sehr star­ken und gewalt­tä­ti­gen Nazi-Skin-Sze­ne, die noch Anfang der 2000er-Jah­re durch ihre gute Ver­net­zung mit der süd­deut­schen und Schwei­zer Sze­ne hun­der­te Men­schen auf die Stra­ße oder zu ein­schlä­gi­gen Kon­zer­ten brin­gen konn­te. Nach­dem die Exe­ku­ti­ve das wil­de Trei­ben des Blood & Honour-Able­gers Motor­rad­freun­de Boden­see (das mit der Ermor­dung eines Nazi-Skins 2009 sei­nen Höhe­punkt fand) durch poli­zei­li­che Maß­nah­men und zuletzt das Ver­eins­ver­bot der Motor­rad­freun­de ein­däm­men konn­te, ist EJR in der rechts­extre­men Sze­ne Vor­arl­bergs weit­ge­hend allein auf wei­ter Flur. Dabei kam den Neo­na­zis zugu­te, dass der Vor­arl­ber­ger Ring Frei­heit­li­cher Jugend (RFJ) in den letz­ten Jah­ren weder prä­sent noch so rechts­extrem posi­tio­niert war wie die meis­ten ande­ren Lan­des­or­ga­ni­sa­tio­nen. EJR hat in der Ver­gan­gen­heit auch immer wie­der ein­zel­ne FPÖ-Posi­tio­nen und ‑Aktio­nen gelobt wie etwa die anti­se­mi­ti­schen Äuße­run­gen des FPÖ-Chefs Egger. Ob es auch per­so­nel­le Über­schnei­dun­gen mit der FPÖ gibt, wis­sen wir nicht.

Jeden­falls bedient EJR The­men­be­rei­che (die auch von der FPÖ ange­spro­chen wer­den), die für des­ori­en­tier­te Jugend­li­che beson­ders inter­es­sant schei­nen: die Angst vor einer Isla­mi­sie­rung Öster­reichs, ver­bun­den mit einer sehr aggres­si­ven Kam­pa­gne zu angeb­lich mas­sen­haf­ten Ver­ge­wal­ti­gun­gen durch tür­ki­sche (isla­mi­sche) Migran­ten nach dem Mot­to: „Die­se Tür­ken­ben­gels könn­ten auch Dei­ne Toch­ter schwän­gern. Ver­hin­dert es!“ Dazu kom­men noch die anti­se­mi­tisch unter­leg­ten Ver­schwö­rungs­phan­ta­sien, die von den Frei­mau­rern, den Illu­mi­na­ten über die Bil­der­ber­ger bis hin zu B’nai B’rith, den Roth­schilds und Bri­git­te Ede­rer zum übli­chen Gebräu ver­mischt wer­den. Ein­zig der Kampf gegen die Ver­frem­dung der deut­schen Spra­che kommt bei den Nazi-Skins, die sich ger­ne eng­li­sche Nick­na­mes geben, nicht so rich­tig an.

EJR wirbt auf sei­ner Home­page bereits für das Fal­ler-Pro­jekt „Natio­na­le Jugend“ (NJ), dem es sich offen­sicht­lich auch unter­ord­nen will: Akti­vis­ten des EJR sind seit Tagen mit dem Ban­ner von NJ auf Wer­be­fahrt bei Face­book unterwegs.

Sie­he auch: alpen­do­del

Verwandte Beiträge