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Wien: Merkwürdige Mahnmalschändung

Das Mahn­mal zum Geden­ken an die Ermor­dung von drei Kur­den in der Lin­ken Bahn­gas­se in Wien (3. Bezirk) wur­de ver­mut­lich in der Nacht auf den 18. August 2010 geschän­det. Auf die gro­ße Gedenk­ta­fel, die an die Ermor­dung der bei­den füh­ren­den Ver­tre­ter der Demo­kra­ti­schen Par­tei Kur­­di­stans-Iran, Abdul Rah­man Ghas­sem­lou und Abdul­lah Gha­­de­ri-Azar und ihres Beglei­ters Fadel […]

27. Aug 2010

Auf die gro­ße Gedenk­ta­fel, die an die Ermor­dung der bei­den füh­ren­den Ver­tre­ter der Demo­kra­ti­schen Par­tei Kur­di­stans-Iran, Abdul Rah­man Ghas­sem­lou und Abdul­lah Gha­de­ri-Azar und ihres Beglei­ters Fadel Rasoul am 13.7.1989 durch ira­ni­sche Staats­ter­ro­ris­ten erin­ner­te, wur­de das Runen­sym­bol der Akti­on Neue Rech­te mit einer Scha­blo­ne geschmiert und die Erin­ne­rungs­bot­schaft mit einem Pin­sel­strich verunziert.

Die bru­ta­le Ermor­dung der drei Kur­den, die 1989 in der Lin­ken Bahn­gas­se Ver­hand­lun­gen mit Ver­tre­tern des Irans führ­ten, ist zwar gut doku­men­tiert, stellt aber für die Repu­blik Öster­reich bzw. die dama­li­ge Bun­des­re­gie­rung eine blei­ben­de Schan­de dar: Die Mör­der durf­ten unge­hin­dert und trotz aus­drück­li­cher War­nung durch den dama­li­gen Lei­ter der EBT (Ein­satz­grup­pe zur Bekämp­fung des Ter­ro­ris­mus), Oswald Kess­ler, Öster­reich verlassen.

Am 17. Juli 2010 war das Mahn­mal in einer klei­nen Fei­er in der Lin­ken Bahn­gas­se 5 vor dem Haus der bru­ta­len Mor­de ent­hüllt wor­den. Ziem­lich exakt ein Monat danach wur­de es geschän­det. Die Ver­wen­dung des Sym­bols der Akti­on Neue Rech­te (ANR), einer neo­na­zis­ti­schen Grup­pie­rung, die in den 1970er-Jah­ren gegrün­det wur­de, aber seit Jahr­zehn­ten nicht mehr aktiv ist, ist merkwürdig.


Zum Ver­gleich: Links ein Flug­blatt der ANR, Rechts das Sym­bol auf dem Denkmal.

Klar ist, dass es gute Ver­bin­dun­gen zwi­schen dem ira­ni­schen Ter­ror-Regime und der Neo­na­zi-Sze­ne gibt. Öster­rei­chi­sche Neo­na­zis (auch FPÖ-Abge­ord­ne­te übri­gens) sym­pa­thi­sie­ren teil­wei­se sehr offen mit dem isla­mis­ti­schen Got­tes­staat und des­sen Prä­si­den­ten. Der ehe­ma­li­ge Bezirks­rat der FPÖ, Wolf­gang Fröh­lich, such­te gar im Jahr 2000 um poli­ti­sches Asyl in der ira­ni­schen Bot­schaft in Wien an und leb­te eini­ge Zeit dort. Die vom ira­ni­schen Prä­si­den­ten Ahma­di­ne­jad im Dezem­ber 2006 ver­an­stal­te­te Holo­caust-Kon­fe­renz trieb etli­che rechts­extre­me und Neo­na­zis zur Pil­ger­fahrt nach Tehe­ran: Hans Gam­lich (ver­ur­teil­ter Autor von „Zur Zeit“), Her­bert Schal­ler (Nazi-Ver­tei­di­ger), natür­lich Wolf­gang Fröh­lich, Mois­he Fried­man (der „Haus­ju­de” der FPÖ, der sie im Kampf gegen die Kul­tus­ge­mein­de unter­stützt) und der Wahl­ös­ter­rei­cher David Duke.

Die Schän­dung wur­de den Behör­den angezeigt.