Lesezeit: 3 Minuten

Linz: Verfahren gegen Burschenschaft eingestellt

Seve­rin Mayr, Gemein­de­rat der Grü­nen in Linz, hat der Staats­an­walt­schaft Linz mit einer Sach­ver­halts­dar­stel­lung auf die Sprün­ge hel­fen wol­len, als die Bur­schen­schaft Armi­nia Czer­no­witz am 30. April 2010 mit dem Rechts­extre­mis­ten Richard Melisch einen Vor­trags­abend mach­te und dafür mit einer Ein­la­dungs­kar­te warb, die ein gering­fü­gig ver­än­der­tes Nazi-Sujet zeig­te. Das Nazi-Sujet tauch­te auch bei einer Demo […]

17. Nov 2010


Ori­gi­nal­su­jet eines Pla­ka­tes der NSDAP

Nach einem hal­ben Jahr Ermitt­lun­gen hat jetzt die Staats­an­walt­schaft Linz das Ver­fah­ren gegen die Armi­nen ein­ge­stellt: Eine Wie­der­be­tä­ti­gung nach § 3g Ver­bots­ge­setz sei nicht „erweis­lich“ gewe­sen. Für Seve­rin Mayr ist die­se Ent­schei­dung beschä­mend (Aus­sendung sie­he unten!). Für uns ebenfalls.
Dabei darf aber nicht ver­ges­sen wer­den, dass sich der Gast­hof, in dem die Ver­an­stal­tung statt­ge­fun­den hat, nach­träg­lich klar distan­ziert hat. Es hat­te dut­zen­de empör­te Ein­trä­ge im Gäs­te­buch des belieb­ten Gast­hofs gegeben.


Fly­er eines Vor­tra­ges der Armi­nia Czernowitz

Und auch die Bur­schen­schaft Armi­nia Czer­no­witz hat ihr Fett abbe­kom­men. Die Bur­schen­schaft, bei der der Lin­zer FPÖ-Stadt­rat Det­lef Wim­mer und der FPÖ-Gemein­de­rat Mar­kus Hein kor­po­riert sind, hat­te in den letz­ten Jah­ren immer wie­der ver­sucht, ihre Distanz zu rechts­extre­men Posi­tio­nen zu beto­nen. Durch die Ver­an­stal­tung mit Melisch und das retu­schier­te Nazi-Sujet ste­hen die Armi­nen in der Öffent­lich­keit wie­der dort, wo sie auch hin­ge­hö­ren: im rechts­extre­men Eck.

➡️ OÖN (16.11.2010): Ver­fah­ren nach Bur­schen­schaf­ter-Vor­trag in Linz eingestellt

Aus­sendung von Seve­rin Mayr, Gemein­de­rat der Grü­nen in Linz

Grü­ner Bezirks­spre­cher Seve­rin Mayr:

Armi­nia Czer­no­witz-Ver­an­stal­tung: Staats­an­walt­schaft stellt Ermitt­lun­gen wegen Wie­der­be­tä­ti­gung trotz ein­deu­ti­ger Ver­wen­dung von Nazi-Sym­bo­lik grund­los ein

„Ermitt­lungs­ver­fah­ren nach Grü­ner Sach­ver­halts­dar­stel­lung völ­lig unver­ständ­lich und ohne Begrün­dung ein­ge­stellt – ‚kein Grund zur wei­te­ren Ver­fol­gung’ — Ver­wen­dung von ein­deu­tig natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Sym­bo­len und Inhal­ten sowie stüm­per­haft weg­re­tu­schier­ten Haken­kreu­ze für Staats­an­walt­schaft offen­sicht­lich kein Problem“

Die Aka­de­mi­sche Bur­schen­schaft Armi­nia Czer­no­witz ver­an­stal­te­te am 30. April 2010 einen Vor­trag mit dem rechts­extre­men Publi­zis­ten Richard Melisch. Bekannt ist Melisch bereits durch Vor­trags­tä­tig­kei­ten bei FPÖ und NPD.

Für die Ein­la­dungs­kar­te zu die­ser Ver­an­stal­tung wur­de ein NSDAP-Sujet ver­wen­det, das bei­spiels­wei­se auch schon zur Bewer­bung einer NSDAP-Ver­an­stal­tung am 8. August 1931 ein­ge­setzt wur­de. Dafür wur­de das Sujet nur gering­fü­gig geän­dert, Wor­te wie Mar­xis­mus durch Fremd­herr­schaft ersetzt“, so Mayr. Der auf dem Sujet zu sehen­de „deut­sche Arm“ soll der Schlan­ge die Lebens­kräf­te abdrü­cken. „Selbst das Haken­kreuz wur­de mit Hil­fe eines Gra­fik­pro­gramms der­ma­ßen stüm­per­haft über­malt, dass die Über­ma­lung in der Ver­grö­ße­rung noch ein­deu­tig zu erken­nen ist“.

Die Grü­nen Linz haben dar­auf­hin bei der Staats­an­walt­schaft Linz wegen des begrün­de­ten Ver­dachts des Ver­sto­ßes gegen das Ver­bots­ge­setz eine Sach­ver­halts­dar­stel­lung ein­ge­bracht. Heu­te über­mit­tel­te die Staats­an­walt­schaft die Benach­rich­ti­gung über die Ein­stel­lung des Ver­fah­rens, es „bestün­de kein tat­säch­li­cher Grund zur wei­te­ren Ver­fol­gung“, der Ver­dacht des Ver­sto­ßes gegen das Ver­bots­ge­set­zes sei „nicht erweislich“.

„Es ist bereits eine Schan­de, dass Bur­schen­schaf­ten wie die Armi­nia immer wie­der ver­su­chen, mit mehr oder weni­ger ver­steck­ten NS-Sym­bo­len ihre Gesin­nung zu ver­mit­teln, und pro­mi­nen­te Armi­nia-Mit­glie­der wie FP-Stadt­rat Det­lef Wim­mer oder auch FP-Gemein­de­rat Mar­kus Hein (vor­mals Nove­ska), der im amt­li­chen Ver­eins­re­gis­ter sogar als Vor­sit­zen­der der Armi­nia aus­ge­wie­sen ist, die­se wider­li­chen Agi­ta­tio­nen offen­sicht­lich unter­stüt­zen“, so Mayr.

„Noch viel beschä­men­der ist aber, dass selbst die Staats­an­walt­schaft kein Pro­blem dar­in sieht, wenn mit offen­sicht­lich natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Sym­bo­len Wer­bung für Ver­an­stal­tun­gen gemacht wird. Dass Nazi-Rhe­to­rik und Nazi-Sym­bo­lik in Öster­reich damit wie­der bewusst salon­fä­hig gemacht wird, und den rech­ten Het­zern damit sogar eine recht­li­che Grund­la­ge gege­ben wird, ist ein rie­sen­gro­ßer Skan­dal“, so Mayr.

Verwandte Beiträge