Wien (OTS) — Der bekannte Schriftsteller Ludwig Laher weist in den OÖ. Nachrichten darauf hin, dass Braunaus einziger Ehrenbürger, der Komponist Josef Reiter (1862 – 1939), ein glühender Nationalsozialist mit Naheverhältnis zum „Führer“ war.
„Das glaubt man kaum: In der Geburtsstadt Adolf Hitlers ist bis heute einer seiner Vertrauten Ehrenbürger!“, sagt Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ). „Diese Verhöhnung der NS-Opfer muss sofort beendet werden.“
Das OÖ. Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus schließt sich Mernyis Forderung an. „Gerade lässt das Innenministerium Hitlers Geburtshaus für viele Millionen Euro umbauen, weil es dessen Geschichte ‚neutralisieren‘ will. Braunaus brauner Ehrenbürger zeigt wieder, wie absurd das ist“, betont Netzwerk-Sprecher Robert Eiter.
Die antifaschistischen Organisationen verlangen aber nicht nur, dass Bürgermeister und Gemeinderat von Braunau rasch für die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft Reiters sorgen. Auch die Josef-Reiter-Straße und die Franz-Resl-Straße in der Stadt sollen umbenannt werden.
„Reiter und Resl waren beide fanatische NS-Hetzer und Judenhasser. Jede Art von Würdigung solcher Personen ist in einer Demokratie untragbar!“, stellt Willi Mernyi fest.
„Wenn die vielen offiziellen Beteuerungen, dass Antisemitismus in Österreich keinen Platz hat, ernst gemeint sind, führt an der Umbenennung der beiden Straßen kein Weg vorbei“, so Robert Eiter.
Auszug Oberösterreichische Nachrichten (23.11.23): Der Braunauer Ehrenbürger mit NS-Vergangenheit (Ludwig Laher)
Laut Wikipedia gibt es einen einzigen Braunauer Ehrenbürger, den Komponisten Josef Reiter. Worin besteht nun dessen Einzigartigkeit, die ihn über alle stellt, die sich je um die Stadt verdient gemacht haben?
Darin, dass er schon in den 1920ern illegales Mitglied der NSDAP ist? Dass er 1927 schreibt „Wenn ich ein Zauberer wäre, würde ich morgen früh an der Spitze von 200.000 Mann in Wien stehen: Mittags wären dann schon alle Ringstraßenbäume mit aufgehenkten Juden und deren Regierungssöldlingen geschmückt und für den Pöbel würde die Prügelstrafe eingeführt. Ja wann! Wann! Wann wird sich das deutsche Volk auf sich selbst besinnen und seinen wahren Feinde erkennen? Gott bessere es! Aber bald!” und die NS-Presse dieses Zitat 1939 nach dem Tod des Alten Kämpfers in Würdigung seiner strammen Gesinnung im Faksimile abdruckt? (…)
Ehrenbürger wird Josef Reiter schon 1925, aber seine Straße erhält er erst nach 1945, als der berühmte Kampfflieger und NS-Parteigenosse Ernst Udet die seine verliert. Und das, obwohl alle wissen müssen, wes Geistes Kind Reiter war. Wie formuliert es die „Neue Warte” 1938 so schön? „Ihre Melodien haben die Herzen aufgerissen für die Lehren unseres Führers.” (…)
Wenn heute wieder einmal Dämme zu brechen drohen, wäre es gerade in Braunau hoch an der Zeit, wenigstens die sogenannten Altlasten abzuschütteln. Schluss mit lustig! Der Gemeinderat von Braunau ist aufgefordert, sich seiner Verantwortung zu stellen.