Die persönliche Beleidigung
In seiner Stellungnahme auf Facebook hat Oskar Deutsch von Österreich als weltoffenem, vielfältigen und modernen Land gesprochen, in dem die Würde des Menschen unantastbar ist. Das wollten Dutzende PosterInnen auf der Stelle widerlegen. Weil Deutsch in sehr klaren Worten darauf hingewiesen hat, dass der FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz die „Nazi-Verbrechen seiner Gesinnungskameraden“, der Burschenschafter verharmlost, illegale Nazis als „Leistungsträger“ hochgejubelt und den Antisemiten Julius Sylvester als sein Vorbild dargestellt hat, wurde in Dutzenden Postings nicht etwa versucht, ihn sachlich zu widerlegen (was angesichts der Fakten schwer möglich wäre), sondern persönlich beleidigt.
„Hetzer“ war die meistgebrauchte Beschimpfung in den Postings, wobei die mit den unterschiedlichsten Attributen präsentiert wurde: „Bösartiger“, „dreckiger“, „mieser“, „widerlicher“, „grauslicher“, „niederträchtiger“, „elender“. Für andere war er ein „verabscheuungswürdiger Charakter“, „echt das Letzte“, ein „Verbrecher“, „schmieriger Lügner“, ein „Kasperl“, „Affe“ oder ein „Spalter“.
Die „anderen“ sind die Antisemiten?
Auf etwas andere, nämlich die hinterfotzige Weise, nähern sich einige Poster dem – nämlich ihrem eigenen – Antisemitismus, indem sie Oskar Deutsch darauf hinweisen wollen, dass andere den Antisemitismus ins Land bringen würden. Bemerkenswert ist dabei, dass die deutlich antisemitischen Postings fast ausschließlich von Menschen ohne Migrationshintergrund stammen. Aber beginnen wir zunächst mit den hinterfotzigen Erinnerungen an die „anderen“, die den Antisemitismus ins Land brächten.
Van der Bellen sei derjenige, der Antisemitismus fördere, weil er „jeden Tag hunderte illegal rein lässt und nix unternimmt“. Ein anderer Poster wird richtig zutraulich und raunt: „der immer stärker werdende antisemitismus kommt doch zum grössten teil von muslimischer seite.“ Sehr ähnlich: „Ist ihnen nur annähernd bewusst das ihr Favorit abertausende ihrer schlimmsten Todfeinde ins Land holt“ Und wieder ein anderer will Oskar Deutsch distanzlos verdeutlichen, was die dann machen: „Was glauben Sie was die mit Euch machen wenn mal zu viele von denen hier sind ?“
Die „Artgenossen“
Wir nähern uns dem klassischen Antisemitismus. Oskar Deutsch und die IKG werden in zynischer Ignoranz zunächst einmal für die Politik in Israel verantwortlich gemacht: „Sie haben genug radikale Zionisten in Israel, kümmern sie sich um diese… Da ist genug Arbeit zu leisten aber hören sie auf immer und immer wieder Themen ans Tageslicht zu bringen die 80 Jahre her sind, es interessiert keinem (sic!) mehr.“ Wer und was darunter zu verstehen ist, wird aus einem anderen Posting klar: „Der angebl. Praesident soll sich lieber um seine artgenossen in israel kuemmern da haette er arbeit genug“
Wir sind also dort angekommen, wo viele Postings hinwollen: bei der Denunziation des „angeblichen“ Präsidenten als jüdischen „Artgenossen“. Warum nicht ehrlicherweise gleich ein „Rassegenosse“, der „frech“, „schmierig“, „ehrlos“ und „falsch“ ist? Die Zuschreibungen erledigen aber andere.
Die Juden
„Genau sie sind der Grund warum ich solche Juden nicht mag. Schmierig und falsch so wie ihr es immer wart.“ Die Juden sind eben doch die anderen, „schmierig“ und „falsch“ und „frech“ obendrein, „so wie ihr es immer wart“: „der ewige Jude“ eben, der klar von „uns“ Österreichern“ unterschieden werden muss. „Frechheit sondersgleichen, man stelle sich vor, ein Österreicher hätte derartiges über einen Juden gesagt.“ Oder: „Wie wärs mit weniger vorlaut sein und schön brav im Kämmerlein bleiben?“
Und natürlich: „Die Juden geben nie Ruhe“, „jüdische Wahlbeeinflussung“, „Ihr Juden glaubt ja, ihr könnt euch alles erlauben“, und ziemlich verräterisch: „Ich liebe unsere israelischen (sic!) Mitbürger, aber Affen wie Sie oder Bello gehören abgeschafft [sic!], miese Hetzer!“
Raus!
Wenn es mit der neuerlichen „Abschaffung“ der „israelischen Mitbürger“ nicht klappt, dann eben: „Ihr könnts auch alle in den Flieger steigen und tschüss“ Oder: „Ich sage nur Eines, wenn es Ihnen da nicht gefällt,ab nach Istrael (sic!) mit ihnen“. Ein weiteres Posting bezieht sich auf Fotos, die Oskar Deutsch und Kinder mit Kippa zeigen: „Eine Schande für Österreich sind diese Personen auf den Bildern wenn ich schon das wenn ich schon das auf ihrer birne sehe sollten sie schleunigst österreich verlassen.“ Noch deutlicher ein anderer: „Raus!“
Natürlich fehlen auch die anderen antisemitischen Zuschreibungen nicht: „Nicht schon genug an Spenden bekommen?“ oder: „zu dem erhält ihr Schmerzensgeld für die Vergangenheit“
Oskar Deutsch hat die antisemitischen und persönlichen Beleidigungen, die da zu Dutzenden auf seiner Facebook-Seite abgelassen wurden, bisher nicht gelöscht – die Ermittlungsbehörden haben damit hoffentlich ausreichend Zeit und Gelegenheit, die Hetze zu sortieren und nach § 283 (Verhetzung) des Strafgesetzbuches tätig zu werden. Im Bedarfsfall: Wir haben eine Sicherung vorgenommen.