Die 88er
Da wäre etwa Wilhelm H., der treu wie sein Hund Don Camillo seit 2018 jeden 20. April die Welt wissen lässt, dass er Eiernockerl „Schmatz“ findet. Rupert B. hat den tieferen Sinn bereits 2020 verstanden und kommentierte das Posting codiert mit „Heil Hitler”: „Schönen Feiertag wünsche ich Dir noch 88“, was Wilhelm mit einem Like quittierte.
Auch Josef P. erliegt der Versuchung, am 20. April Mahlzeit mit Eiernockerl und grünem Salat zu wünschen. Sylvia F. hat den Gruß erst am 21. entdeckt und tröstet sich mit: „Liebe Eiernockerl! Ob am 20.4. oder am 5.5. egal“ Warum am 5. Mai, lässt sie uns nicht wissen (den Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen wird sie kaum meinen), währenddessen Franz St. am 23. April noch so enthusiasmiert ist, dass er zum braunen Großküchenchef mutiert: „Diese Eiernockerl werden immer verlockender. Ich werde 88 Portionen kochen“. Josef findet das sehr lustig.
Sylvia F. ist überhaupt ziemlich umtriebig, wenn’s um Eiernockerl am 20.4. geht. Beim Wiener Thomas H. kommentiert sie: „Und warum war ich nicht eingeladen? Liebe Eiernockerl auch am 20.4.“
Der im Profilbild vermummte FPÖ- und Identitären-Fan Gerhard Z. ist ein Spätzünder, erst am 25. April postet er: „Ich weiß ich bin spät dran aber morgen Koch ich Eiernockerl“. Roland M. kapiert die Bedeutung trotz der Verspätung und antwortet: „Aber dann schon für 88 Leute und ned für alleine“, was Gerhard likt.
Die Frühstarter
Manche preschen bereits 19. April voraus, um kundzutun, was am nächsten Tag zumindest virtuell in den Magen kommt. Da wäre Michael, dessen Nachname das Prinzip „Nomen est omen“ zu verkörpern scheint, da er sehr an Hitler erinnert. „Lecker morgen gibt es eiernockerl mit grünem salat“, um am 20. – diesmal mit Bild – sein Versprechen vom Vortag unter Opferung des Dativ einzulösen: „Lecker eiernockerl mit grünen Salat“. Die Nockerl vom 20. dürften Michael nicht gut bekommen sein, die hat er wieder gelöscht, geblieben ist bloß die Ankündigung vom Vortag.
Mitten in der Nacht, knapp nach 3 Uhr, hat Herby P. seinen „Gusto auf Eiernockerl“ verkündet.
Um 5 Uhr morgens überfiel Thomas P. der Hunger nach Eiernockerl, auch ihm ist der Dativ abhanden gekommen, dafür hat er, damit es wirklich alle verstehen, das Emoji einer erhobenen Hand hinzugefügt. Inzwischen ist ihm sein ganzes Facebook-Profil „abhanden“ gekommen.
Auch Thomas K. blies zu Frühstückszeiten hinaus: „Heute ist Eiernockerl Tag alles gute“. Martina musste ihn daran erinnern, er möge den „Grünen Salat ned vergessen“. Ebenfalls kurz nach sieben Uhr alarmierte der deklarierte Russland-Freund Franz R. seine Gefolgschaft: „Hallo Freunde, heute gibts wieder Eiernockerl mit grünen Salat zum Mittagessen“. Freund Gerhard P. empfahl das dazu passende Getränk: „Danach einen großen braunen“
Die Speziellen
Herbert M., der sich sonst darauf spezialisiert hat, haufenweise frauenfeindliche Sprüche zu posten, überkam just am 20. April – wenn auch erst spätabends –, sich über kulinarische Gewohnheiten zu äußern:
„Viele kennen halt nur den fertigen Scheissdreck zum fressen und wissen nicht wie gut Österreichische Hausmannskost schmeckt.
Eiernockerl und a Grüner Salat, Lecker
Sowas Geiles !“
Gabriele K. fügte hinzu: „Und gerade heute schmecken die Eiernockerln gut.“
Ein spezieller Fall scheint der Security-Mann Patrik G. zu sein; der hat zwar sein Nockerl-Posting wieder gelöscht (oder für die Öffentlichkeit verborgen), aber was er sonst auf seinem Account offenbart, reicht bereits, um aufmerksam zu werden.
Der Fan der nordischen Götter zeigt massenhaft Runen, Triskelen und Thorshammer, Schusswaffen inklusive Äxte und Messer oder auch ein Video von einem Schusstraining, untermalt mit Bach/Gounods „Ave Maria“, das mit allerlei Hashtags versehen ist, u.a. mit #whiterex, einer Neonazi-Marke aus Russland und #privateblueline, ein Hashtag, der im Umfeld von am rechten Rand kratzenden Securitys verwendet wird.
Ein braunes Sonderbummerl hat sich Franz J. verdient, denn der erklärte nicht nur, „heute gibt’s Eiernockerl“, sondern fügte noch ein Hitlerbild hinzu – auch gleich als Profilbild.
Andreas R. hielt sich wohl für besonders klug und postete am 20. April: „Ich esse morgen Eiernockerl” und dann später auch noch mit „Mahlzeit” garniert einen Link zu einem Eiernockerlrezept. Er erntete Zustimmung, aber nicht nur: „Findet dein Arbeitgeber deine rechten Scheißpostings auch so interessant? Mail mit Screenshots ist unterwegs.“ Das hat Andreas sinnigerweise mit „Was bist du?“ kommentiert und Sascha B. in Rage versetzt: „Ich glaub das is nur so ein Unterfickter Systemlemming ohne jeglichen Humor!“
Am Ende der Kommentare findet sich eine Art von Analyse: „Na sieh mal an, so lustige Adolfianer hier. Braun bis zur Krempe.“ Dem Resümee ist von unserer Seite nichts hinzuzufügen. Ein weiteres wird die Justiz ziehen.
➡️ Worst of Eiernockerl 2022 (Teil 1): Gasthäuser & Proteste