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„Stoppt die Rechten“ ist eine unabhängige, antifaschistische Plattform, die Rechtsextremismus und Neonazismus in Österreich sichtbar macht, analysiert und dokumentiert – mit dem umfassendsten öffentlich zugänglichen Online-Archiv zu rechtsextremen Entwicklungen und Vorfällen in Österreich.

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Lesezeit: 6 Minuten

Schwurbler vergreifen sich an Umberto Eco

In den letz­ten Jahr­zehn­ten haben wir uns ja schon eini­ge schwind­li­ge, bes­ser erschwin­del­te Faschis­mus-Defi­ni­tio­nen pro­mi­nen­ter Anti­fa­schis­ten um die Ohren hau­en las­sen müs­sen. Theo­dor Ador­no wur­de ger­ne falsch zitiert, Igna­zio Silo­ne noch öfter, und nun ist Umber­to Eco dran. Aus­ge­rech­net die Ver­schwö­rungs­fans beru­fen sich auf ein bru­tal gefälsch­tes Faschis­mus­zi­tat von Umber­to Eco, der zeit sei­nes Lebens gegen Ver­schwö­rungs­schwur­be­lei­en ange­schrie­ben hat. Ein Faktencheck.

10. März 2022

In sei­nem Roman „Der Fried­hof in Prag“ setzt sich Eco mit der wider­lichs­ten Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung der Neu­zeit, den anti­se­mi­ti­schen „Pro­to­kol­len der Wei­sen von Zion“ aus­ein­an­der. 2021 erschien bei Han­ser übri­gens ein Büch­lein von Eco mit dem Titel „Ver­schwö­run­gen. Eine Suche nach Mus­tern“, in dem eini­ge wich­ti­ge Gedan­ken von Eco zu dem The­ma zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Eco ist 2016 ver­stor­ben. Er selbst kann sich also nicht dage­gen weh­ren, wenn etwa Schwurb­ler im Jahr 2022 mit fol­gen­dem ihm zuge­schrie­be­nen Zitat hau­sie­ren gehen:

Der Faschis­mus von heu­te hat äußer­lich nichts mit dem aus der Ver­gan­gen­heit zu tun. Kei­ne Uni­for­men, kein Stech­schritt und erho­be­ner Gruß­arm. Nein, er ist modern, raf­fi­niert ver­packt und wird mit PR verkauft.…aber der Geist, der dahin­ter steckt, die tota­le Kon­trol­le und Aus­beu­tung, die Zen­sur, die Medi­en­gleich­schal­tung, die Lügen, die Unters­rü­ckung und die Angriffskriege.…die Resul­ta­te sind die­sel­ben. Die meis­ten Men­schen sehen das nicht und sind durch die Pro­pa­gan­da völ­lig geblen­det. (Feh­ler im Original)

Posting mit gefälschtem Eco-Zitat zu Faschismus
Pos­ting mit gefälsch­tem Eco-Zitat zu Faschismus

Ö.R. hat das am 22. Febru­ar 2022 gepos­tet, mit einem Foto von Eco ver­se­hen, und dafür nicht nur ein paar Likes, son­dern auch 14 Tei­lun­gen erhal­ten. Das ist nicht üppig, aber wer auf Face­book nach dem Fake-Zitat sucht, kommt gleich auf wesent­lich mehr Uploads: Es wird flei­ßig geteilt – ver­mut­lich auch auf ande­ren Kanälen.

Die in dem Zitat ange­bo­te­nen Merk­ma­le des Faschis­mus sind so ober­fläch­lich und unbe­stimmt, dass sie für vie­le Staa­ten bzw. poli­ti­schen Sys­te­me ange­nom­men wer­den kön­nen. Für einen Coro­na-Schwurb­ler wie Ö.R. also bes­tens geeig­net. Den Angriffs­krieg, der im Zitat auch vor­kommt, bezieht Ö.R. schon rein zeit­lich nicht auf Russ­land (Pos­ting stammt vom 22.2.), den lässt er Tage spä­ter durch einen astro­lo­gi­schen Käse vom Feins­ten („astra­le Indi­ka­to­ren“ deu­ten auf Frie­den) zerreden.

Zurück zum Zitat: Ecos Gedan­ken zum Faschis­mus fin­den sich in dem lesens­wer­ten Essay „Der ewi­ge Faschis­mus“, der in dem gleich­na­mi­gen Buch bei Han­ser 2020 erschie­nen ist. Das Zitat ist dar­in nicht ent­hal­ten, dafür eine durch­aus inter­es­san­te und auch brauch­ba­re Auf­zäh­lung von 14 Merk­ma­len des Faschis­mus (eine kur­ze Zusam­men­fas­sung hier).

Umberto Eco: Der ewige Faschismus (Cover)
Umber­to Eco: Der ewi­ge Faschis­mus (Cover)
14 Merk­ma­le des Faschis­mus nach Umber­to Eco
1. Das ers­te Merk­mal des Ur-Faschis­mus ist ein Kult der Über­lie­fe­rung, wobei es da nicht auf Tra­di­tio­na­lis­mus allein ankommt, son­dern viel­mehr wer­den ver­schie­de­ne Strän­ge mit­ein­an­der ver­mischt und als abso­lut hingestellt.
2. Dazu gehört die Ableh­nung der Moder­ne, wobei der eigent­li­che Fokus die Ableh­nung von Auf­klä­rung und Ver­nunft ist.
3. Kul­tur ist ver­pönt, inso­fern sie kri­ti­sche Hal­tung einnimmt.
4. Kri­tik und Dis­sens ist im Sin­ne des Ur-Faschis­mus Verrat.
5. Ur-Faschis­mus beruht auch auf der Angst vor dem Andersartigen.
6. Gesell­schaft­li­che bezie­hungs­wei­se indi­vi­du­el­le Frus­tra­ti­on ist idea­ler Nähr­bo­den für Faschis­mus und dar­auf grün­det sich auch der Ur-Faschismus.
7. Der Ver­lust der gesell­schaft­li­chen Iden­ti­tät ver­führt zu einer Obses­si­on von Ver­schwö­rung, indem man sich auf den Natio­na­lis­mus einschwört.
8. In der Pola­ri­sie­rung der Fein­de von gleich­zei­tig zu stark und zu schwach wird die Annah­me impli­ziert, dass ein Sieg mög­lich ist.
9. Der Ur-Faschis­mus ist kein Kampf ums Über­le­ben, son­dern viel­mehr ein Leben für den Kampf.
10. Eli­te­den­ken ist ein wich­ti­ges Ele­ment einer reak­tio­nä­ren Ideologie.
11. Dazu gehört auch die Per­spek­ti­ve auf ein Heldentum.
12. Auch Sexua­li­tät ist von Macht geprägt, was eben auch bedeu­tet, dass alle die­je­ni­gen abge­lehnt bezie­hungs­wei­se ver­ur­teilt wer­den, die nicht zum Stan­dard der pos­tu­lier­ten Sexu­al­ge­wohn­hei­ten zählen.
13. Kenn­zei­chen eines Ur-Faschis­mus ist auch ein selek­ti­ver oder qua­li­ta­ti­ver Popu­lis­mus, wo die Iden­ti­fi­ka­ti­on über eine Füh­rer­fi­gur erfolgt, an die die Bür­ger ihre Rech­te abge­tre­ten haben.
14. Dazu gehört auch eine Spra­che, die ein ver­arm­tes, spe­zi­fi­sches Voka­bu­lar benutzt und eine ver­sim­pel­te Syn­tax anwen­det, „um das Instru­men­ta­ri­um für kom­ple­xes und kri­ti­sches Den­ken zu begren­zen. (Der ewi­ge Faschis­mus, S. 38)

Wir suchen also wei­ter. Auf dem stark rechts­ge­strick­ten Ver­schwö­rungs­por­tal „Rubi­kon“ wer­den wir fürs Ers­te fün­dig. Dort ist 2021 eine ziem­lich win­di­ge „Rich­tig­stel­lung“ erschie­nen: Das Zitat, das in einem zehn Jah­re alten Bei­trag erschie­nen ist, stam­me nicht von Umber­to Eco, schreibt der Herr Chef­re­dak­teur: „Ich kann dies heu­te nicht mehr abschlie­ßend prü­fen, gehe jedoch nach mei­ner soeben erfolg­ten Recher­che davon aus, dass das Zitat nicht von Umber­to Eco stammt und möch­te mich für die­sen Feh­ler ent­schul­di­gen — und ihn zugleich trans­pa­rent und öffent­lich machen.“

Richtigstellung Rubikon
Rich­tig­stel­lung Rubikon

Soweit, so gut. Dann aber kommt die hal­be Rück­nah­me der Ent­schul­di­gung. Zitat ist zwar nicht von Eco, aber trotz­dem kor­rekt wie­der­ge­ge­ben und könn­te daher auch von ihm so gedacht wor­den sein: „Soweit es mir heu­te mög­lich ist, den Vor­gang nach­träg­lich zu beur­tei­len, scheint das Zitat zwar kor­rekt wie­der­ge­ben zu sein (und ist inhalt­lich ohne­hin zutref­fend), jedoch nicht von Umber­to Eco, son­dern von einem anony­men Autor zu stam­men, der die­se Sät­ze Umber­to Eco betref­fend for­mu­lier­te.” Eine geschwur­bel­te Rich­tig­stel­lung also. Aber ist ihr über­haupt zu trau­en? Wo hat der Herr Chef­re­dak­teur recher­chiert, was er nicht mehr „abschlie­ßend prü­fen“ konn­te? Auf sei­nem WC?

Auf der (rech­ten) Quer­front-Sei­te „scharf links“ vom 12.1.13 fin­den wir das angeb­li­che Eco-Zitat wie­der, erwei­tert um fol­gen­de Sät­ze über Berlusconi:

Der Zustand der Demo­kra­tie in Ita­li­en ist seit der Wahl im April der faschis­ti­schen Regie­rung Ber­lus­co­nis stark gefähr­det. Wir kön­nen hin­schau­en, wo wir wol­len, in allen west­li­chen Län­dern, ob in Ame­ri­ka oder Euro­pa, gewin­nen die Faschis­ten immer mehr Macht (und die Lin­ken hel­fen ihnen dabei) und ver­wan­deln die Län­der in Über­wa­chungs- und Poli­zei­staa­ten.

Damit ist klar: Das kann kein Eco sein. Umber­to Eco war zwar ein schar­fer und kla­rer Geg­ner von Ber­lus­co­nis Poli­tik, aber er hät­te nie des­sen Regie­rung als faschis­tisch beschrie­ben. 2010 erklärt er dazu in einem Gespräch mit der „Frank­fur­ter Rund­schau“:

Er hat die Gesin­nung eines Herr­schers, nicht die eines Demo­kra­ten. Obwohl ich jetzt auch nicht zu jenen Geg­nern gehö­re, die stän­dig zetern, er habe den Faschis­mus in Ita­li­en wie­der­ein­ge­führt. Das hat er nicht: Es ist ja nicht so, dass er die Oppo­si­ti­on ins Gefäng­nis gesteckt hät­te. Er hat viel­mehr eine neue Form des media­len Popu­lis­mus’ ein­ge­führt. Und der könn­te eine neue Form von nicht-reprä­sen­ta­ti­ver Demo­kra­tie sein.

Aber über das erwei­ter­te Zitat kom­men wir der Sache durch Suche näher. Auf der Ver­schwö­rer­sei­te „Alles Schall und Rauch“ vom 3. Juli 2008 fin­den wir die Quel­le. Nicht sehr ein­deu­tig, aber doch erkenn­bar getrennt, fin­det sich unter dem Text eines unbe­kann­ten Redak­teurs dann der kur­siv gesetz­te und klu­ge Text von Eco „Die Min­der­heit hat die Pflicht zu pro­tes­tie­ren“, der am 2. Juli 2008 in der ita­lie­ni­schen Tages­zei­tung „La Repubbli­ca“ als Leser­brief von Eco erschie­nen ist. Die Abschrei­ber und Zitat­fäl­scher haben den kur­zen Text von Eco mit dem redak­tio­nel­len Geschreib­sel von „Alles Schall und Rauch“ zusam­men­ge­mischt und das Gan­ze als Text von Eco aus­ge­ge­ben. Eine ziem­lich bru­ta­le, bös­ar­ti­ge und auch dum­me Fälschung!

Alles Schall und Rauch mit Eco-Zitat 1
Alles Schall und Rauch mit Eco-Zitat 1
Alles Schall und Rauch mit Eco-Zitat 2
Alles Schall und Rauch mit Eco-Zitat 2
Alles Schall und Rauch mit Eco-Zitat 3
Alles Schall und Rauch mit Eco-Zitat 3
Repubblica Eco 2008 Original
Repubbli­ca Eco 2008 Original
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