Ein Satz noch zum Regiment Asow. Der stammt von der Band „Feine Sahne Fischfilet“, die gerade einen Hilfseinsatz für die Ukraine hinter sich hat: „Und wenn irgendwer noch sein dummes Maul aufmacht und meint so megaschlau zu sein, weil er davon labert, dass auf ukrainischer Seite ja auch Faschos, wie Asow rumlaufen: Ja, danke für die bahnbrechende Info, dass es überall Wichser gibt.“
Dann sehen wir uns zur Abwechslung statt der österreichischen Faschisten und Rechtsextremen die russischen an. Schließlich hat der oberste Kriegsherr Russlands, Wladimir Putin, davon gesprochen, dass er den Krieg wegen der notwendigen Entnazifizierung führen würde: „Dass wir uns im Krieg mit Neonazis befinden, zeigt der Verlauf der Feindseligkeiten“, hatte er in seiner Rede beim Nationalen Sicherheitsrat eine Woche nach Kriegsbeginn erklärt.
Ziemlich sicher hat er damit nicht die „Gruppe Wagner“ gemeint, deren Chef Dmitri Walerjewitsch Utkin heißt. Die „Gruppe Wagner“ ist eine russische paramilitärische Söldnertruppe, die in der Regel verdeckt operiert und nach allen verfügbaren Informationen vom Oligarchen Jewgeni Prigoschin finanziert wird, der auch unter dem Namen „Putins Koch“ bekannt ist. Das ist aber nicht die einzige Verbindung zu Putin.
Die „Gruppe Wagner“ erledigt die militärischen Dreckarbeiten für Putin und den russischen Staat. Ob in Syrien, wo ihr erster Einsatz stattfand, oder in Armenien, dem Sudan, Libyen, Mali, der Zentralafrikanischen Republik, Mosambik und in möglicherweise in etlichen anderen Ländern: Überall, wo das Putin-Regime seine Einflusssphäre ausdehnen oder auch festigen will, tauchen die verdeckt operierenden Söldner der „Gruppe Wagner“ auf. Natürlich auch in der Ukraine, wo sie seit 2014 in der Donbass-Region ihr Unwesen treiben. Manchmal hinterlassen sie auch Spuren. Braune Spuren, wie sie etwa durch den „Times“-Journalisten Samer Al-Atrush oder über die Recherche-Plattform „informnapalm” dokumentiert sind: aus Libyen oder auch aus Syrien.
Manchmal sind es einfach mörderische Spuren, die Rückschlüsse auf die Gesinnung in der „Gruppe Wagner“ zulassen. Etwa wenn sie unbeteiligte Zivilisten morden oder einen russischen Journalisten, der ihnen nachrecherchiert hat, oder hier:
Im November 2019 identifizierten Journalisten der Nowaja Gaseta auf einem Video im Internet einen russischen Staatsbürger als Wagnersöldner, der dabei zu sehen ist, wie er gemeinsam mit Kameraden im Jahr 2017 in einer Tankstelle bei Homs einen Syrer zu Tode foltert. Der Syrer war vermutlich zuvor desertiert und wurde von den offenbar betrunkenen Wagnerleuten mit einem Vorschlaghammer geschlagen und anschließend mit einem Feldspaten geköpft. Der Leiche wurden die Arme abgetrennt und der Körper wurde mit einem Brandbeschleuniger übergossen und angezündet. (Wikipedia)
Doch woher kommt der Name der Gruppe, „Wagner“? Ihr Gründer Dmitri Walerjewitsch Utkin hat sich diesen Namen als Kampfnamen gegeben. Er bezieht sich dabei auf Richard Wagner, den Lieblingskomponisten von Adolf Hitler. Klingt konstruiert, aber der Zweifel löst sich rasch auf, wenn man sich den nackten Oberkörper von Dmitri etwas näher betrachtet. Da sieht man dann eintätowiert als Kragenspiegel die Siegrunen der SS und das Rangabzeichen eines Hauptsturmführers. Darunter auf der Brust – damit kein Zweifel aufkommt – der Reichsadler, der mutmaßlich das Hakenkreuz umkrallt. Aber das ist auf dem Foto nicht genau zu erkennen. In Lugansk ließ er seine Truppe mit NS-Wehrmachtshelmen antreten.
2016 hat Utkin von Putin eine Auszeichnung für „besonderes Heldentum“ erhalten. Auch andere Söldner der „Gruppe Wagner“ waren für ihren illegalen Einsatz im Donbass vom Putin-Regime ausgezeichnet worden, obwohl bis 2017 private Söldnertruppen in Russland verboten waren, wie das Portal Fontanka damals berichtete.
Die „Gruppe Wagner“ ist keine mörderische Stiefeltruppe wie die SA, sondern eine hochprofessionelle und bestens entlohnte Mordeinheit mit mehreren tausend Söldnern, die über ein breites Waffenarsenal – von Panzern über Artillerie bis hin zu Raketen – verfügt. Sie agiert fast ausschließlich im Ausland (Ausnahme Tschetschenien) und in Einsätzen, die für das offizielle Russland zu riskant bzw. zu mörderisch sind. An ihrer Spitze steht ein Nazi-Fan, der jetzt in der Ukraine mit seiner Einheit offensichtlich darauf angesetzt ist, die Staatsspitze der Ukraine, voran deren Präsidenten Selenski, auszuschalten. „Entnazifizieren“ heißt das dann in Putinschem Neusprech.
➡️ Belltower: Putins rechtsextreme Schattenarmee
➡️ Res Publica: Signs of Neo-Nazi Ideology Amongst Russian Mercenaries