Skip to content
Stoppt die Rechten

Stoppt die Rechten

Antifaschistische Website

social media logo x social media logo facebook social media logo bluesky
  • Suche
  • Wissen
    • Rechtsextremismus
    • Ist die FPÖ rechtsextrem?
    • Rechtsextreme Medien in Österreich
    • Faschismus
    • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
    • Antisemitismus
    • Rassismus
    • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
    • NS-Symbole und Abzeichengesetz
    • Verhetzung. Was ist das? Was kann ich dagegen tun?
  • Handeln
    • Aktiv werden und handeln
    • Was kann wie wo gemeldet werden?
    • Gegen Sticker & Geschmiere
    • How to “Prozessreport”?
  • Hilfreich
    • Anleitung Sicherung von FB-Postings/Kommentaren
    • Strafbare Inhalte im Netz: eine Anzeige/Sachverhaltsdarstellung einbringen
  • Wochenrückblick
  • Gastbeiträge
  • Materialien
  • Rezensionen

„Stoppt die Rechten“ ist eine unabhängige, antifaschistische Plattform, die Rechtsextremismus und Neonazismus in Österreich sichtbar macht, analysiert und dokumentiert – mit dem umfassendsten öffentlich zugänglichen Online-Archiv zu rechtsextremen Entwicklungen und Vorfällen in Österreich.

FPÖ
Einzelfallzähler

aktuell 0 Fälle
alle Fälle lesen

Waffenfunde
 

0
alle Fälle lesen
Lesezeit: 7 Minuten

Das jüdische Gedicht, die Seidenraupenbauern, die deutsche Sprache und ein Kommentar von Doron Rabinovici

Niki Glatt­au­er ist Päd­ago­ge und Buch­au­tor, der seit Jah­ren auch als Kolum­nist tätig ist. Frü­her für den „Kurier“, seit 2019 für die Gra­tis­zei­tung „heu­te“, wo er die Rubrik „Glatt­au­er gibt Noten“ betreut. Sei­ne Kri­tik an Miss­stän­den im Bil­dungs­we­sen trifft oft den wun­den Punkt, bei der Zuschrift des Lesers Andre­as St. (20) in „heu­te“ vom 18.10.21 ver­sagt er aber völ­lig – bei der Kri­tik des Leser­brief­schrei­bers. Ein Bericht von Karl Öllin­ger mit Kom­men­tar von Doron Rabinovici.

22. Okt. 2021

„Scho­ckiert, wie tief Qua­li­tät gesun­ken ist“, wird die unkom­men­tier­te Leser­zu­schrift über­ti­telt. Ob der Titel nun von „heu­te“ oder von Glatt­au­er stammt, ist egal; er bedient zunächst ein­mal ein reak­tio­nä­res Vor­ur­teil. Aber viel­leicht täu­sche ich mich auch – wor­um geht’s? Um einen mög­lichst unvor­ein­ge­nom­me­nen Blick auf den Inhalt des Leser­briefs zu ermög­li­chen, hier der kom­plet­te Text (heute.at, 18.10.21) :

„Scho­ckiert, wie tief Qua­li­tät gesun­ken ist”

Im Reli­gi­ons­un­ter­richt muss­ten wir ein jüdi­sches Gedicht aus der Nach­kriegs­zeit inter­pre­tie­ren, statt dass man uns die Umset­zung reli­giö­ser Fes­te näher­ge­bracht hät­te. In ‚Tex­ti­les Gestal­ten’ ließ man uns einen Zei­tungs­ar­ti­kel über die wirt­schaft­li­che Situa­ti­on von chi­ne­si­schen Sei­den­rau­pen­bau­ern exzer­pie­ren. Wenn das gut auf den spä­te­ren Beruf vor­be­rei­ten soll, dann ver­ste­he ich die Welt nicht mehr. (…)

Seit zwei Wochen absol­vie­re ich ein Prak­ti­kum in einem Kin­der­gar­ten. Ich muss­te lan­ge suchen, bis ich ein Kind fand, mit dem ich mich in deut­scher Spra­che ver­stän­di­gen konn­te. Die Päd­ago­gin der Grup­pe hat ihre Aus­bil­dung im Aus­land absol­viert und inter­agiert mit den Kin­dern in man­gel­haf­tem Deutsch und mit gra­vie­ren­den Gram­ma­tik­de­fi­zi­ten. Ich bin scho­ckiert, wie tief die Qua­li­tät in unse­ren Bil­dungs­ein­rich­tun­gen gesun­ken ist. Die Poli­tik tut alles dafür, die letz­ten moti­vier­ten Ele­men­tar­päd­ago­gen wie­der von ihrem Weg abzu­brin­gen. (Andre­as St., 20 J.)

Im zwei­ten Absatz beschreibt Andre­as St. Zustän­de, die wohl so ähn­lich auf den einen oder ande­ren Kin­der­gar­ten zutref­fen, aber auch ein Vor­ur­teil bedie­nen kön­nen. Sicher gibt es Kin­der­gär­ten, in denen die Kin­der oder auch Betreuer*innen nur man­gel­haf­te Deutsch­kennt­nis­se auf­wei­sen. Es gibt aber auch fremd­spra­chi­ge oder bilin­gua­le Kin­der­gär­ten von her­vor­ra­gen­der Qua­li­tät, auf die die ers­ten Sät­ze zutref­fen wür­den. Dem Text von Andre­as St. ist kein Hin­weis dar­auf zu ent­neh­men, dass er sich klei­ne­re Grup­pen und mehr Betreue­rIn­nen wünscht, denn für ihn ist „das Aus­land“ die Quel­le allen Übels: die Aus­bil­dung der Päd­ago­gin im Aus­land, die Kin­der, die kein Deutsch sprechen.

Wünscht sich Andre­as St. wenigs­tens eine bes­se­re Aus­bil­dung für Ele­men­tar­päd­ago­gIn­nen? Erkenn­bar ist nur, dass er sich eine stramm rech­te und hand­werk­lich ori­en­tier­te Aus­bil­dung wünscht, ohne jedes Ver­ständ­nis für die Her­kunft von Stof­fen und die Bedin­gun­gen, unter denen sie pro­du­ziert wer­den müssen.

Der eigent­li­che Ham­mer ist für mich aber der ers­te Satz mit dem „jüdi­schen Gedicht aus der Nach­kriegs­zeit“, das angeb­lich die Bear­bei­tung der Umset­zung reli­giö­ser Fes­te ver­hin­dert hat. Wel­che reli­giö­sen Fes­te eigent­lich? Meint er die der wich­tigs­ten Welt­re­li­gio­nen oder doch nur den Niko­lo-Besuch im Kin­der­gar­ten oder die (are­li­giö­se) Figur des Christ­kinds, die ja angeb­lich auch durch sinist­re Kräf­te (die „Umvol­ker“????) ver­hin­dert wer­den. Statt­des­sen wird Andre­as St. ein „jüdi­sches Gedicht“ vor­ge­legt, zum Inter­pre­tie­ren. „Ein jüdi­sches Gedicht aus der Nach­kriegs­zeit“ noch dazu! Ich ken­ne kei­ne katho­li­schen, isla­mi­schen oder auch jüdi­schen Gedich­te, son­dern nur Gedich­te. Die For­mu­lie­rung „Ein jüdi­sches Gedicht aus der Nach­kriegs­zeit“ hat für mich eine star­ke anti­se­mi­ti­sche Schlag­sei­te. Sie beinhal­tet, ohne es anzu­spre­chen, dass da der Holo­caust abge­han­delt wur­de. Von einer jüdi­schen Per­son! Der gar nicht stil­le Vor­wurf des Andre­as St., mit so etwas beläs­tigt zu wer­den, steht in unmit­tel­ba­rem Zusam­men­hang mit der nicht statt­ge­fun­de­nen Behand­lung der Umset­zung reli­giö­ser Fes­te, die er sich statt­des­sen gewünscht hätte.

Mei­ne Zusam­men­fas­sung: Der Text von Andre­as St. strotzt nur so von reak­tio­nä­ren Vor­ur­tei­len, anti­se­mi­ti­schen Anspie­lun­gen und Unter­stel­lun­gen. Er hät­te so nicht erschei­nen dür­fen und die Noten­ge­bung von Niki Glatt­au­er („Befrie­di­gend? Nein!“) ist völ­lig daneben.

Gut, ver­fehl­te Noten­ge­bung gibt‘s lei­der öfter, aber die­sen reak­tio­nä­ren Text unkom­men­tiert wie­der­zu­ge­ben, soll­te eigent­lich nicht pas­sie­ren. Ich habe des­halb Niki Glatt­au­er geschrie­ben, und der hat auch prompt geantwortet:

dan­ke für die Mühe mir zu schrei­ben — auch wenn ich Sie dies­mal eher ver­är­gert haben dürf­te. Was mir leid tut.
Viel­leicht haben Sie ja Recht — ich kann in mei­ne Lese­rin­nen ja lei­der nicht hin­ein­schau­en (oder gott­sei­dank 😉).
Die von mir ver­öf­fent­lich­ten Zei­len sind ja nur ein Bruch­teil aus dem gesam­ten Text, ich hat­te jeden­falls nicht den Ein­druck, es mit jeman­dem zu tun zu haben, der aus­län­der­feind­lich oder gar anti­se­mi­tisch denkt. Der Groß­teil der Beschwer­de des jun­gen Man­nes galt dem Umstand, dass er für eine eini­ger­ma­ßen zumut­ba­re Aus­bil­dung zum Hort-Päd­ago­gen kei­ne Mög­lich­kei­ten fin­det und dar­über hin­aus per­ma­nent abge­schas­selt wird. Dass ich die betref­fen­den Pas­sa­gen her­aus­ge­nom­men habe, liegt vor allem dar­an, dass sie Haupt­te­nor in zig ande­ren Leser­mails von ange­hen­den oder bereits akti­ven Ele­men­tar­päd­ago­gin­nen sowie Eltern von Kin­der­gar­ten­kin­dern sind: 

  • zu vie­le Kin­der in einer Gruppe
  • allei­ni­ge Ver­ant­wor­tung auf Grund von Personalmangel
  • teils schlecht deutsch­spre­chen­des und teils unzu­rei­chend aus­ge­bil­de­tes päd­ago­gi­sches Personal
  • ein ekla­tan­ter Über­hang von Kin­dern, die und deren Eltern kein oder kaum Deutsch sprechen

Ich den­ke, man ist noch kein Anti­se­mit oder Aus­län­der­feind, wenn man die bei­den letz­ten Punk­te kri­tisch an- und deut­lich aus­spricht. Ich bin jeden­falls bei­des nicht und schlie­ße mich der Kri­tik durch­aus an. Auch als prak­ti­zie­ren­der Vater zwei­er Kin­der, deren Kin­der­gar­ten­zeit in ganz nor­ma­len städ­ti­schen Wie­ner Kin­der­gär­ten genau davon geprägt war.

In sei­ner Ant­wort fügt Glatt­au­er im Fett­ge­druck­ten Ele­men­te hin­zu, die Andre­as St. gar nicht ange­spro­chen hat. Zum Vor­wurf des Anti­se­mi­tis­mus und der Frem­den­feind­lich­keit nimmt er lei­der nur aus­wei­chend Stel­lung. Das ist scha­de. Nein, eigent­lich ist die Ant­wort in Noten­form Ungenügend!

Weil mei­ne Sicht der Din­ge aber mög­li­cher­wei­se auch vor­ur­teils­be­las­tet ist, habe ich Doron Rabi­no­vici, Mit­glied unse­res Bei­rats, um eine kur­ze Stel­lung­nah­me gebe­ten und eine aus­führ­li­che erhal­ten (dan­ke!):

Wer weiß schon, was den Schrei­ber jener Leser­zu­schrift umtreibt. Ich kann über sei­ne Moti­ve nur mut­ma­ßen. Aber falls er wirk­lich allei­nig auf die schwe­ren Bedin­gun­gen für Päd­ago­gen und Päd­ago­gin­nen in den Kin­der­gär­ten hin­wei­sen woll­te, ging das schief. Sei­ne Beschwer­de klingt, als mei­ne er, da sei­en zu vie­le migran­ti­sche Kin­der. Sol­len die­se Kin­der nicht in öster­rei­chi­sche Kin­der­gär­ten auf­ge­nom­men wer­den? Geht es ihm dar­um, zu sagen, zu vie­le die­ser Kin­der sei­en im Land? Sol­len sie etwa fort­ge­schafft wer­den? Wer sich dar­über beklagt, in einer Reli­gi­ons­stun­de ein jüdi­sches Gedicht aus der Nach­kriegs­zeit inter­pre­tie­ren zu müs­sen, statt zu ler­nen, wie die kon­fes­sio­nel­len Fes­te began­gen wer­den, muss kein Anti­se­mit sein, aber ganz ist nicht zu ver­ste­hen, was dar­an so schlimm sein soll. Für die Sinn­fra­ge, der sich Gläu­bi­ge stel­len, ist wohl rele­vant, wel­cher Hass im Namen der christ­li­chen Reli­gi­on jahr­hun­der­te­lang geschürt wur­de und was das heu­te für das Prak­ti­zie­ren der Fei­ern und Riten zu bedeu­ten hat. Sich dage­gen zu wen­den und zudem nichts von den Arbeits­be­din­gun­gen chi­ne­si­scher Sei­den­rau­pen­bau­ern hören zu wol­len, wenn es dar­um geht, woher die Stof­fe fürs „Tex­ti­le Gestal­ten“ stam­men, run­det das Bild ab. Hier beschwert sich eine Per­son über zu viel Fremdes.

Aber aus­ge­rech­net die­se Pas­sa­gen des Leser­brie­fes abzu­dru­cken und nicht klar zu machen, was dar­an die Res­sen­ti­ments ver­stär­ken könn­te, wun­dert mich. Ist nicht klar, wie die­se ein­zel­nen Punk­te im gesam­ten Zusam­men­hang wir­ken? Und hät­te nicht gleich der ers­te Absatz über das jüdi­sche Gedicht auf­hor­chen las­sen müs­sen? Gera­de von Nik­ki Glatt­au­er wür­de ich mir das eigent­lich erwar­ten. Wenn es dar­um gin­ge, mehr und bes­se­res päd­ago­gi­sches Per­so­nal aus­zu­bil­den und ein­zu­stel­len, ist das ver­ständ­lich, doch was hat das mit dem jüdi­schen Gedicht zu tun? Klei­ne­re Kin­der­grup­pen wären unbe­dingt wich­tig, doch das ist im Leser­brief nicht ange­spro­chen. Was bleibt, ist ein Schrei­ben, das nur als Stim­mungs­ma­che ver­stan­den wer­den kann. Es ist gar nicht not­wen­dig, zu wis­sen, wie die meis­ten die­sen Brief lesen wer­den. Er ist mehr als miss­ver­ständ­lich. Er ent­spricht genau jenen Vor­ur­tei­len, die zu ver­stär­ken, ein Spiel mit dem Feu­er ist. (Doron Rabinovici)

 

War das das Gedicht, das Andreas St. interpretieren musste? (Todesfuge, Paul Celan)
War das das Gedicht, das Andre­as St. inter­pre­tie­ren muss­te? (Todes­fu­ge, Paul Celan)
  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
  • spenden 
Keine Beiträge mehr verpassen: Email-Benachrichtigung aktivieren
abgelegt unter: Dokumentation
Schlagwörter: Antisemitismus | Rassismus/Antimuslimischer Rassismus | Wien

Beitrags-Navigation

« Der Zauberer & die braune Esoterik (Teil 2): Anastasia & Hamer
Mélange KW 42/21 »

» Zur erweiterten Suche

Spenden

Wissen

  • Rechtsextremismus
  • Ist die FPÖ rechtsextrem?
  • Rechtsextreme Medien in Österreich
  • Faschismus
  • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
  • Antisemitismus
  • Rassismus
  • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
  • NS-Symbole und Abzeichengesetz
  • Verhetzung

Handeln

  • Aktiv werden und handeln
  • Was kann wie wo gemeldet werden?
  • Gegen Sticker & Geschmiere
  • How to “Prozessreport”?

Hilfreich

  • Postings gerichtstauglich sichern
  • Wie verfasse ich eine Sachverhaltsdarstellung?
  • Archiv aller Beiträge
  • Schlagwörter-Wolke
E-Mail-Benachrichtigung bei neuen Beiträgen
  • Wochenrückblicke
    Beiträge
  • Gastbeiträge
    Beiträge
  • Materialien
    Beiträge
  • Rezensionen
    Beiträge
Um unsere Arbeit fortführen zu können, sind wir auf Ihre Spenden angewiesen – danke für Ihre Unterstützung!

Stoppt die Rechten, Sparkasse Neunkirchen Gloggnitz IBAN AT46 2024 1050 0006 4476

oder viaPaypal

Kontakt

Vorfälle und Hinweise bitte über unser sicheres Kontaktformular oder per Mail an:
[email protected]

Wir garantieren selbstverständlich den Schutz unserer Informant*innen, der für uns immer oberste Priorität hat.

Spendenkonto

Um unsere Arbeit fortführen zu können, sind wir auf Ihre Spenden angewiesen – danke für Ihre Unterstützung!

Stoppt die Rechten, Sparkasse Neunkirchen Gloggnitz

IBAN AT46 2024 1050 0006 4476

Oder via PayPal:

Socials

social media logo x social media logo facebook social media logo bluesky

Links

  • Rechtsextremismus
  • Ist die FPÖ rechtsextrem?
  • Rechtsextreme Medien in Österreich
  • Faschismus
  • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
  • Antisemitismus
  • Rassismus
  • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
  • NS-Symbole und Abzeichengesetz
  • Verhetzung
  • Aktiv werden und handeln
  • Was kann wie wo gemeldet werden?
  • Gegen Sticker & Geschmiere
  • How to “Prozessreport”?
  • Postings gerichtstauglich sichern
  • Wie verfasse ich eine Sachverhaltsdarstellung?
  • Archiv aller Beiträge
  • Schlagwörter-Wolke
  • Über uns
  • Beirat und Unterstützer*innen
  • Datenschutz
  • Impressum
Spenden