Ilse Bürbaum ist auf Facebook mit einem Konto vertreten, das sie als Sprecherin beim ORF, die jetzt in Pension ist, aber beim ORF arbeitet, ausweist. Genaueres geht aus ihren Angaben nicht hervor. Egal. Über sonstige persönliche Kenndaten, religiöse oder politische Einstellung, verrät ihr Facebook-Konto nichts.
Werner Rogner, multipler FPÖ-Funktionär und ‑Mandatar aus Niederösterreich, glaubt mehr über Ilse Bürbaum zu wissen. Frau Bürbaum hat sich nämlich in einem Kommentar über die Corona-Demonstranten empört und ihnen nahegelegt, doch auszuwandern: nach Russland oder Ungarn, in die Türkei oder nach Syrien: „Nur Demos gibt’s dort keine – nur lebenslang, Straflager oder gleich entsorgt…. nur bitte BEI UNS NICHT MEHR, WIR WOLLEN UNSEREN FRIEDEN UND HABEN GENUG PROBLEME!!“ Eine emotionale Stellungnahme, die nicht besonders überlegt ist, aber angesichts von Corona-Demonstrierenden, die Österreich als Diktatur und Putin und Trump als Erlöser sehen, auch nicht völlig unverständlich.
Dem FPÖ-Funktionär Rogner ist der Kommentar der Frau Bürbaum in die Hände gefallen, und er arbeitet sich an ihm ab – mit unsauberen Methoden: „Eine ältere Linkslinke ehemalige ORF Sprecherin will nach eigenen Aussagen, DEMONSTRANTEN ENTSORGEN. Hat sie das beim ORF gelernt, oder woher kommt diese katastrophale Einstellung“
Sein Posting strotzt nur so von Unterstellungen und Untergriffen. Da wird Bürbaum als „Linkslinke“ vorgeführt – ohne jeden Anschein einer linken Position; da wird ihr unterstellt, Demonstranten entsorgen zu wollen, und da wird gleich noch der ORF in die Haftung genommen.
Es gibt nicht viele Reaktionen auf das Posting des freiheitlichen Funktionärs, aber die wenigen sind bezeichnend. In einem wird dem „Trampl“ selbst das Auswandern nahegelegt, in einem anderen die Kürzung ihrer Pension „auf mindest Einkommen dann wird sie nicht mehr so blöd reden“.
Dann aber gibt es noch einen Kommentar, der – obwohl er so offensichtlich nach Antisemitismus stinkt – noch immer (9.3., 12 Uhr) online bei Werner Rogner zu finden ist: „Bitte zurück nach Israel, solch unqualifizierte Aussagen haben hier nichts zu suchen“. Dieser Satz stammt von Alfred Stubauer und wurde am 7.3. um 22h06 zum Screenshot des Bürbaum-Kommentars gestellt.
Zurück nach Israel? Warum soll Frau Bürbaum zurück nach Israel? Warum schreibt Alfred Stubauer so etwas? Wer ist Alfred Stubauer eigentlich? Alfred Stubauer ist Funktionär der FPÖ in St. Ulrich bei Steyr und Betriebsrat bei BMW Steyr. Am 8. März postet er auf seinem FB-Account: „In letzter Zeit wurde unter meinem Namen fälschlicherweise viel gepostet. Trotz passwort-Änderung kann ich das leider nicht verhindern. Eine Anzeige brachte bis jetzt auch nichts. Bitte um Verständnis !“
Was wurde da unter seinem Namen „fälschlicherweise viel“ gepostet? Und warum kann er das nicht verhindern? Den Kommentar zu Frau Bürbaum kann er wohl nicht gemeint haben, denn der ist noch immer online. Aber vielleicht hat er das Posting vom 15. Februar gemeint, das in seiner Chronik bis zum 8. März noch online war, mittlerweile aber gelöscht ist: „Welcher Jude in der EU, Deutschland oder Österreich hat den Impfstoff eigentlich an Israel weitergeleitet? Christe oder Moslem wird’s ja nicht gewesen sein“. Die Unterstellung ist nicht nur schwachsinnig, sondern auch hetzerisch antisemitisch. Dass sie drei Wochen auf der Timeline von Alfred Stubauer stehen kann, spricht nicht unbedingt für Stubauers Behauptung, dass da unter seinem Namen „fälschlicherweise “ gepostet wurde.
Bei Werner Rogner ist nämlich nicht nur der von Stubauer gezeichnete Kommentar mit „zurück nach Israel“ zu lesen, sondern – als Ergänzung zu dem „Trampl“-Poster noch ein Kommentar von Stubauer: „Sage ja, Juden gehören nach Israel“
Stubauer, der FPÖ-Funktionär (oder wer auch immer bei ihm sonst noch mitschreibt) kommentiert also ungeniert antisemitisch und Rogner, der FPÖ-Funktionär, der mit seinen Unterstellungen gegenüber Frau Bürbaum die Unterlage geliefert hat, lässt das so stehen. Unkommentiert und auch ungeniert. Das ist die FPÖ neu!