Der Holocaustleugner in „Zur Zeit“

Was kön­nte die offene Parteinahme für den Anti­demokrat­en Don­ald Trump noch vul­gär­er machen? Man kön­nte sie zum Beispiel von einem Holo­caustleugn­er vor­tra­gen lassen! Mölz­ers pressege­fördertes Blatt „Zur Zeit“ macht es vor.

Ganz im Ein­klang mit dem Großteil der hiesi­gen extremen Recht­en posi­tion­iert sich auch die FPÖ-nahe Wochen­pos­tille „Zur Zeit“ immer wieder für Don­ald Trump. Daran ändert die pein­liche – und gefährliche – Show des Möchte­gern-Autokrat­en seit sein­er Wahlnieder­lage freilich nichts. Zu viel dürfte an Trump faszinieren: Von den faschis­toid anmu­ten­den Massen­events (Ral­lies), über die unverblümte Ver­ach­tung gegen unab­hängige Medi­en (Fake News) und ver­meintliche Eliten (Deep State), bis hin zu der Weigerung, sich gegen White-Suprema­cy-Grup­pen zu posi­tion­ieren bzw. sich über­haupt von Ras­sis­mus zu distanzieren.

Jet­zt, da die Trump-Clique sich völ­lig offen von Real­ität und Demokratie ver­ab­schiedet, bezieht auch „Zur Zeit“ noch ein­mal Stel­lung – und zwar mith­il­fe des NS-Revi­sion­is­ten und Holo­caustleugn­ers Paul Craig Roberts.

Der ver­ro­hte Ex-Neolib­erale: Vom Israel­has­s­er zum Hitler-Fanboy … 

Der Pub­lizist und Ökonom Roberts war stel­lvertre­tender Finanzmin­is­ter unter der Rea­gan-Admin­is­tra­tion. Als rechter Mei­n­ungs­mach­er ist er eine schillernde Fig­ur: So hat er sich von einem, ganz den „Reaganomics“ verpflichteten, Neolib­eralen hin zu einem ver­schwörungsphan­tastis­chen Anti­semiten entwick­elt. (1)

Zu Let­zterem radikalisiert er sich ins­beson­dere seit den 2000er-Jahren, was sich zuerst – wie so oft bei solchen Ver­ro­hun­gen – vor allem durch Hass auf Israel äußert. So beze­ich­net er 2009 etwa den Gaza-Streifen als „größtes Konzen­tra­tionslager der Welt“ und behauptet in anti­semi­tis­ch­er Manier, dass sich die USA als „Mar­i­onet­ten­staat“ erweisen, sobald es um Israel gehe (2).

Zehn Jahre später steigert sich der ehe­ma­lige „Wall Street Journal“-Kolumnist zum offe­nen NS-Geschicht­sre­vi­sion­is­mus. In einem Artikel von Mai 2019 (3) preist er den verurteil­ten Holo­caustleugn­er David Irv­ing rück­halt­los: Irv­ing sei „ohne jeden Zweifel der beste His­torik­er bezüglich des Europäis­chen Anteils am Zweit­en Weltkrieg“, und er habe ler­nen müssen, dass die „Kri­tik von Mythen“ nicht unges­traft bleibe. Und wer wird wohl schuld daran sein, dass dieses Genie heute so geächtet ist? Richtig, die Zion­is­ten: „Man kann ein­fach nichts sagen, das ihr pro­pa­gan­dis­tis­ches Bild der Geschichte verän­dert.“ Auch die deutsche Kriegss­chuld wird mit Ver­weis auf Irv­ing geleugnet: „Der Zweite Weltkrieg war Churchills Krieg, nicht Hitlers Krieg.

Irv­ing ist dem durchgek­nall­ten NS- und Trump-Fan dann tat­säch­lich nicht extrem genug, spricht doch auch er – in die Knie gezwun­gen von der Hitler-feindlichen Wis­senschaft – let­ztlich schlecht vom Führer: „Sobald seine [Irv­ings] fak­ten­basierte Darstel­lung von Hitler eine Per­son zum Vorschein bringt, die zu sehr von dem dämon­isierten Bild abwe­icht, streut Irv­ing neg­a­tive Äußerun­gen über Hitler hinzu. (…) Das ist es, was ein His­torik­er tun muss, um es zu über­leben, die Wahrheit gesagt zu haben.“ Roberts beken­nt sich als wahrer Hitler-Fan­boy: „Im Gegen­satz zu dem britis­chen Aris­tokrat­en [gemeint ist Churchill] war Hitler ein Mann des Volkes. Er han­delte für das deutsche Volk.“ Hitlers Forderun­gen gegenüber Polen seien fair und real­is­tisch gewe­sen, aber Churchill – finanziert durch „jüdis­ches Geld“ – hätte gegen die deutsch-pol­nis­chen Ver­hand­lun­gen interveniert.

… zum Holocaust-Leugner

Roberts lan­det fol­gerichtig – in dem­sel­ben Artikel – bei der offe­nen Leug­nung der Shoah. Er behauptet: „Die ‚Ver­nich­tungslager‘ waren in Wirk­lichkeit Arbeit­slager.“ Auschwitz sei lediglich ein Stan­dort für „Deutsch­lands essen­zielle Gum­mi-Indus­trie“ gewe­sen. Die Kre­ma­to­rien in den Lagern seien nicht errichtet wor­den um „Völk­er zu ver­nicht­en, son­dern um Tote zu beseit­i­gen, die an Typhus, anderen Krankheit­en und natür­lichen Todesur­sachen gestor­ben waren.“

Holocaustleugnung von Paul Craig Roberts: Auschwitz war ein "Arbeitslager"

Holo­caustleug­nung von Paul Craig Roberts: Auschwitz war ein „Arbeit­slager”

Er fügt hinzu, dass die „schreck­lichen Fotos“ von halb Ver­hungerten nicht von geplanter Ver­nich­tung zeu­gen wür­den, son­dern lediglich davon, dass Deutsch­land in den let­zten Tagen des Krieges unor­gan­isiert war und keinen Zugang zu Essen und Medika­menten mehr gehabt hätte. Schließlich erk­lärt er: „Es ist verblüf­fend, wie viel Macht die Zion­is­ten durch den Holo­caust bekom­men haben.“ Dass Roberts ein der­art übler NS-Fan und Holo­caustleugn­er ist, ist freilich kein Geheimwis­sen, son­dern das erfährt man mit ein­er ober­fläch­lichen Online-Suche (etwa im deutschsprachi­gen Wikipedia-Ein­trag zu Roberts).

Das bet­ro­gene Volk

Der­selbe Roberts darf sich in „Zur Zeit“ gle­ich zwei Mal aus­führlich für Trump posi­tion­ieren. Ein­mal in einem Inter­view von Mitte Novem­ber, das Redak­teur Bern­hard Tomaschitz geführt hat, und noch ein­mal in einem Gast­beitrag von Anfang Dezem­ber, den Tomaschitz über­set­zt hat. Bei­des find­et sich auf der Web­site von „Zur Zeit“.

"Zur Zeit"-Interview mit dem Holocaustleugner Paul Craig Roberts

„Zur Zeit”-Interview mit dem Holo­caustleugn­er Paul Craig Roberts

Das Inter­view (4) trägt den Titel „Die Demokrat­en haben die Präsi­den­ten­wahlen gestohlen.“ Darin phan­tasiert Roberts von einem „mas­siv­en Wahlbe­trug“ – mehr noch: von ein­er „Rev­o­lu­tion gegen das repub­likanis­che weiße Ameri­ka“. Freilich ist an dieser Rev­o­lu­tion alles beteiligt, was nicht auf Lin­ie mit dem ras­sis­tis­chen Trump-Pop­ulis­mus ist: die Medi­en, die Demokrat­en, der „tiefe Staat“, die Post, die CIA und die Iden­tität­spoli­tik, die „zur Rassen- und Geschlechteruneinigkeit“ führe.

Dem Inter­view­er Tomaschitz gefällt das Ger­aune natür­lich, und er legt seinem para­noiden Gesprächspart­ner die richti­gen weltan­schaulichen Rutschen, wenn er z.B. fragt: „Irgend­wie bekommt man den Ein­druck, dass in den USA – wie auch in vie­len europäis­chen Län­dern – die Demokratie nur eine Fas­sade ist. Oder liege ich falsch?“ Natür­lich hat er Recht. Roberts erk­lärt, dass Demokratie in den USA gar nicht herrschen könne, weildas Geld der Elite“ herrsche. Die Kan­di­dat­en wür­den von Inter­es­sen­grup­pen finanziert wer­den, und Roberts ver­gisst nicht, auch die „Israel-Lob­by“ als eine solche aufzuzählen. Der misog­y­ne und ras­sis­tis­che Mil­liardär Trump gehört natür­lich nicht zu dieser gehas­sten Elite, vielmehr sei er „der erste Nicht-Estab­lish­ment-Präsi­dent seit Ronald Rea­gan“. Zulet­zt wird es noch apoka­lyp­tisch, wenn Roberts ern­sthaft behauptet, dass „unter demokratis­ch­er Herrschaft die Umwand­lung der weißen Amerikan­er in Bürg­er zweit­er oder drit­ter Klasse abgeschlossen wer­den [wird].

In dem Gast­beitrag von Anfang Dezem­ber (5) ist sich Roberts dann sich­er: „Die Wahl wurde gestohlen“, wie es schon im Titel heißt. Er beze­ich­net den Wahlsieg der Demokrat­en gar als „Staatsstre­ich“. Ganz im Jar­gon des autoritären Pop­ulis­mus, wird Trump als demon­tiert­er Volk­sheld imag­iniert: „Der Grund, warum die Elite Trump has­st, ist, dass er sich auf das Volk stützt.“ Diese For­mulierun­gen erin­nern frap­pierend an Roberts Darstel­lung von Hitler, den er als Mann des Volkes imag­iniert (im Gegen­satz zu dem abge­hobe­nen Aris­tokrat­en Churchill). Roberts buch­sta­biert auch aus, was es brauchen würde, um die Macht der gehas­sten Elite zu brechen:

Trump ist ein Pop­ulist, ein Präsi­dent der ein­fachen Leute. Trump wird gehas­st, weil er beab­sichtigte, gewöhn­liche Amerikan­er aus der Unter­wür­figkeit gegenüber den Absicht­en der Elite zu ret­ten. Lei­der reicht es nicht aus, ein Pop­ulist zu sein, um eine fest ver­wurzelte Elite zu stürzen. Das kann nur ein Rev­o­lu­tionär, aber Trump ist kein Revolutionsführer.

"Zur Zeit"-Gastbeitrag des Holocaustleugners Paul Craig Roberts

„Zur Zeit”-Gastbeitrag des Holo­caustleugn­ers Paul Craig Roberts

Wie jedes Mal, wenn wir über „Zur Zeit“ bericht­en, müssen wir auch hier erwäh­nen: Das recht­sex­treme, FPÖ-nahe Wochen­blatt erhält weit­er­hin jährlich hohe Förder­be­träge der öffentlichen Hand. Siehe dazu auch unser aus­führlich­es „Zur Zeit“-Dossier!

➡️ „ZurZeit” und der „Wahlbe­trug” am „weißen Ameri­ka” (DÖW, Neues von ganz Rechts)

Fußnoten

1 Wir zitierten im fol­gen­den zwei Texte von Roberts, die in englis­ch­er Sprache erschienen sind; Die zitierten Textstellen wur­den von uns übersetzt.
2 „Pirates of the Mediter­ranean“ (Paul Craig Roberts), 01.07.2009, erschienen auf der Web­site von „Counterpunch.org“, zulet­zt eige­se­hen via „archive.org“: 10.12.2020
3 „The Lies about World War II“ (Paul Craig Roberts), 15.05.2019, erschienen auf der Web­site von „For­eign Pol­i­cy Jour­nal“, zulet­zt einge­se­hen: 10.12.2020
4 „Die Demokrat­en haben die Präsi­den­ten­wahl gestohlen“ (Inter­view mit Paul Craig Roberts), 12.11.2020, erschienen auf der Web­site von „Zur Zeit“, zulet­zt einge­se­hen: 10.12.2020
5 „USA: Der Beweis ist da – die Wahl wurde gestohlen“, 02.12.2020, erschienen auf der Web­site von „Zur Zeit“, zulet­zt einge­se­hen: 10.12.2020