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Lisa Eckhart & die Humorlosigkeit

Sie wird im ORF als „Sati­ri­ke­rin“ ange­kün­digt, Lisa Eck­hart, die bereits zuvor durch anti­se­mi­ti­sche Aus­fäl­le auf­ge­fal­len ist. Vie­le fin­den bei Eck­hart die Sati­re nicht, dafür aber plum­pen, zyni­schen Anti­se­mi­tis­mus. Und: Die Juden sind selbst schuld! Als im August das Ham­bur­ger „Har­bour Front Lite­ra­tur­fes­ti­val“ bekannt gab, die aus der Stei­er­mark stam­men­de Kaba­ret­tis­tin Lisa Eck­hart aus­zu­la­den, weil […]

9. Sep 2020

Als im August das Ham­bur­ger „Har­bour Front Lite­ra­tur­fes­ti­val“ bekannt gab, die aus der Stei­er­mark stam­men­de Kaba­ret­tis­tin Lisa Eck­hart aus­zu­la­den, weil – und da gehen die Begrün­dun­gen aus­ein­an­der, wir aber geben wie­der, was der Ver­an­stal­ter ver­laut­bart hat­te – man aus der Nach­bar­schaft War­nun­gen gehört habe*, dass es Pro­tes­te geben kön­ne, ging eine Empö­rungs­wel­le durch Deutsch­land und auch gleich durch Öster­reich. Nun gut, es kann schon sein, dass Pro­tes­te in Ham­burg auch zu grö­be­ren, gewalt­tä­ti­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen füh­ren, aber aus dem „aus der Nach­bar­schaft gehört“, mach­ten zuerst der Spie­gel „Dro­hun­gen“, die FAZ Dro­hun­gen des „Schwar­zen Blocks der Anti­fa“ und der Tages­spie­gel schraub­te das nicht Exis­ten­te gar zum „selbst­er­nann­ten Scharf­rich­ter” hoch.

Auch Armin Wolf distanziert sich von den imaginären "Gewaltdrohungen" (Twitter)
Auch Armin Wolf distan­ziert sich prä­ven­tiv von den ima­gi­nä­ren „Gewalt­dro­hun­gen” (Twit­ter)

Eck­hart hat­te ihren erst mit erheb­li­cher Ver­zö­ge­rung wahr­ge­nom­me­nen gro­ßen Auf­tritt 2018 im WDR mit der humo­ri­gen Frage,

ob #MeToo nicht anti­se­mi­tisch sei, weil Pol­an­ski und Wein­stein Juden sind. „Am meis­ten ent­täuscht es von den Juden, da haben wir immer gegen den Vor­wurf gewet­tert, denen gin­ge es nur ums Geld, und jetzt plötz­lich kommt raus, denen geht’s wirk­lich nicht ums Geld, denen geht’s um die Wei­ber, und des­halb brau­chen sie das Geld.“ (juedische-allgemeine.de, 30.4.20)

Bei „Stöckl“ nun ver­si­cher­te uns die stand­fes­te Künst­le­rin, es ger­ne noch ein­mal so gemacht zu haben, näm­lich als „ein paar schwind­li­ge Rowohlt-Autoren** gegen die Bio­gra­fie von Woo­dy Allen gewet­tert haben. (…) Eigent­lich wer­fe ich ja Anti­se­mi­tis­mus in die­ser Num­mer vor“, weil im „MeToo-Furor“ „Schutz­be­foh­le­ne“ – eben wie Pol­an­ski und Wein­stein – Opfer gewor­den wären.

Lachen wir jetzt? Nein! Aber das liegt an uns und den Juden, denn, so Eck­hart unge­hin­dert im ORF, das sei „eine Humor­lo­sig­keit, die fast an Anti­se­mi­tis­mus grenzt“. Und es sei­en „sehr vie­le mut­wil­li­ge Miss­ver­ständ­nis­se pas­siert“.

Sekun­diert wur­de Eck­hart bei „Stöckl“ von Micha­el Nia­va­ra­ni und Niki Pop­per, denn der eine muss wis­sen, was Humor darf, und der ande­re hat immer­hin jüdi­sche Vor­fah­ren. Ver­tre­ter der jüdi­schen Com­mu­ni­ty in Öster­reich fan­den den ORF-Bei­trag trotz der Eckhart’schen Auf­klä­rungs­ver­su­che aller­dings noch immer nicht lus­tig, aber lasst Euch gesagt sein: Selbst schuld, das liegt an Eurer Humorlosigkeit!

P.S.: Nun ist Eck­hart doch ins brand­ge­fähr­li­che Ham­burg gereist, wie kürz­lich zu lesen war. Und so darf „Die Welt“, ver­läss­li­che Schutz­frau poli­tisch „inkor­rek­ter“ Trol­le, zufrie­den ver­mel­den: „Bei ihrem Auf­tritt im Lite­ra­tur­haus, das an der Außen­als­ter und weit weg von den lin­ken Kiezen liegt, blieb es rund um den Auf­tritt ruhig.“ War der „Schwar­ze Block der Anti­fa“ also zu faul, um die paar Kilo­me­ter an die Außen­als­ter zu pilgern?

* Stel­lung­nah­me des Ham­bur­ger „Nocht­spei­cher“ zu den kol­por­tier­ten Ausladungsgründen:

Wir haben kei­ne „Dro­hun­gen“ erhal­ten und das auch nicht gesagt. Wir haben War­nun­gen bezüg­lich einer Stö­rung oder Spren­gung der Ver­an­stal­tung erhal­ten, die uns plau­si­bel schi­en­nen [sic!]. Eine Loca­ti­on, die eine stö­rungs­freie und siche­re Ver­an­stal­tung nicht garan­tie­ren kann – wozu Ein­hal­tung des Coro­na-Schut­zes gehört –, han­delt unse­res Erach­tens ver­ant­wor­tungs­los, zumal uns eine Ver­le­gung in eine geeig­ne­te­re Loca­ti­on sei­tens der Ver­an­stal­ter pro­blem­los schien.

** hier der Brief der „schwind­li­gen“ Rowohlt-Autor*innen

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