Skip to content
Stoppt die Rechten

Stoppt die Rechten

Antifaschistische Website

social media logo x social media logo facebook social media logo bluesky
  • Suche
  • Wissen
    • Rechtsextremismus
    • Ist die FPÖ rechtsextrem?
    • Rechtsextreme Medien in Österreich
    • Faschismus
    • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
    • Antisemitismus
    • Rassismus
    • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
    • NS-Symbole und Abzeichengesetz
    • Verhetzung. Was ist das? Was kann ich dagegen tun?
  • Handeln
    • Aktiv werden und handeln
    • Was kann wie wo gemeldet werden?
    • Gegen Sticker & Geschmiere
    • How to “Prozessreport”?
  • Hilfreich
    • Anleitung Sicherung von FB-Postings/Kommentaren
    • Strafbare Inhalte im Netz: eine Anzeige/Sachverhaltsdarstellung einbringen
  • Wochenrückblick
  • Gastbeiträge
  • Materialien
  • Rezensionen

„Stoppt die Rechten“ ist eine unabhängige, antifaschistische Plattform, die Rechtsextremismus und Neonazismus in Österreich sichtbar macht, analysiert und dokumentiert – mit dem umfassendsten öffentlich zugänglichen Online-Archiv zu rechtsextremen Entwicklungen und Vorfällen in Österreich.

FPÖ
Einzelfallzähler

aktuell 0 Fälle
alle Fälle lesen

Waffenfunde
 

0
alle Fälle lesen
Lesezeit: 6 Minuten

Rost und Resetarits

Der Kaba­ret­tist Lukas Reseta­rits hat in einem ORF-Inter­view davon gespro­chen, dass Künst­le­rIn­nen zu denen gehö­ren, „die halt wirk­lich durch den Rost gefal­len sind“. Die­se For­mu­lie­rung hat Ger­hard Bur­da zu einem kur­zen Kom­men­tar auf Face­book ver­an­lasst. Ger­hard Bur­da ist Anti­fa­schist, Lukas Reseta­rits ist auch Anti­fa­schist. In hun­der­ten Pos­tings zu Bur­das Kurz­kom­men­tar wur­de hef­tig gestrit­ten. Teil­wei­se sehr beschä­mend und auch entlarvend.

26. Mai 2020

Lukas Reseta­rits hat die Rede­wen­dung vom Rost in einem ZIB 2‑Interview am 11. Mai ver­wen­det, in dem er hef­ti­ge Kri­tik an der damals noch amtie­ren­den Kul­tur­staat­s­e­kre­tä­rin Ulri­ke Lunacek übte. Weni­ge Tage spä­ter trat Ulri­ke Lunacek als Staats­se­kre­tä­rin zurück. Ob die Kri­tik von Lukas Reseta­rits an Lunacek berech­tigt war oder nicht, soll hier kei­ne Rol­le spie­len. Was uns inter­es­siert, ist die Rede­wen­dung vom Rost, die Kri­tik dar­an und vor allem die Kri­tik an die­ser Kritik.

Ger­hard Bur­da hat sei­ne Kri­tik an Lukas Reseta­rits in fol­gen­den Hin­weis gepackt: Lukas Reseta­rits: Men­schen fie­len in den Nazi-Brenn­öfen „durch den Rost“. Der Satz ist wohl als die kla­re Erin­ne­rung an den Anti­fa­schis­ten Reseta­rits zu ver­ste­hen, eine Rede­wen­dung wie die von den durch den Rost Gefal­le­nen nicht zu gebrau­chen. Der Kurz­kom­men­tar ent­hält kei­nen über die­se Erin­ne­rung hin­aus­ge­hen­den Vor­wurf an Reseta­rits. Kei­ne Unter­stel­lung, nichts sonst!

Im ZiB2 Coro­na-Inter­view mit Armin Wolf sprach Lukas Reseta­rits bei­läu­fig davon, dass die Künst­ler „durch den Rost gefal­len“ wären. Die gedan­ken­lo­se Ver­wen­dung die­ser Phra­se fand ich beson­ders erstaun­lich und irri­tie­rend, weil Resetarits´s Brot­be­ruf die Spra­che und er ein aus­ge­wie­se­ner Anti­fa­schist und Anti­ras­sist ist.

Erschre­ckend waren dann vie­le Reak­tio­nen als ich einen Hin­weis auf die­sen Sprach­ge­brauch und den Zusam­men­hang mit NS-Brenn­öfen auf mei­ne face­book-Sei­te setz­te. Es kamen mehr als 360 (!) Kom­men­ta­re. Über­wie­gend empört, dass ich gera­de die­sen Künst­ler kri­ti­sier­te und dass das ein all­täg­li­ches, ja harm­lo­ses Sprach­bild wäre, das doch gar nichts mit dem Nazi-Faschis­mus zu tun hät­te, son­dern es schon viel län­ger (mög­li­cher­wei­se seit dem Mit­tel­al­ter) im Gebrauch war. Dass die­ser Sager auf Men­schen ange­wen­det wur­de, schien die Aller­meis­ten nicht zu beküm­mern … (Ger­hard Bur­da in einem Mail an „Stoppt die Rechten“)

Der Ursprung der Rede­wen­dung ist unklar. Die sim­pels­te Rück­füh­rung ist wohl die, wonach in einem Ofen gro­be Rück- oder Gegen­stän­de durch einen Rost von der Asche getrennt wer­den. Im über­tra­ge­nen Sinn stün­de die Phra­se für Men­schen, die Pech haben, nicht berück­sich­tigt wer­den, leer aus­ge­hen – wären dann nicht die Nazis gekom­men, die Mil­lio­nen jüdi­sche Men­schen ermor­de­ten und in ihren Kre­ma­to­ri­en ver­bren­nen bzw. tat­säch­lich „durch den Rost fal­len“ ließen.

Der Natio­nal­so­zia­lis­mus hat die alte Rede­wen­dung mit einer neu­en fürch­ter­li­chen Bedeu­tung auf­ge­la­den. Es waren nicht die Nazis selbst, die die Phra­se mit die­sem neu­en zyni­schen Inhalt in Umlauf gebracht bzw. ver­wen­det haben. Ganz im Gegen­teil ver­such­ten sie ja durch den Abbau von Kre­ma­to­ri­en und Gas­kam­mern gegen Ende ihres Mord­re­gimes Spu­ren, die auf den Holo­caust hin­wie­sen, zu ver­tu­schen. Aus die­sem Grund han­delt es sich auch bei der Rede­wen­dung „bis zur Ver­ga­sung (arbei­ten)“ nicht um eine Nazi-Rede­wen­dung, son­dern um eine, die – so wie die vom Rost – durch den Natio­nal­so­zia­lis­mus eine neue schreck­li­che Bedeu­tung erhal­ten hat.

Natür­lich muss man nicht alle Wör­ter und Rede­wen­dun­gen, die von den Nazis ver­wen­det wur­den oder durch das NS-Regime eine Bedeu­tungs­ver­än­de­rung erhal­ten haben, ken­nen. Man darf auch dazu­ler­nen, auf­merk­sam gemacht wer­den. Das gilt nicht nur für Lukas Reseta­rits, son­dern für alle.

Auch gibt es Phra­sen, die von den Nazis regel­recht gehypt wur­den, aber in der Fol­ge wie­der ihrer NS-Bedeu­tung ent­klei­det wur­den. „Am Boden zer­stört“ ist so eine For­mu­lie­rung, die durch den Luft­krieg der Nazis in den ers­ten Kriegs­jah­ren fak­tisch täg­lich über die NS-Pro­pa­gan­da ver­brei­tet wur­de und ver­mut­lich über die­sen Weg dann auch bild­lich (im Sinn von tief­trau­rig) brei­te Ver­wen­dung fand.

Wer weiß heu­te noch, dass die Nazis die Bezeich­nung „Bau­er“ – ent­ge­gen aller sprach­li­chen Tra­di­ti­on exklu­siv einem Eigen­tü­mer eines – ras­sisch defi­nier­ten – Erb­ho­fes als „Ehren­ti­tel“ vor­be­hiel­ten, wäh­rend alle ande­ren Agra­ri­er, die nicht über die ent­spre­chen­de „Acker­nah­rung“ und Geschlecht­er­fol­ge ver­füg­ten als Land­wir­te bezeich­net wer­den muss­ten? An Stel­le des „Redak­teurs“ leg­ten die Nazis ver­pflich­tend (!) durch das Schrift­lei­ter­ge­setz aus 1933 den Ter­mi­nus „Schrift­lei­ter“ und des­sen ger­ma­nisch-deut­sche Her­kunft fest. Streng deutsch­na­tio­na­le und brau­ne Blät­ter hal­ten an der Bezeich­nung „Schrift­lei­ter“ auch heu­te noch fest und kön­nen dadurch auch ein­fach unter­schie­den werden.

Ger­hard Bur­da woll­te mit sei­nem kur­zen State­ment auf die durch den Holo­caust auf­ge­la­de­ne Bedeu­tung der Phra­se vom „durch den Rost fal­len“ hin­wei­sen. Ver­mut­lich, weil er sich über deren gedan­ken­lo­sen Gebrauch durch einen Anti­fa­schis­ten ärger­te. Aber darf und muss die­se Sen­si­bi­li­tät eine pri­va­te, inti­me Ange­le­gen­heit sein und blei­ben? Dür­fen die ande­ren bestim­men und defi­nie­ren, wo Sen­si­bi­li­tät und Erin­ne­rung ange­bracht ist, wo man dadurch nicht beläs­tigt wer­den will?

In dem Shit­s­torm, der dem Kom­men­tar folg­te, wur­den alle gän­gi­gen Aus­re­den, auch sehr bös­ar­ti­ge Beschimp­fun­gen bemüht – und nur von eini­gen erfolg­te so etwas wie Ein­sicht („habe ich nicht gewusst“), Ver­tei­di­gung sei­ner Kri­tik oder gar Dank für die Erinnerung.

„Rede­wen­dun­gen sind nun mal Rede­wen­dun­gen“, „lan­ge vor den Nazis gebräuch­lich“, „kei­ne ande­ren Sor­gen“, „Schwach­sinn“, „böse Unter­stel­lung“, „unsin­ni­ge Dis­kus­si­on“, „Ablen­kung“ von der Kri­tik des Lukas Reseta­rits, dem man als qua­si zer­ti­fi­zier­tem Anti­fa­schis­ten doch so etwas nicht unter­stel­len dür­fe – das war der Tenor der Debat­te, der nur durch die ziem­lich ver­zwei­fel­ten Ein­wür­fe eini­ger weni­ger Mit­strei­ter gestört wurde.

Dann gab es noch die ganz spe­zi­el­len Pos­tings: „An den Haa­ren her­bei­ge­zo­gen“ sei die Debat­te, „wer denkt denn dabei an den Holo­caust“ wird in dem einen behaup­tet, wäh­rend der Vor­wurf in einem ande­ren Pos­ting völ­lig schräg daher­kommt: “Ihnen geht es gar nicht um das uner­mess­li­che Leid von Mit­bür­gern, KZs und Kre­ma­to­ri­en, son­dern ledig­lich um die Des­avou­ie­rung von Reseta­rits“. Sogar eine Pri­se Anti­se­mi­tis­mus fin­det sich: „Eure Sor­gen und den (sic!) Roth­schild sein Geld …“

Wohl gemerkt: Das alles und noch viel mehr waren Reak­tio­nen auf einen Kom­men­tar von Ger­hard Bur­da, in dem die­ser dar­auf hin­wies, dass bei den Nazis Men­schen tat­säch­lich „durch den Rost“ gefal­len sind, weil sie mil­lio­nen­fach ver­brannt wur­den. Dafür muss­te er sich von einem frü­he­ren Lan­des­rat mit „Du bist ein dum­mer Mensch“ beschimp­fen und von einem akti­ven Gemein­de­rat der SPÖ „Block­wart­ment­a­li­tät“ unter­stel­len lassen.

„Block­wart­ment­a­li­tät“ an die Adres­se eines Men­schen, der seit Jah­ren Erin­ne­rungs­ar­beit betreibt, der die­se auch – ohne zu ver­ur­tei­len! – am Bei­spiel einer unbe­dach­ten Rede­wen­dung aus­führt, das ist wohl so ziem­lich das Hin­ter­fot­zigs­te, was man aus die­sem Anlass unter­stel­len kann.

P.S.: Eini­ge Links zu Bei­trä­gen, die sich mit dis­kri­mi­nie­ren­der Spra­che bzw. belas­te­ter Spra­che beschäftigen

➡️ https://www.wien.gv.at/verwaltung/antidiskriminierung/sprache.html
➡️ https://kurier.at/politik/inland/verbrannte-woerter-was-man-heute-nicht-sagen-sollte/400473934
➡️ https://static.uni-graz.at/fileadmin/Akgl/4_Fuer_MitarbeiterInnen/leitfaden-nichtdiskriminierende-sprache_BMWA.pdf
➡️ https://de.wikipedia.org/wiki/Bis_zur_Vergasung
➡️ https://www.news.at/a/sprache-dunkles-wortgut-7660619
➡️ https://www.bpb.de/politik/grundfragen/sprache-und-politik/

  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
  • spenden 
Keine Beiträge mehr verpassen: Email-Benachrichtigung aktivieren
abgelegt unter: Dokumentation
Schlagwörter: Antisemitismus | Österreich | Politische Bildung/Aufklärung

Beitrags-Navigation

« Mélange KW 21/20
Antisemitismusbericht 2019: wieder mehr Vorfälle »

» Zur erweiterten Suche

Spenden

Wissen

  • Rechtsextremismus
  • Ist die FPÖ rechtsextrem?
  • Rechtsextreme Medien in Österreich
  • Faschismus
  • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
  • Antisemitismus
  • Rassismus
  • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
  • NS-Symbole und Abzeichengesetz
  • Verhetzung

Handeln

  • Aktiv werden und handeln
  • Was kann wie wo gemeldet werden?
  • Gegen Sticker & Geschmiere
  • How to “Prozessreport”?

Hilfreich

  • Postings gerichtstauglich sichern
  • Wie verfasse ich eine Sachverhaltsdarstellung?
  • Archiv aller Beiträge
  • Schlagwörter-Wolke
E-Mail-Benachrichtigung bei neuen Beiträgen
  • Wochenrückblicke
    Beiträge
  • Gastbeiträge
    Beiträge
  • Materialien
    Beiträge
  • Rezensionen
    Beiträge
Um unsere Arbeit fortführen zu können, sind wir auf Ihre Spenden angewiesen – danke für Ihre Unterstützung!

Stoppt die Rechten, Sparkasse Neunkirchen Gloggnitz IBAN AT46 2024 1050 0006 4476

oder viaPaypal

Kontakt

Vorfälle und Hinweise bitte über unser sicheres Kontaktformular oder per Mail an:
[email protected]

Wir garantieren selbstverständlich den Schutz unserer Informant*innen, der für uns immer oberste Priorität hat.

Spendenkonto

Um unsere Arbeit fortführen zu können, sind wir auf Ihre Spenden angewiesen – danke für Ihre Unterstützung!

Stoppt die Rechten, Sparkasse Neunkirchen Gloggnitz

IBAN AT46 2024 1050 0006 4476

Oder via PayPal:

Socials

social media logo x social media logo facebook social media logo bluesky

Links

  • Rechtsextremismus
  • Ist die FPÖ rechtsextrem?
  • Rechtsextreme Medien in Österreich
  • Faschismus
  • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
  • Antisemitismus
  • Rassismus
  • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
  • NS-Symbole und Abzeichengesetz
  • Verhetzung
  • Aktiv werden und handeln
  • Was kann wie wo gemeldet werden?
  • Gegen Sticker & Geschmiere
  • How to “Prozessreport”?
  • Postings gerichtstauglich sichern
  • Wie verfasse ich eine Sachverhaltsdarstellung?
  • Archiv aller Beiträge
  • Schlagwörter-Wolke
  • Über uns
  • Beirat und Unterstützer*innen
  • Datenschutz
  • Impressum
Spenden