Steiermark: dreifacher FPÖ-Corona-Fail

Während der eine, Sascha Fülöp, der Sturmtr­e­ff-Wirt aus Zeltweg, unter Beschimp­fung der Regierung sein Lokal offen hal­ten wollte und dafür prompt den Weisel seines Bezirksparte­ichefs Wolf­gang Zanger erhielt, meinte der andere, Ger­hard Hirschmann aus Leib­nitz, an ein­er „Coro­na-Par­ty“ teil­nehmen zu müssen. Aber der kam mit ein­er tele­fonis­chen Abmah­nung durch Lan­desparteiob­mann Mario Kunasek davon. Ein Dreifach-Fail.

die Regierung kan mich ganz nor­mal am arsch leken so lange ich nichts schriftlich habe”, war in etwas zweifel­haftem Deutsch beim Sturmtr­e­ff-Face­book-Auftritt des Sascha Fülöp zu lesen.

Der Zeltweger Gast­wirt war in der FPÖ eine kleine Num­mer, ger­ade ein­mal auf Platz fünf auf der Liste der Zeltweger FPÖ-Kan­di­datIn­nen bei der bevorste­hen­den Gemein­der­atswahl. Seine Chan­cen, tat­säch­lich in den Gemein­der­at einzuziehen, sind ohne­hin sehr mäßig: Die FPÖ hat dort derzeit fünf Man­date; angesichts des Trends, der für die Blauen stark nach unten führt, wird dieses Ergeb­nis kaum zu hal­ten sein. Trotz­dem wurde Fülöp vom leg­endären Lieder­buchbe­sitzer Wolf­gang Zanger aus der FPÖ gewor­fen. „Es ist lei­der nicht möglich, jeden Kan­di­dat­en im Vorhinein auf Herz und Nieren durchzucheck­en”, so Zanger. Der ‚Aufruf zum Geset­zes­bruch‘ sei aber nicht zu akzep­tieren.“ (Kleine Zeitung, 16.3.20)

Distanzierung des SK Sturm vom "Sturmtreff"-Wirt

Dis­tanzierung des SK Sturm vom „Sturmtreff”-Wirt

Völ­lig anders sieht es beim Süd­steir­er Ger­hard Hirschmann aus, denn der sitzt seit Novem­ber 2019 im steirischen Land­tag. Der 27-jährige Jung­poli­tik­er hat­te zuvor eine echte Blitzkar­riere hin­gelegt, wie wir bere­its im Sep­tem­ber 2019 berichtet hat­ten. Er war bis Okto­ber 2019 par­la­men­tarisch­er Mitar­beit­er des FPÖ-Nation­al­ratsab­ge­ord­neten Josef Riemer, ist Gemein­der­at in Heili­genkreuz am Wasen, wo er nun als Spitzenkan­di­dat für die FPÖ wieder antritt. Seit März 2019 ist Hirschmann Bezirksparteiob­mann in Leib­nitz und hat zudem auch noch im RFJ diverse Funk­tio­nen. Er gehört also zu den Mul­ti­funk­tionäre in der FPÖ und war als Nach­fol­ger für den seit 2019 als Nation­al­rat pen­sion­ierten Josef Riemer aufge­baut worden.

Der Multifunktionär Gerhard Hirschmann (Screenshot meineabgeordneten.at)

Der Mul­ti­funk­tionär Ger­hard Hirschmann (Screen­shot meineabgeordneten.at)

Aus­gerech­net der traf sich nun mit­ten in der Coro­na-Krise, wo möglichst alle zu Hause bleiben soll­ten, in einem Ten­nisvere­inslokal mit drei anderen, um dort Par­ty zu machen. „Auf­grund der laut­en Musik und des Partylärms erstat­tete ein Ohren­zeuge Anzeige. Als die Polizei Nach­schau hielt, kam ger­ade ein 26-Jähriger aus dem Lokal, um bestellte Pizzen abzu­holen. Beim Anblick der Beamten drehte er sofort um, versper­rte die Tür von innen und drehte Licht und Musik ab. Erst nach einiger Zeit stell­ten sich die vier Süd­steir­er der Polizeikon­trolle.“ (steiermark.orf.at, 22.3.20)

Da musste der Lan­desparteisekretär Ste­fan Her­mann aus­rück­en, um zu bericht­en, Mario Kunasek habe den Par­tytiger angerufen: „Der Parte­ichef hat im Rah­men dieser Unterre­dung das Ver­hal­ten des Man­datars als inakzept­abel verurteilt und ihn abgemah­nt.“ (steiermark.orf.at) Und das war’s offen­bar, was dem steirischen Parteiob­mann dazu einge­fall­en ist.

Eines muss man Mario Kunasek jedoch lassen: Er bewies hin­sichtlich der Per­son­alie Hirschmann bere­its vor einem Jahr Voraus­blick. „Mit Ger­hard Hirschmann bekommt die FPÖ in Leib­nitz einen jun­gen sehr tal­en­tierten Poli­tik­er, von dem wir noch viel hören wer­den.“ (meinbezirk.at, 17.3.19) Über das Tal­ent, das Hirschmann mit­bringt, lässt sich stre­it­en, aber gehört haben wir seit sein­er Par­tyteil­nahme zweifel­los viel von ihm. Das sollte allerd­ings – anders als Kunasek geplant hat – der Schlusspunkt sein­er poli­tis­chen Kar­riere sein. Denn was für einen völ­lig bedeu­tungslosen Gemein­der­atskan­di­dat­en gilt, müsste noch viel eher für einen Mul­ti­funk­tionär in gehobe­nen Posi­tio­nen wie Hirschmann Gel­tung haben.

Gerhard Hirschmann: Spitzenkandidat in Heiligenkreuz am Waasen

Ger­hard Hirschmann: Spitzenkan­di­dat in Heili­genkreuz am Waasen

Aber der darf mit einem von der öffentlichen Hand ali­men­tierten Gehalt als Land­tagsab­ge­ord­neter bleiben, seine poli­tis­chen Ämter – auch als Spitzenkan­di­dat für die Gemein­der­atswahl – behal­ten und kassiert für seine dum­m­dreiste Ver­ant­wor­tungslosigkeit ger­ade ein­mal eine tele­fonis­che Ermah­nung. Während der Gast­wirt gle­ichzeit­ig um sein ökonomis­ches Über­leben kämpft. Die Parteireak­tion in der Causa Hirschmann ist schlichtweg Fail Num­mer drei!

Fülöp: Zur Richtigstellung : Ich werde das Lokal natürlich nicht öffnen, zum Schutz unserer Aller Gesundheit an die Gesetze halten . Außerdem tut es mir leid, daß sich manche Menschen beleidigt gefüllt haben und entschuldige mich auch dafür !! Es ist eine Situation in der niemand weiß, wie es weiter gehen wird und hoffe das wir alle dieses unbeschadet überstehen. Mein gestriges Post, war ein Ausdruck der Verzweiflung, in der ich und sicher auch viele andere Kleinst-Unternehmer sich zur Zeit befinden. Ein Ausdruck der absoluten Existenzbedrohung. Wie soll ich/ wir die Miete, Strom, SVA, Löhne, etc. zahlen..

Fülöp: Zur Richtig­stel­lung : Ich werde das Lokal natür­lich nicht öff­nen, zum Schutz unser­er Aller Gesund­heit an die Geset­ze hal­ten .
Außer­dem tut es mir leid, daß sich manche Men­schen belei­digt gefüllt haben und entschuldige mich auch dafür !!
Es ist eine Sit­u­a­tion in der nie­mand weiß, wie es weit­er gehen wird und hoffe das wir alle dieses unbeschadet über­ste­hen.
Mein gestriges Post, war ein Aus­druck der Verzwei­flung, in der ich und sich­er auch viele andere Kle­inst-Unternehmer sich zur Zeit befind­en.
Ein Aus­druck der absoluten Exis­tenzbedro­hung.
Wie soll ich/ wir die Miete, Strom, SVA, Löhne, etc. zahlen..

Update: Am 24.3.20 gab Hirschmann bekan­nt, „sein Man­dat und sämtliche Funk­tio­nen in der Frei­heitlichen Partei zurück­zule­gen“ (steiermark.orf.at, 24.3.20). Wäre dieser Schritt sofort erfol­gt, hätte sich die FPÖ einiges an Ungemach erspart.