„die Regierung kan mich ganz normal am arsch leken so lange ich nichts schriftlich habe”, war in etwas zweifelhaftem Deutsch beim Sturmtreff-Facebook-Auftritt des Sascha Fülöp zu lesen. Der Zeltweger Gastwirt war in der FPÖ eine kleine Nummer, gerade einmal auf Platz fünf auf der Liste der Zeltweger FPÖ-KandidatInnen bei der bevorstehenden Gemeinderatswahl. Seine Chancen, tatsächlich in den Gemeinderat einzuziehen, sind ohnehin sehr mäßig: Die FPÖ hat dort derzeit fünf Mandate; angesichts des Trends, der für die Blauen stark nach unten führt, wird dieses Ergebnis kaum zu halten sein. Trotzdem wurde Fülöp vom legendären Liederbuchbesitzer Wolfgang Zanger aus der FPÖ geworfen. „Es ist leider nicht möglich, jeden Kandidaten im Vorhinein auf Herz und Nieren durchzuchecken”, so Zanger. Der ‚Aufruf zum Gesetzesbruch‘ sei aber nicht zu akzeptieren.“ (Kleine Zeitung, 16.3.20)
Völlig anders sieht es beim Südsteirer Gerhard Hirschmann aus, denn der sitzt seit November 2019 im steirischen Landtag. Der 27-jährige Jungpolitiker hatte zuvor eine echte Blitzkarriere hingelegt, wie „Stoppt die Rechten” bereits im September 2019 berichtet hatte. Er war bis Oktober 2019 parlamentarischer Mitarbeiter des FPÖ-Nationalratsabgeordneten Josef Riemer, ist Gemeinderat in Heiligenkreuz am Wasen, wo er nun als Spitzenkandidat für die FPÖ wieder antritt. Seit März 2019 ist Hirschmann Bezirksparteiobmann in Leibnitz und hat zudem auch noch im RFJ diverse Funktionen. Er gehört also zu den Multifunktionäre in der FPÖ und war als Nachfolger für den seit 2019 als Nationalrat pensionierten Josef Riemer aufgebaut worden.
Ausgerechnet der traf sich nun mitten in der Corona-Krise, wo möglichst alle zu Hause bleiben sollten, in einem Tennisvereinslokal mit drei anderen, um dort Party zu machen.
Aufgrund der lauten Musik und des Partylärms erstattete ein Ohrenzeuge Anzeige. Als die Polizei Nachschau hielt, kam gerade ein 26-Jähriger aus dem Lokal, um bestellte Pizzen abzuholen. Beim Anblick der Beamten drehte er sofort um, versperrte die Tür von innen und drehte Licht und Musik ab. Erst nach einiger Zeit stellten sich die vier Südsteirer der Polizeikontrolle. (steiermark.orf.at, 22.3.20)
Da musste der Landesparteisekretär Stefan Hermann ausrücken, um zu berichten, Mario Kunasek habe den Partytiger angerufen: „Der Parteichef hat im Rahmen dieser Unterredung das Verhalten des Mandatars als inakzeptabel verurteilt und ihn abgemahnt.“ (steiermark.orf.at) Und das war’s offenbar, was dem steirischen Parteiobmann dazu eingefallen ist.
Eines muss man Mario Kunasek jedoch lassen: Er bewies hinsichtlich der Personalie Hirschmann bereits vor einem Jahr Vorausblick. „Mit Gerhard Hirschmann bekommt die FPÖ in Leibnitz einen jungen sehr talentierten Politiker, von dem wir noch viel hören werden.“ (meinbezirk.at, 17.3.19) Über das Talent, das Hirschmann mitbringt, lässt sich streiten, aber gehört haben wir seit seiner Partyteilnahme zweifellos viel von ihm. Das sollte allerdings – anders als Kunasek geplant hat – der Schlusspunkt seiner politischen Karriere sein. Denn was für einen völlig bedeutungslosen Gemeinderatskandidaten gilt, müsste noch viel eher für einen Multifunktionär in gehobenen Positionen wie Hirschmann Geltung haben.
Aber der darf mit einem von der öffentlichen Hand alimentierten Gehalt als Landtagsabgeordneter bleiben, seine politischen Ämter – auch als Spitzenkandidat für die Gemeinderatswahl – behalten und kassiert für seine dummdreiste Verantwortungslosigkeit gerade einmal eine telefonische Ermahnung. Während der Gastwirt gleichzeitig um sein ökonomisches Überleben kämpft. Die Parteireaktion in der Causa Hirschmann ist schlichtweg Fail Nummer drei!
Update 24.3.20: Am 24.3.20 gab Hirschmann bekannt, „sein Mandat und sämtliche Funktionen in der Freiheitlichen Partei zurückzulegen“ (steiermark.orf.at, 24.3.20). Wäre dieser Schritt sofort erfolgt, hätte sich die FPÖ einiges an Ungemach erspart.