Obwohl mittlerweile schon wieder eifrig an den nächsten Karriereschritten bei den Straches gebastelt wird, kurzfristig war da ein Loch – oder gab es das gar nicht? Mit bangem Herzen mussten die blauen Fans nach dem Rücktritt ihres Vizekanzlers und Parteichefs die existenziellen Nöte der Straches miterleiden. Wie sollten die Straches den Verlust von knapp 20.000 Euro brutto monatlich verkraften?
War die Botschaft von Philippa, der treu sorgenden Ehefrau und Tierschutzbeauftragten, wonach Harald Vilimsky für die EU-Wahl „jetzt erst recht“ ihr „ganzes Vertrauen“ hätte, nicht doch etwas voreilig gewesen? Nach der Wahl und den vielen Vorzugssstimmen für ihren „Heinrich“ war sie sich jedenfalls sicher, dass auch der einen Teil von dem ganzen Vertrauen verdienen würde und wünschte ihn sich nach Brüssel: „Ich persönlich finde, er sollte diesen Schritt wagen.“ (news.at, 10.6.19)
Schließlich kann die Frau rechnen und weiß, was ein funktionierender Strache-Haushalt inkl. Ibiza, Getränken und anderen Substanzen kostet. Allein – Philippa hat ihre Rechnung ohne den Wirt FPÖ gemacht, der das Comeback ihres gestrauchelten Helden doch zu rasch und in dieser Form ungelegen kam. So entstand der Phasenplan, bei dem zunächst einmal Philippa in den Nationalrat geschickt wird, um dort so etwas wie eine Mindestsicherung für die Strache-Familie als Tierschutzsprecherin zu erwirtschaften. Der Heinrich wurde einstweilen auf Warteposition gestellt und darf sich dann später vielleicht ein Zubrot im Wiener Gemeinderat erarbeiten.
Die bangen blauen BeobachterInnen können natürlich auch rechnen und wissen, dass das karge Abgeordnetengehalt zumindest für das nächste Jahr eine ziemlich dürre Periode bedeuten würde. Deshalb die Idee mit einem netten Beratervertrag für den ehemaligen Parteichef. Schließlich hat der HC damit schon Erfahrung. Als er noch Wiener Gemeinderat und Landtagsabgeordneter der FPÖ war, verdiente sich Strache ein bescheidenes monatliches Zubrot, indem er für eine Wiener Abzugsrohrfirma den kroatischen Markt beobachtete. Die Höhe der Honorare wollte er damals nicht bekanntgeben, vermutlich, weil er sich geschämt hatte über den Schandlohn. Damals hatte Harald Vilimsky der Zeitschrift „News“ zuvor eine „inszenierte Lügengeschichte“ vorgeworfen, ehe Strache dann kleinlaut den Beratervertrag eingestehen musste.
Und jetzt? Da fragt doch Armin Wolf in der ZIB 2 vom 17.6.19 zunächst den armen Harald ganz tricky nach einem möglichen Beratervertrag durch die Partei oder parteinahe Organisationen für den HC. Und der Generalsekretär der Partei macht sich ganz ganz klein und antwortet, dass er nach seinem Wissensstand nichts von einem solchen wisse. Aber Armin Wolf lässt nicht locker, macht den Harald wieder groß und fragt weiter:
„Okay, Sie sind ja Generalsekretär der Bundespartei und auch im Wiener Landesvorstand. Ist es korrekt, dass Frau Strache als Tierschutzbeauftragteder FPÖ schon jetzt ein Gehalt bezieht, das etwa in der Größe eines Abgeordnetengehalts liegt?“
Der Harald, der aus seinen früheren Fehlern ja gelernt haben will, wittert die Falle und weiß, dass er als Generalsekretär nicht schon wieder ganz klein und unscheinbar werden und sich auf seinen fehlenden Wissensstand ausreden kann. Er antwortet also:
„Also ich weiß nicht welches Gehalt sie bezieht, aber sie bezieht als Mitarbeiterin bei uns im Klub natürlich auch eine entsprechende Unterstützung, genauso wie es auch bei Ihnen, Herr Wolf, der Fall ist, dass Sie als Journalist ein Gehalt haben. Und Sie tun ja auch was dafür.“
Da hat sich der Generalsekretär natürlich in einen schönen Strudel reingeredet. Armer Harald! Die Philippa bezieht also eine „entsprechende Unterstützung“ für ihr „Ehrenamt“ genauso wie der Armin Wolf als vollberuflicher Journalist!? Ob die „entsprechende Unterstützung“ der Partei für die Philippa so hoch ist wie ein Abgeordnetengehalt, das will der Generalsekretär natürlich nicht wissen. Es wäre auch schon blöd, das zugeben zu müssen. Schließlich wurde der Job der Philippa als „Tierschutzbeauftragte“ der FPÖ von Anfang an und bis zum Interview mit Armin Wolf als „ehrenamtliche Tätigkeit“ verkauft. Auch von Philippa Strache selbst.
Im September 2018, nachdem sie das Ehrenamt als Tierschutzbeauftragte vom Parteivorsitzenden und Ehepartner zugesprochen bekommen hat, erklärte sie auf oe24.tv: „Ich möchte betonen, dass ich das ehrenamtlich mache.“
Am 8.12.18 hieß es dann in einem Bericht der „Krone bunt“: „Die unbändige Tierliebe hat der 31-jährigen Social-Media-Expertin der FPÖ ein Ehrenamteingetragen: Sie ist offizielle ‚Bundes-Tierschutzbeauftragte.’“ Auch als sie von der „Krone“, die sich an diesem Ehrenamt gar nicht genug ergötzen konnte, Monate später, am 31.3.2019, noch einmal gefragt wird, was das eigentlich für ein Job ist – Tierschutzbeauftragte, da antwortet Philippa ganz bestimmt: „Das ist eine ehrenamtliche Aufgabe, die mir große Freude macht. Ich bündle die Kräfte in der Partei, die sich für den Tierschutz einsetzen.“
Nun, seit dem Vilimsky-Interview wissen wir, dass das „Ehrenamt“ als Tierschutzbeauftragte der FPÖ mit einer „entsprechenden Unterstützung“ verbunden ist, die möglicherweise in der Höhe eines Abgeordnetengehaltes liegt. Und noch etwas wissen wir: dass es mit der Bündelung der Kräfte in der FPÖ, die sich für den Tierschutz einsetzen, nicht sehr weit her sein kann, nachdem die FPÖ-Abgeordneten gegen Anträge der Liste „Jetzt“ zum „Verbot betäubungsloser Ferkelkastration, Verbot der Tötung von Eintagsküken zur Gewinnmaximierung und zum Verbot von Vollspaltenböden in der Schweinemast“ gestimmt haben.