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Das freiheitliche Ehrenamt und der Ofenrohrberater

Ver­mut­lich liegt es an unse­ren links­lin­ken Wahn­ideen, dass wir das „Ehren­amt“ oder die „ehren­amt­li­che Tätig­keit“ mit dem Begriff unent­gelt­lich ver­bin­den, Wie uns jetzt die FPÖ an einem schö­nen Bei­spiel lehrt, muss das wirk­lich nicht so sein. Weil 7 Minu­ten aus einem Video die Kar­rie­re­pla­nung der obers­ten blau­en Fami­lie kurz­fris­tig ins Wan­ken gebracht haben, müs­sen auch […]

21. Jun 2019

Obwohl mitt­ler­wei­le schon wie­der eif­rig an den nächs­ten Kar­rie­re­schrit­ten bei den Stra­ches gebas­telt wird, kurz­fris­tig war da ein Loch – oder gab es das gar nicht? Mit ban­gem Her­zen muss­ten die blau­en Fans nach dem Rück­tritt ihres Vize­kanz­lers und Par­tei­chefs die exis­ten­zi­el­len Nöte der Stra­ches mit­er­lei­den. Wie soll­ten die Stra­ches den Ver­lust von knapp 20.000 Euro brut­to monat­lich verkraften?

War die Bot­schaft von Phil­ip­pa, der treu sor­gen­den Ehe­frau und Tier­schutz­be­auf­trag­ten, wonach Harald Vilims­ky für die EU-Wahl „jetzt erst recht“ ihr „gan­zes Ver­trau­en“ hät­te, nicht doch etwas vor­ei­lig gewe­sen? Nach der Wahl und den vie­len Vor­zugs­s­stim­men für ihren „Hein­rich“ war sie sich jeden­falls sicher, dass auch der einen Teil von dem gan­zen Ver­trau­en ver­die­nen wür­de und wünsch­te ihn sich nach Brüs­sel: „Ich per­sön­lich fin­de, er soll­te die­sen Schritt wagen.“ (news.at, 10.6.19)

Schließ­lich kann die Frau rech­nen und weiß, was ein funk­tio­nie­ren­der Stra­che-Haus­halt inkl. Ibi­za, Geträn­ken und ande­ren Sub­stan­zen kos­tet. Allein – Phil­ip­pa hat ihre Rech­nung ohne den Wirt FPÖ gemacht, der das Come­back ihres gestrau­chel­ten Hel­den doch zu rasch und in die­ser Form unge­le­gen kam. So ent­stand der Pha­sen­plan, bei dem zunächst ein­mal Phil­ip­pa in den Natio­nal­rat geschickt wird, um dort so etwas wie eine Min­dest­si­che­rung für die Stra­che-Fami­lie als Tier­schutz­spre­che­rin zu erwirt­schaf­ten. Der Hein­rich wur­de einst­wei­len auf War­te­po­si­ti­on gestellt und darf sich dann spä­ter viel­leicht ein Zubrot im Wie­ner Gemein­de­rat erarbeiten.

Die ban­gen blau­en Beob­ach­te­rIn­nen kön­nen natür­lich auch rech­nen und wis­sen, dass das kar­ge Abge­ord­ne­ten­ge­halt zumin­dest für das nächs­te Jahr eine ziem­lich dür­re Peri­ode bedeu­ten wür­de. Des­halb die Idee mit einem net­ten Bera­ter­ver­trag für den ehe­ma­li­gen Par­tei­chef. Schließ­lich hat der HC damit schon Erfah­rung. Als er noch Wie­ner Gemein­de­rat und Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter der FPÖ war, ver­dien­te sich Stra­che ein beschei­de­nes monat­li­ches Zubrot, indem er für eine Wie­ner Abzugs­rohr­fir­ma den kroa­ti­schen Markt beob­ach­te­te. Die Höhe der Hono­ra­re woll­te er damals nicht bekannt­ge­ben, ver­mut­lich, weil er sich geschämt hat­te über den Schand­lohn. Damals hat­te Harald Vilims­ky der Zeit­schrift „News“ zuvor eine „insze­nier­te Lügen­ge­schich­te“ vor­ge­wor­fen, ehe Stra­che dann klein­laut den Bera­ter­ver­trag ein­ge­ste­hen musste.

Und jetzt? Da fragt doch Armin Wolf in der ZIB 2 vom 17.6.19 zunächst den armen Harald ganz tri­cky nach einem mög­li­chen Bera­ter­ver­trag durch die Par­tei oder par­tei­na­he Orga­ni­sa­tio­nen für den HC. Und der Gene­ral­se­kre­tär der Par­tei macht sich ganz ganz klein und ant­wor­tet, dass er nach sei­nem Wis­sens­stand nichts von einem sol­chen wis­se. Aber Armin Wolf lässt nicht locker, macht den Harald wie­der groß und fragt weiter:

Okay, Sie sind ja Gene­ral­se­kre­tär der Bun­des­par­tei und auch im Wie­ner Lan­des­vor­stand. Ist es kor­rekt, dass Frau Stra­che als Tier­schutz­be­auf­trag­te­der FPÖ schon jetzt ein Gehalt bezieht, das etwa in der Grö­ße eines Abge­ord­ne­ten­ge­halts liegt?

Der Harald, der aus sei­nen frü­he­ren Feh­lern ja gelernt haben will, wit­tert die Fal­le und weiß, dass er als Gene­ral­se­kre­tär nicht schon wie­der ganz klein und unschein­bar wer­den und sich auf sei­nen feh­len­den Wis­sens­stand aus­re­den kann. Er ant­wor­tet also:

Also ich weiß nicht wel­ches Gehalt sie bezieht, aber sie bezieht als Mit­ar­bei­te­rin bei uns im Klub natür­lich auch eine ent­spre­chen­de Unter­stüt­zung, genau­so wie es auch bei Ihnen, Herr Wolf, der Fall ist, dass Sie als Jour­na­list ein Gehalt haben. Und Sie tun ja auch was dafür.

Da hat sich der Gene­ral­se­kre­tär natür­lich in einen schö­nen Stru­del rein­ge­re­det. Armer Harald! Die Phil­ip­pa bezieht also eine „ent­spre­chen­de Unter­stüt­zung“ für ihr „Ehren­amt“ genau­so wie der Armin Wolf als voll­be­ruf­li­cher Jour­na­list!? Ob die „ent­spre­chen­de Unter­stüt­zung“ der Par­tei für die Phil­ip­pa so hoch ist wie ein Abge­ord­ne­ten­ge­halt, das will der Gene­ral­se­kre­tär natür­lich nicht wis­sen. Es wäre auch schon blöd, das zuge­ben zu müs­sen. Schließ­lich wur­de der Job der Phil­ip­pa als „Tier­schutz­be­auf­trag­te“ der FPÖ von Anfang an und bis zum Inter­view mit Armin Wolf als „ehren­amt­li­che Tätig­keit“ ver­kauft. Auch von Phil­ip­pa Stra­che selbst.

Im Sep­tem­ber 2018, nach­dem sie das Ehren­amt als Tier­schutz­be­auf­trag­te vom Par­tei­vor­sit­zen­den und Ehe­part­ner zuge­spro­chen bekom­men hat, erklär­te sie auf oe24.tv: „Ich möch­te beto­nen, dass ich das ehren­amt­lich mache.

Philippa Strache in oe24.TV 13.9.18: "Ich möchte betonen, dass ich das ehrenamtlich mache."
Phil­ip­pa Stra­che in oe24.TV 13.9.18: „Ich möch­te beto­nen, dass ich das ehren­amt­lich mache.”

Am 8.12.18 hieß es dann in einem Bericht der „Kro­ne bunt“: „Die unbän­di­ge Tier­lie­be hat der 31-jäh­ri­gen Social-Media-Exper­tin der FPÖ ein Ehren­amt­ein­ge­tra­gen: Sie ist offi­zi­el­le ‚Bun­des-Tier­schutz­be­auf­trag­te.’“ Auch als sie von der „Kro­ne“, die sich an die­sem Ehren­amt gar nicht genug ergöt­zen konn­te, Mona­te spä­ter, am 31.3.2019, noch ein­mal gefragt wird, was das eigent­lich für ein Job ist – Tier­schutz­be­auf­trag­te, da ant­wor­tet Phil­ip­pa ganz bestimmt: „Das ist eine ehren­amt­li­che Auf­ga­be, die mir gro­ße Freu­de macht. Ich bünd­le die Kräf­te in der Par­tei, die sich für den Tier­schutz ein­set­zen.

Philippa Strache in Kronen Zeitung 31.3.19: Tierschutzbeauftragte ist "eine ehrenamtliche Aufgabe"
Phil­ip­pa Stra­che in Kro­nen Zei­tung 31.3.19: Tier­schutz­be­auf­trag­te ist „eine ehren­amt­li­che Aufgabe”

Nun, seit dem Vilims­ky-Inter­view wis­sen wir, dass das „Ehren­amt“ als Tier­schutz­be­auf­trag­te der FPÖ mit einer „ent­spre­chen­den Unter­stüt­zung“ ver­bun­den ist, die mög­li­cher­wei­se in der Höhe eines Abge­ord­ne­ten­ge­hal­tes liegt. Und noch etwas wis­sen wir: dass es mit der Bün­de­lung der Kräf­te in der FPÖ, die sich für den Tier­schutz ein­set­zen, nicht sehr weit her sein kann, nach­dem die FPÖ-Abge­ord­ne­ten gegen Anträ­ge der Lis­te „Jetzt“ zum „Ver­bot betäu­bungs­lo­ser Fer­kel­kas­tra­ti­on, Ver­bot der Tötung von Ein­tags­kü­ken zur Gewinn­ma­xi­mie­rung und zum Ver­bot von Voll­spal­ten­bö­den in der Schwei­ne­mast“ gestimmt haben.

Philippa Strache in oe24.at 14.6.19: "von Partei enttäuscht"
Phil­ip­pa Stra­che in oe24.at 14.6.19: „von Par­tei enttäuscht”
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