SdR-Faktencheck: Strache und seine Mystikerin

Frü­her ein­mal wur­den Aus­sa­gen von Spitzenpolitiker_innen vom ORF selbst einem Fak­ten­check unter­zo­gen. Die zahl­rei­chen, von Vize­kanz­ler Stra­che heu­er im ORF-Som­mer­ge­spräch getä­tig­ten Behaup­tun­gen, die – sagen wir’s vor­nehm – neben der Spur lagen, wur­den kom­plett igno­riert. Von allen Medi­en. Nur der Kon­trast-Blog  nahm sich dies­mal Stra­ches Schwur­be­lei­en an. Eine fehl­te aller­dings. Da hel­fen wir doch ger­ne aus!

Es ist schon bemer­kens­wert, dass Stra­ches Unwahr­hei­ten und Schwur­be­lei­en zwar in den ver­gan­ge­nen Jah­ren – so wie auch die Behaup­tun­gen ande­rer Spitzenpolitiker_innen – immer wie­der einem Fak­ten­check durch den ORF und ande­re Medi­en unter­zo­gen wur­den, heu­er aber – bei Stra­ches ORF-Som­mer­ge­spräch am 27. August – alle stumm blie­ben, obwohl sich Stra­che aus­ge­spro­chen gro­ße Mühe gab, „alter­na­ti­ve Fak­ten“ zu präsentieren.

Strache zu ORF-Faktencheck Sommergespräch 2014

Stra­che zu ORF-Fak­ten­check Som­mer­ge­spräch 2014

Und damit mei­nen wir nicht bloß sei­ne absur­den Aus­sa­gen, in denen er etwa den blau­en Innen­mi­nis­ter Her­bert Kickl als den „bes­ten Innen­mi­nis­ter der Zwei­ten Repu­blik“ bezeich­ne­te oder sich selbst – ernst­haft! — als Kanz­ler („Ich bin ja Kanz­ler“), weil im Vize­kanz­ler ja ein Kanz­ler ste­cke. Dass er bei der Ant­wort zum Part­ner­schafts­ab­kom­men der FPÖ mit der Putin-Par­tei „Eini­ges Russ­land“ die FPÖ mit dem Staat bzw. der Repu­blik Öster­reich gleich­setzt oder ver­wech­selt, ist zwar auch falsch, aber doch besorg­nis­er­re­gend, was sei­ne intel­lek­tu­el­len Fähig­kei­ten betrifft.

ORF (Nad­ja Bern­hard): „Sie haben ja auch mit der Kreml-Par­tei ein Abkom­men unter­zeich­net, wo es dar­um geht, da haben Sie ver­ein­bart über Par­tei­auf­bau und Gesetz­ge­bung sich aus­zu­tau­schen. Was bringt das der FPÖ, sich ver­trag­lich an Russ­land zu binden?“
Stra­che: „Ja sol­che Part­ner­schafts­ab­kom­men sind in der Regel mit jedem Staat der Welt üblich. Das sind die zutiefst nor­ma­len diplo­ma­ti­schen Abläufe.“
ORF (Nad­ja Bern­hard): „Die FPÖ hat mit ande­ren Län­dern auch Abkommen?“
Stra­che: „Jeder Staat hat das. Jeder Staat, jede Repu­blik, jede Regie­rung sucht Abkom­men mit ande­ren Län­dern gleich wer dort an der Regie­rungs­spit­ze ist, um die­sen per­ma­nen­ten Gedan­ken­aus­tausch auf par­la­men­ta­ri­scher Ebe­ne auch auf Regie­rungs­ebe­ne vor­zu­neh­men, um eben die unter­schied­lichs­ten Mei­nun­gen, Über­le­gun­gen aus­zu­tau­schen, Gemein­sam­kei­ten zu fin­den und zu defi­nie­ren oder eben auch Tren­nen­des festzustellen.“

Bis zur defi­ni­ti­ven Gleich­set­zung nicht bloß der FPÖ, son­dern von Stra­che selbst mit dem Staat bzw. der Repu­blik ist es daher ver­mut­lich auch nicht mehr weit, nach­dem die FPÖ schon Staat und er selbst schon Kanz­ler ist.

Oberösterreichische Nachrichten: Faktencheck Strache Sommergespräch 2015

Ober­ös­ter­rei­chi­sche Nach­rich­ten: Fak­ten­check Stra­che Som­mer­ge­spräch 2015

Die von Kon­trast ange­führ­ten fünf Behaup­tun­gen Stra­ches, „die nicht stim­men“, wol­len wir hier nicht wei­ter kom­men­tie­ren. Ergän­zend ist uns noch sei­ne neue Dar­stel­lung zur Begeg­nung mit sei­ner „Mys­ti­ke­rin“ auf­ge­fal­len. Da fragt doch Nad­ja Bern­hard im Abgang beim Wordrap Stra­che noch zu sei­ner letz­ten Begeg­nung mit einer Mystikerin.

ORF (Nad­ja Bern­hard): „Eine Mys­ti­kern habe ich zuletzt kon­tak­tiert, weil…“
Stra­che: „Noch nie.“
ORF (Nad­ja Bern­hard): „Doch, haben Sie sel­ber gesagt.“
ORF (Hans Bür­ger): „Haben Sie selbst im Inter­view einmal …“
Stra­che: „Nein, als Bür­ge­rin, als Bür­ge­rin, weil sie selbst ein Pro­blem hatte.“
ORF (Nad­ja Bern­hard): „Ah Sie haben nicht sie kon­sul­tiert, sondern …“
Stra­che: „Nein, die Dame hat­te ein Pro­blem mit ihrem mit ihrer Toch­ter und mit dem Enkel­kind und braucht Hilfe.“

Das war natür­lich eine hunds­ge­mei­ne Fra­ge für den armen Stra­che. Aus­ge­rech­net zu einem Zeit­punkt, wo sich sei­ne FPÖ gar nicht mehr ein­krie­gen kann vor lau­ter (Schaden-)Freude dar­über, dass beim Bau des Wie­ner Kran­ken­hau­ses Nord um 95.000 Euro ein Energe­ti­ker enga­giert wur­de, der einen eso­te­ri­schen Schutz­ring um den Bau legen durfte.

News: Faktencheck Strache Sommergespräch 2016

News: Fak­ten­check Stra­che Som­mer­ge­spräch 2016

Natür­lich kann man den eso­te­ri­schen Energe­ti­ker mit sei­nem unsicht­ba­ren Schutz­ring auch nicht ver­glei­chen mit dem Tätig­keits­be­reich einer Num­e­ro­lo­gin und Zah­len­mys­ti­ke­rin! Um die geht’s näm­lich. Kon­kret um die Frau Tina.

Wie die Zeit­schrift News 2015 berich­te­te, hat die FPÖ bzw. ihr Par­la­ments­klub von Frau Tina eine Rech­nung in der Höhe von 6.000 Euro für ein ziem­lich ener­ge­ti­sches Leis­tungs­pa­ket erhal­ten. Da war zwar kein Schutz­ring wie beim Energe­ti­ker für das Kran­ken­haus Wien Nord dabei, aber immer­hin ein „Schutz­man­tel bei Auf­trit­ten“ und zwar im In- und Aus­land! Dafür scheint uns der Son­der­preis – Frau Tina gewähr­te sogar Rabatt! – eigent­lich günstig.

Die FPÖ woll­te zwar von der Rech­nung nichts wis­sen, und Her­bert Kickl, der damals nur bes­ter Gene­ral­se­kre­tär war, demen­tier­te ganz hef­tig. Einen Wider­ruf ver­lang­te die FPÖ aller­dings nicht. Stra­che selbst erzähl­te der Klei­nen Zei­tung  dann eine Ver­si­on, die nicht wirk­lich wie ein Demen­ti klingt:

Er ken­ne die Frau, sag­te Stra­che. Sie habe den frü­he­ren FPÖ-Chef und BZÖ-Grün­der Jörg Hai­der 2008 vor Unheil gewarnt. „Kurz dar­auf hat­te er den töd­li­chen Unfall. Sie hat sich dann auch bei mir gemel­det. Wir haben uns ein paar Mal getrof­fen. Dar­aus ist so etwas wie eine Freund­schaft ent­stan­den. Das war’s aber auch schon.

Der „Kro­ne“ offe­rier­te er Tage spä­ter eine etwas stren­ge­re Ver­si­on: „Frau Tina hat sich an mich gewandt, und wir sind seit­her pri­vat bekannt. Sie berät mich aber nicht und ich habe auch kei­nen Scha­ma­nen, der mich ins Fern­se­hen beglei­tet, nur den Herrn Kickl.“

Der bes­te Beglei­ter Kickl war offen­sicht­lich nicht dabei, als Stra­che dann Mona­te spä­ter – in bes­ter, aber pro­ble­ma­ti­scher Vor­freu­de auf einen blau­en Wahl­sieg bei der Wie­ner Gemein­de­rats­wahl 2015 – der Gra­tis­zei­tung heu­te am 8. Okto­ber 2015 mit­teil­te: „Ich habe eine Bekann­te, die Num­e­ro­lo­gin ist und sagt: Sonn­tag wird ein schö­ner Tag.”

Die Pro­gno­se der Num­e­ro­lo­gin hat sich dann am Wahl­sonn­tag nicht so bewahr­hei­tet, wie sich das Stra­che gewünscht hät­te, aber viel­leicht hat sie wegen feh­len­der Zah­lungs­ein­gän­ge der FPÖ ihre Wir­kung nicht voll ent­fal­ten kön­nen? Jeden­falls ist die Aus­sa­ge, die Stra­che beim Som­mer­ge­spräch 2018 über sei­ne Mys­ti­ke­rin getrof­fen hat, nach­weis­lich – gemes­sen an sei­nen eige­nen frü­he­ren Aus­sa­gen – falsch.

Wei­te­re Infos zu Stra­che und rech­ter Esoterik:
https://www.stopptdierechten.at/2015/05/29/strache-obama-die-wahrsagerin-und-der-dritte-weltkrieg/
https://futurezone.at/digital-life/strache-faellt-abermals-auf-online-satire-rein/152.142.771
https://www.news.at/a/fpoe-strache-wahre-pegida