Es ist schon bemerkenswert, dass Straches Unwahrheiten und Schwurbeleien zwar in den vergangenen Jahren – so wie auch die Behauptungen anderer Spitzenpolitiker_innen – immer wieder einem Faktencheck durch den ORF und andere Medien unterzogen wurden, heuer aber – bei Straches ORF-Sommergespräch am 27. August – alle stumm blieben, obwohl sich Strache ausgesprochen große Mühe gab, „alternative Fakten“ zu präsentieren.

Und damit meinen wir nicht bloß seine absurden Aussagen, in denen er etwa den blauen Innenminister Herbert Kickl als den „besten Innenminister der Zweiten Republik“ bezeichnete oder sich selbst – ernsthaft! — als Kanzler („Ich bin ja Kanzler“), weil im Vizekanzler ja ein Kanzler stecke. Dass er bei der Antwort zum Partnerschaftsabkommen der FPÖ mit der Putin-Partei „Einiges Russland“ die FPÖ mit dem Staat bzw. der Republik Österreich gleichsetzt oder verwechselt, ist zwar auch falsch, aber doch besorgniserregend, was seine intellektuellen Fähigkeiten betrifft.
ORF (Nadja Bernhard): „Sie haben ja auch mit der Kreml-Partei ein Abkommen unterzeichnet, wo es darum geht, da haben Sie vereinbart über Parteiaufbau und Gesetzgebung sich auszutauschen. Was bringt das der FPÖ, sich vertraglich an Russland zu binden?“
Strache: „Ja solche Partnerschaftsabkommen sind in der Regel mit jedem Staat der Welt üblich. Das sind die zutiefst normalen diplomatischen Abläufe.“
ORF (Nadja Bernhard): „Die FPÖ hat mit anderen Ländern auch Abkommen?“
Strache: „Jeder Staat hat das. Jeder Staat, jede Republik, jede Regierung sucht Abkommen mit anderen Ländern gleich wer dort an der Regierungsspitze ist, um diesen permanenten Gedankenaustausch auf parlamentarischer Ebene auch auf Regierungsebene vorzunehmen, um eben die unterschiedlichsten Meinungen, Überlegungen auszutauschen, Gemeinsamkeiten zu finden und zu definieren oder eben auch Trennendes festzustellen.“
Bis zur definitiven Gleichsetzung nicht bloß der FPÖ, sondern von Strache selbst mit dem Staat bzw. der Republik ist es daher vermutlich auch nicht mehr weit, nachdem die FPÖ schon Staat und er selbst schon Kanzler ist.

Die von Kontrast angeführten fünf Behauptungen Straches, „die nicht stimmen“, wollen wir hier nicht weiter kommentieren. Ergänzend ist uns noch seine neue Darstellung zur Begegnung mit seiner „Mystikerin“ aufgefallen. Da fragt doch Nadja Bernhard im Abgang beim Wordrap Strache noch zu seiner letzten Begegnung mit einer Mystikerin.
ORF (Nadja Bernhard): „Eine Mystikern habe ich zuletzt kontaktiert, weil…“
Strache: „Noch nie.“
ORF (Nadja Bernhard): „Doch, haben Sie selber gesagt.“
ORF (Hans Bürger): „Haben Sie selbst im Interview einmal …“
Strache: „Nein, als Bürgerin, als Bürgerin, weil sie selbst ein Problem hatte.“
ORF (Nadja Bernhard): „Ah Sie haben nicht sie konsultiert, sondern …“
Strache: „Nein, die Dame hatte ein Problem mit ihrem mit ihrer Tochter und mit dem Enkelkind und braucht Hilfe.“
Das war natürlich eine hundsgemeine Frage für den armen Strache. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo sich seine FPÖ gar nicht mehr einkriegen kann vor lauter (Schaden-)Freude darüber, dass beim Bau des Wiener Krankenhauses Nord um 95.000 Euro ein Energetiker engagiert wurde, der einen esoterischen Schutzring um den Bau legen durfte.

Natürlich kann man den esoterischen Energetiker mit seinem unsichtbaren Schutzring auch nicht vergleichen mit dem Tätigkeitsbereich einer Numerologin und Zahlenmystikerin! Um die geht’s nämlich. Konkret um die Frau Tina.
Wie die Zeitschrift News 2015 berichtete, hat die FPÖ bzw. ihr Parlamentsklub von Frau Tina eine Rechnung in der Höhe von 6.000 Euro für ein ziemlich energetisches Leistungspaket erhalten. Da war zwar kein Schutzring wie beim Energetiker für das Krankenhaus Wien Nord dabei, aber immerhin ein „Schutzmantel bei Auftritten“ und zwar im In- und Ausland! Dafür scheint uns der Sonderpreis – Frau Tina gewährte sogar Rabatt! – eigentlich günstig.
Die FPÖ wollte zwar von der Rechnung nichts wissen, und Herbert Kickl, der damals nur bester Generalsekretär war, dementierte ganz heftig. Einen Widerruf verlangte die FPÖ allerdings nicht. Strache selbst erzählte der Kleinen Zeitung dann eine Version, die nicht wirklich wie ein Dementi klingt:
Er kenne die Frau, sagte Strache. Sie habe den früheren FPÖ-Chef und BZÖ-Gründer Jörg Haider 2008 vor Unheil gewarnt. „Kurz darauf hatte er den tödlichen Unfall. Sie hat sich dann auch bei mir gemeldet. Wir haben uns ein paar Mal getroffen. Daraus ist so etwas wie eine Freundschaft entstanden. Das war’s aber auch schon.
Der „Krone“ offerierte er Tage später eine etwas strengere Version: „Frau Tina hat sich an mich gewandt, und wir sind seither privat bekannt. Sie berät mich aber nicht und ich habe auch keinen Schamanen, der mich ins Fernsehen begleitet, nur den Herrn Kickl.“
Der beste Begleiter Kickl war offensichtlich nicht dabei, als Strache dann Monate später – in bester, aber problematischer Vorfreude auf einen blauen Wahlsieg bei der Wiener Gemeinderatswahl 2015 – der Gratiszeitung heute am 8. Oktober 2015 mitteilte: „Ich habe eine Bekannte, die Numerologin ist und sagt: Sonntag wird ein schöner Tag.”
Die Prognose der Numerologin hat sich dann am Wahlsonntag nicht so bewahrheitet, wie sich das Strache gewünscht hätte, aber vielleicht hat sie wegen fehlender Zahlungseingänge der FPÖ ihre Wirkung nicht voll entfalten können? Jedenfalls ist die Aussage, die Strache beim Sommergespräch 2018 über seine Mystikerin getroffen hat, nachweislich – gemessen an seinen eigenen früheren Aussagen – falsch.
Weitere Infos zu Strache und rechter Esoterik:
https://www.stopptdierechten.at/2015/05/29/strache-obama-die-wahrsagerin-und-der-dritte-weltkrieg/
https://futurezone.at/digital-life/strache-faellt-abermals-auf-online-satire-rein/152.142.771
https://www.news.at/a/fpoe-strache-wahre-pegida