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„Stoppt die Rechten“ ist eine unabhängige, antifaschistische Plattform, die Rechtsextremismus und Neonazismus in Österreich sichtbar macht, analysiert und dokumentiert – mit dem umfassendsten öffentlich zugänglichen Online-Archiv zu rechtsextremen Entwicklungen und Vorfällen in Österreich.

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Böse Opas und Verführer. Rezension von „Die Reise ins Reich“.

Ziem­lich flott ist es geschrie­ben, das Buch von Tobi­as Gins­burg über die Reichs­bür­ger – und mit einer beacht­li­chen Por­ti­on Gal­gen­hu­mor, wenn man weiß, dass Gins­burg Jude ist. Ein jüdi­scher Jour­na­list unter Men­schen, in deren ideo­lo­gi­schem Bauch­la­den es eine Kitt­mas­se gibt: den Antisemitismus.

19. Juli 2018

„Als ich mich auf mei­ne Rei­se bege­ben habe, war mir nicht klar, dass die Wahn­vor­stel­lung von der jüdi­schen Welt­ver­schwö­rung wie­der in so einem Aus­maß gras­siert. Ich bin Jude – nach einer Wei­le nimmt man so was per­sön­lich“, sagt Gins­burg zu Beginn sei­ner Rei­se durch die skur­ri­len Land­schaf­ten bzw. Fürs­ten­tü­mer der Reichs­bür­ger. 38 Pro­zent der Deut­schen glau­ben an Ver­schwö­rungs­theo­rien, erfährt man bei Gins­burg. 38 Pro­zent! Das ist kei­ne klei­ne Rand­grup­pe mehr, son­dern eine kri­ti­sche Mas­se. Dazu sagt Gins­burg auch einen gewich­ti­gen Satz: „Die Ver­schwö­rungs­theo­rien sind aus dem ideo­lo­gi­schen Sumpf­ge­biet aus­ge­bro­chen, vom rechts­ra­di­ka­len und ver­wirr­ten Rand rein in die Gesell­schaft. Wo das Reich auf­hört und das Bür­ger­tum anfängt, ist manch­mal schwer zu sagen.“

Was die deut­sche Reichs­bür­ger­sze­ne von der öster­rei­chi­schen – zumin­dest vor­der­grün­dig – unter­schei­det, ist der Anteil offen rechts­extre­mer, anti­se­mi­ti­scher und ras­sis­ti­scher Ideo­lo­gie. Die brau­ne Soße kommt in den deut­schen Reichs­bür­ger-Vari­an­ten viel unver­blüm­ter und dicker daher als in der öster­rei­chi­schen Sze­ne, in der sich Free­men, „Sou­ve­rä­ne“, Staa­ten­bünd­ler und Ter­ra­ni­er mit eini­gen weni­gen „ech­ten“ neo­na­zis­ti­schen Reichs­bür­gern das Ter­rain tei­len und von Ver­fas­sungs­schutz und Medi­en ziem­lich neu­tral als „Staats­ver­wei­ge­rer“ titu­liert werden.

In Deutsch­land gab der Neo­na­zi und Rechts­ter­ro­rist Man­fred Roe­der schon 1978 den ers­ten Reichs­bür­ger bzw. selbst­er­nann­ten „Reichs­ver­we­ser“, erin­nert Gins­burg. Auch dar­an, dass der Neo­na­zi, der sein Reichs­ge­biet über Land­käu­fe im Osten, rund um die rus­si­sche Enkla­ve Kali­nin­grad, begrün­den woll­te, sogar vor der Bun­des­wehr­aka­de­mie sei­ne Plä­ne kund­tun durf­te: „Die Bun­des­wehr war begeis­tert und spen­de­te dem ver­ur­teil­ten Ter­ro­ris­ten und Holo­caust­leug­ner drei alte Mili­tär­fahr­zeu­ge und annä­hernd zwei Ton­nen Werk­zeug im Wert von ins­ge­samt 20.000 Mark.“

Mit Reichs­bür­gern wie dem Neo­na­zi Horst Mahler, der in den frü­hen 2000er Jah­ren der Wahn­idee, wonach die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land völ­ker­recht­lich gar nicht exis­tie­re (im Unter­schied zum Deut­schen Reich, das es wahl­wei­se in den Gren­zen von 1871, 1937 oder 7.5.1945 gebe) eine juris­ti­sche Begrün­dung zu kleis­tern ver­such­te, haben die neue­ren Reichs­bür­ger­frak­tio­nen nicht mehr sehr vie­le ideo­lo­gi­sche Gemein­sam­kei­ten – aus­ge­nom­men das eini­gen­de Band des Antisemitismus.

Bei­spiel für einen „Reichs­aus­weis”

Bis zu den Schüs­sen von Geor­gens­gmünd in Fran­ken , wo ein Reichs­bür­ger 2016 sein „Reichsgebiet“-Wohnhaus durch töd­li­che Schüs­se auf einen Poli­zis­ten mar­kier­te, nahm man die diver­sen Köni­ge, Prin­zen und Reichs­ver­we­ser samt ihren häus­li­chen Staa­ten nicht sehr ernst, gab nicht ein­mal den Behör­den Unter­stüt­zung, die sich mit den „Papier­ter­ro­ris­ten“ ermü­den­de und auf­rei­ben­de Aus­ein­an­der­set­zun­gen lie­fern muss­ten. Dann gab es das gro­ße Auf­wa­chen – und die Erkennt­nis, dass die Zahl der Reichs­hei­nis wei­ter wächst.

In die­ser Situa­ti­on steigt Gins­burg in die Sze­ne ein – under­co­ver. Er lan­det zunächst im unter­ge­hen­den „König­reich Deutsch­land“ des Peter Fit­zek. Den König trifft er dort nicht, weil der gera­de wegen des Ver­dachts der schwe­ren Untreue in U‑Haft sitzt, dafür aber den „Öster­rei­cher“. Es ist einer der vie­len sehr sym­pa­thi­schen Züge von Tobi­as Gins­burg, dass er den Namen des „Öster­rei­cher“ nicht nennt, ihn – so wie eini­ge ande­re auch – nicht als eine ver­rück­te, dum­me oder kri­mi­nel­le Figur beschreibt, son­dern als eine durch­aus warm­her­zi­ge, aber ver­wirr­te und vor allem ängst­li­che Person:

„Wenn ich mit Sicher­heit sagen könn­te, dass ich hier im König­reich von Spin­nern und Geis­tes­kran­ken umrun­det wäre, dann wür­de es mir bes­ser­ge­hen. Dann wäre es leicht, das alles aus­zu­hal­ten“, ist Gins­burg über­zeugt. Er hält es daher nicht beson­ders gut aus, ana­ly­siert sich auch dort gna­den­los, wo er kurz damit koket­tiert, sich in einer Run­de von Rechts­extre­men, beschützt durch eini­ge Prü­gel­na­zis, stark zu fühlen.

Nament­lich genannt wer­den von ihm dage­gen die zyni­schen Ver­füh­rer wie der ultra­rech­te Hass­pre­di­ger Jür­gen Elsäs­ser, der auch eine lan­ge Rei­se hin­ter sich hat – vom Mao­is­ten über den Anti­deut­schen zum Rechts­extre­men. Den por­trä­tiert er gna­den­los, ent­larvt ihn:

„Elsäs­ser hat es damit tat­säch­lich geschafft, genau das zu wer­den, wovor er selbst immer gewarnt hat­te. Ich lese Tex­te von ihm, gut zwan­zig Jah­re sind die alt. Elsäs­ser schreibt über sekun­dä­ren Anti­se­mi­tis­mus und sys­te­mi­schen Ras­sis­mus, über ver­kürz­te Kapi­ta­lis­mus­kri­tik und warnt vor der Ver­keh­rung von Täter und Opfer. Elsäs­ser, der ultra­rech­te Hass­pre­di­ger, weiß sehr genau, was er tut.“

Jür­gen Elsäs­ser (Mit­te) und Peter Fit­zek (Bild: Com­pact Maga­zin 2015)

War­um Elsäs­ser in einem Rei­se­be­richt über die Reichs­bür­ger auf­taucht, wo der sich doch eher als Ideo­lo­ge der Iden­ti­tä­ren sieht? Das erklärt Gins­burg nicht völ­lig über­zeu­gend, aber bei einer Rei­se durch die ver­schie­de­nen Fürs­ten­tü­mer darf man schon auch mal vom rech­ten Weg abkom­men. Haupt­sa­che, man fin­det wie­der zurück und ver­wen­det die rich­ti­gen Begrif­fe: Rechts­extre­me sind für ihn Rechts­extre­me und nicht Rechts­po­pu­lis­ten – und wenn Elsäs­ser unter don­ne­ren­dem Applaus dröhnt, dass man sich nicht in die rech­te Ecke stel­len las­se, dann lässt Gins­burg in Kahla einen Nazi mit Runen­shirt und Son­nen­rad auf der Wade vor­tre­ten, der dazu sei­ne Fla­sche Bier erhebt und „Jawoll“ brüllt. Damit ist Elsää­ser schnel­ler und ein­drück­li­cher wider­legt als durch eine theo­re­ti­sche Abhand­lung über die Ursprün­ge der Neu­en Rechten.

Auch Ernst Köwing, den „bös­ar­ti­gen Opa“, der den Blog „Der Honig­mann sagt“ betrieb, besuch­te Gins­burg. Eini­ge Mona­te vor Köwings Tod (er starb im Febru­ar 2018) im August 2017 nahm Gins­burg an einer Ver­an­stal­tung des „böses­ten Opas, den man sich vor­stel­len kann“ teil – gegen eine Gebühr von sieb­zig Euro „Ener­gie­aus­gleich“. Der wider­li­che Holo­caust­leug­ner und Anti­se­mit setzt Gins­burg zu – psy­chisch. Die Het­ze gegen „brau­ne Ein­heits­men­schen“, „Halb­af­fen“, die man wie Tie­re behan­deln müs­se ist schwer erträg­lich – wenn man sich nicht weh­ren kann, weil man ja “under­co­ver“ unter­wegs ist.

Nach mehr als 260 Sei­ten „under­co­ver“ lässt Gins­burg sein rech­tes Alter Ego Tobi­as Pate­ra, als der er die meis­te Zeit in der Sze­ne unter­wegs war, ent­schla­fen. Da ist er dann wie­der, der Gal­gen­hu­mor von Ginsburg:

„Ganz unplan­mä­ßig wird sich Reichs­pro­pa­gan­da­mi­nis­ter Tobi­as Pate­ra als feind­li­cher Spi­on ent­pup­pen! Kaum erhe­ben sich die Reichs­flug­schei­ben, gibt er sich als jüdi­scher Blut­ma­gi­er zu erken­nen! Man hät­te eigent­lich drauf kom­men kön­nen, immer­hin kon­trol­liert er die Medi­en. Wie sich her­aus­stel­len wird, hat er alle Brun­nen ver­gif­tet, die reichs­deut­schen Kin­der aus­ge­trun­ken, sämt­li­che Reichs­flug­schei­ben sabo­tiert! Wie tote Spat­zen wer­den sie vom Him­mel fal­len. Deutsch Königs­berg wird in ato­ma­ren Pil­zen unter­ge­hen. Das Deut­sche Reich wird nicht mehr sein.“

Tobi­as Gins­burg, Die Rei­se ins Reich. Unter Reichs­bür­gern. Ver­lag Das Neue Ber­lin. Ber­lin 2018.

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