Linz: Angeklagtes Lebewesen entfernte sich vom Prozess

Am 10. Jän­ner 2016 fand das epochale Ereig­nis statt. Da trafen sich einige Men­schen in Dorf an der Pram, riefen den Staat Oberöster­re­ich aus und besiegel­ten das mit ihrem Dau­menab­druck auf dem handgeschriebe­nen Blatt Papi­er. Weil die Repub­lik Öster­re­ich diesen Staat Oberöster­re­ich nicht zur Ken­nt­nis nimmt, stand die 43-jährige Bian­ca M. wegen Wider­stands gegen die Staats­ge­walt vor dem Lan­des­gericht Linz. Bess­er gesagt, sie sollte dort stehen.

Bian­ca M. flüchtete näm­lich gle­ich zu Beginn der Ver­hand­lung aus dem Ver­hand­lungssaal. Nach­dem sie verge­blich ver­sucht hat­te, die Rich­terin mit ihren trick­re­ichen Frage in die Enge zu treiben, ver­ließ sie den Ver­hand­lungssaal. Mit der Frage Sind für Lebe­we­sen zuständig?“ ver­suchte sie einen Fronta­lan­griff auf die Repub­lik. Nach­dem sich aber die gut vor­bere­it­ete und geduldige Rich­terin der Repub­lik Öster­re­ich selb­st für das schwierige Lebe­we­sen, das da vor ihr stand, zuständig fühlen wollte, entsch­ied dieses, sich dieser Zuständigkeit entziehen zu wollen.

Gründungsurkunde des "Staates Oberösterreich", samt Fingerabdrücke der GründerInnen...

Grün­dung­surkunde des „Staates Oberöster­re­ich”, samt Fin­ger­ab­drücke der GründerInnen…

Vor­läu­fig bis 12. Mai, denn zu diesem Ter­min, den die Rich­terin nach der Flucht der Angeklagten neu anber­au­men musste, wird die Angeklagte von der Polizei vorge­führt wer­den. Wie alle aus dem Stamm der Staaten­bündler von Moni­ka Unger legt sie großen Wert darauf, nicht ein­fach Bian­ca M., son­dern Bian­ca aus der Fam­i­lie M. genan­nt zu wer­den, weil sie eben nicht eine Per­son, son­dern ein Lebe­we­sen sei.

Sie ist anscheinend ein Mit­glied des „Staates Oberöster­re­ich“. Ob sie auch schon bei der epochalen Staats­grün­dung im Jän­ner ihren Dau­menab­druck hin­ter­lassen hat, ist unklar. Im Okto­ber 2016 soll sie einem Recht­spfleger schriftlich gedro­ht haben, ihn in ein „inter­na­tionales“ Schuld­nerverze­ich­nis ein­tra­gen zu lassen, wenn er nicht von dem Exeku­tionsver­fahren gegen sie ablasse und bere­its exeku­tierte Geld­be­träge zurück­zahle. 200.000 Euro wollte sie dem Recht­spfleger ange­blich ver­rech­nen, wenn er eine Ersatzfrei­heitsstrafe bei ihr vol­lziehen sollte. Pro Tag natürlich.
Diese Forderung ist ver­gle­ich­sweise noch ziem­lich gün­stig, fast schon eine Mezzie. Hel­mut Pil­har, der 1995 sein­er kreb­skranken Tochter eine schul­medi­zinis­che Kreb­s­ther­a­pie ver­weigern wollte und sei­ther für die schw­er anti­semi­tis­che, obsku­rante und recht­sex­treme „Ger­man­is­che Neue Medi­zin“ des Ryke Geerd Hamer Wer­bung macht, ist näm­lich auch ein „Staaten­bündler“ vom Stamm der Moni­ka Unger. Von der Repub­lik Öster­re­ich, die er eigentlich nicht anerken­nt, hat er Mitte Feb­ru­ar in einem offe­nen Brief an den Bun­de­spräsi­den­ten der Repub­lik Öster­re­ich 100 Mil­lio­nen Euro gefordert. Nicht ins­ge­samt, son­dern pro Per­son: für seine Frau, die Tochter, den Ryke Geerd Hamer und für sich. Dazu noch eine Rente von 10.000 Euro pro Per­son — monatlich und steuer­frei selbstverständlich.

Eine "Authentitätskarte des Staatenbund", was bestenfalls eine Authentizitätskarte sein kann...

Eine „Authen­tität­skarte des Staaten­bund”, was besten­falls eine Authen­tiz­ität­skarte sein kann…

Klingt alles ziem­lich skur­ril und ver­rückt, aber es gibt tat­säch­lich Men­schen, die an die „Ger­man­is­che Neue Medi­zin“, einen „Staat Oberöster­re­ich“, den „Staaten­bund“, an „Lebe­we­sen“ oder „Erlöster­re­ich“ glauben, neben­bei Steuern und Abgaben hin­terziehen, Schulden nicht begle­ichen und fast durch die Bank irgendwelche recht­sex­tremen und anti­semi­tis­chen Ver­schwörungsmurm­lereien propagieren.