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Linz: Angeklagtes Lebewesen entfernte sich vom Prozess

Am 10. Jän­ner 2016 fand das epo­cha­le Ereig­nis statt. Da tra­fen sich eini­ge Men­schen in Dorf an der Pram, rie­fen den Staat Ober­ös­ter­reich aus und besie­gel­ten das mit ihrem Dau­men­ab­druck auf dem hand­ge­schrie­be­nen Blatt Papier. Weil die Repu­blik Öster­reich die­sen Staat Ober­ös­ter­reich nicht zur Kennt­nis nimmt, stand die 43-jäh­ri­­ge Bian­ca M. wegen Wider­stands gegen die […]

29. Mrz 2017

Bian­ca M. flüch­te­te näm­lich gleich zu Beginn der Ver­hand­lung aus dem Ver­hand­lungs­saal. Nach­dem sie ver­geb­lich ver­sucht hat­te, die Rich­te­rin mit ihren trick­rei­chen Fra­ge in die Enge zu trei­ben, ver­ließ sie den Ver­hand­lungs­saal. Mit der Fra­ge Sind für Lebe­we­sen zustän­dig?“ ver­such­te sie einen Fron­tal­an­griff auf die Repu­blik. Nach­dem sich aber die gut vor­be­rei­te­te und gedul­di­ge Rich­te­rin der Repu­blik Öster­reich selbst für das schwie­ri­ge Lebe­we­sen, das da vor ihr stand, zustän­dig füh­len woll­te, ent­schied die­ses, sich die­ser Zustän­dig­keit ent­zie­hen zu wollen.

Gründungsurkunde des "Staates Oberösterreich", samt Fingerabdrücke der GründerInnen...
Grün­dungs­ur­kun­de des „Staa­tes Ober­ös­ter­reich”, samt Fin­ger­ab­drü­cke der GründerInnen…

Vor­läu­fig bis 12. Mai, denn zu die­sem Ter­min, den die Rich­te­rin nach der Flucht der Ange­klag­ten neu anbe­rau­men muss­te, wird die Ange­klag­te von der Poli­zei vor­ge­führt wer­den. Wie alle aus dem Stamm der Staa­ten­bünd­ler von Moni­ka Unger legt sie gro­ßen Wert dar­auf, nicht ein­fach Bian­ca M., son­dern Bian­ca aus der Fami­lie M. genannt zu wer­den, weil sie eben nicht eine Per­son, son­dern ein Lebe­we­sen sei.

Sie ist anschei­nend ein Mit­glied des „Staa­tes Ober­ös­ter­reich“. Ob sie auch schon bei der epo­cha­len Staats­grün­dung im Jän­ner ihren Dau­men­ab­druck hin­ter­las­sen hat, ist unklar. Im Okto­ber 2016 soll sie einem Rechts­pfle­ger schrift­lich gedroht haben, ihn in ein „inter­na­tio­na­les“ Schuld­ner­ver­zeich­nis ein­tra­gen zu las­sen, wenn er nicht von dem Exe­ku­ti­ons­ver­fah­ren gegen sie ablas­se und bereits exe­ku­tier­te Geld­be­trä­ge zurück­zah­le. 200.000 Euro woll­te sie dem Rechts­pfle­ger angeb­lich ver­rech­nen, wenn er eine Ersatz­frei­heits­stra­fe bei ihr voll­zie­hen soll­te. Pro Tag natürlich.
Die­se For­de­rung ist ver­gleichs­wei­se noch ziem­lich güns­tig, fast schon eine Mez­zie. Hel­mut Pil­har, der 1995 sei­ner krebs­kran­ken Toch­ter eine schul­me­di­zi­ni­sche Krebs­the­ra­pie ver­wei­gern woll­te und seit­her für die schwer anti­se­mi­ti­sche, obsku­ran­te und rechts­extre­me „Ger­ma­ni­sche Neue Medi­zin“ des Ryke Geerd Hamer Wer­bung macht, ist näm­lich auch ein „Staa­ten­bünd­ler“ vom Stamm der Moni­ka Unger. Von der Repu­blik Öster­reich, die er eigent­lich nicht aner­kennt, hat er Mit­te Febru­ar in einem offe­nen Brief an den Bun­des­prä­si­den­ten der Repu­blik Öster­reich 100 Mil­lio­nen Euro gefor­dert. Nicht ins­ge­samt, son­dern pro Per­son: für sei­ne Frau, die Toch­ter, den Ryke Geerd Hamer und für sich. Dazu noch eine Ren­te von 10.000 Euro pro Per­son — monat­lich und steu­er­frei selbstverständlich.

Eine "Authentitätskarte des Staatenbund", was bestenfalls eine Authentizitätskarte sein kann...
Eine „Authen­ti­täts­kar­te des Staa­ten­bund”, was bes­ten­falls eine Authen­ti­zi­täts­kar­te sein kann…

Klingt alles ziem­lich skur­ril und ver­rückt, aber es gibt tat­säch­lich Men­schen, die an die „Ger­ma­ni­sche Neue Medi­zin“, einen „Staat Ober­ös­ter­reich“, den „Staa­ten­bund“, an „Lebe­we­sen“ oder „Erlös­ter­reich“ glau­ben, neben­bei Steu­ern und Abga­ben hin­ter­zie­hen, Schul­den nicht beglei­chen und fast durch die Bank irgend­wel­che rechts­extre­men und anti­se­mi­ti­schen Ver­schwö­rungs­murm­le­rei­en propagieren.

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