Graz: Ein elendes Urteil

Es waren Geschwo­re­ne, die die zwei Ange­klag­ten, die sich am Diens­tag, 28.3. am Lan­des­ge­richt Graz wegen Wie­der­be­tä­ti­gung ver­ant­wor­ten muss­ten, von die­sem Vor­wurf frei­ge­spro­chen haben. Ange­klagt waren der Geschäfts­füh­rer und „Schrift­lei­ter“ der rechts­extre­men Zeit­schrift „Aula“, Mar­tin Pfeif­fer, und ein pen­sio­nier­ter Bau­meis­ter, der die Todes­an­zei­ge für einen ver­stor­be­nen Alt- und Neo­na­zi in Auf­trag gege­ben hat. Die Todes­an­zei­ge für […]

29. Mrz 2017

Die Todes­an­zei­ge für Lois Pock ist Ende Mai 2015 in der „Klei­nen Zei­tung“ ver­öf­fent­licht wor­den. Die Reak­ti­on von empör­ten Lese­rIn­nen war sehr deut­lich. Der Chef­re­dak­teur der „Klei­nen Zei­tung“, Hubert Pat­te­rer, ent­schul­dig­te sich umge­hend für den „fürch­ter­li­chen Feh­ler“, eine „Par­te mit den ange­spro­che­nen Nazi-Codie­run­gen zum Satz“ gege­ben zu haben.

Weil hier nicht die Par­te aus der „Klei­nen Zei­tung“ vom 30.5.2015 repro­du­ziert wer­den soll, wird sie aus der Anzei­ge von damals beschrieben:

In der Sams­tag-Aus­ga­be der ‚Klei­ne Zei­tung’ für die Stei­er­mark vom 30.5. 2015 wur­de auf der Sei­te 100 eine Todes­an­zei­ge für einen Lois Pock ver­öf­fent­licht, der am 11. April ver­stor­ben ist.” Als Ver­fas­ser bzw. sich ver­ab­schie­den­de Per­son „für die Kame­ra­den aus den Sieb­zi­ger­jah­ren“ bezeich­net sich ein Her­mann Woger.

Im Text der Par­te wird Lois Pock zunächst als „Unter­sturm­füh­rer“ bezeich­net. Die­ser Rang bzw. des­sen Bezeich­nung war aus­schließ­lich der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen SS vor­be­hal­ten. In der Par­te wird der Ver­stor­be­ne des wei­te­ren als „Trä­ger des Gol­de­nen Jugend-Ehren­ab­zei­chens“ bezeich­net, womit offen­sicht­lich das Gol­de­ne HJ-Ehren­zei­chen gemeint ist, das nur an Jugend­li­che ver­lie­hen wur­de, die vor dem 2.Oktober 1932 in einer Nazi-Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on aktiv tätig waren.

Mit der Nen­nung des SS-Ran­ges und der Aus­zeich­nung durch das NS-Regime wird offen­sicht­lich der Zweck ver­folgt, den Ver­stor­be­nen für die Lese­rIn­nen der „Klei­nen Zei­tung“ als auf­rech­ten Natio­nal­so­zia­lis­ten vor­zu­stel­len. Ver­stärkt wird dies durch die Abbil­dung der Lebens- und der Todes­ru­ne (für Geburts­tag und Todes­tag), die als Sym­bol bzw. auch Code in natio­nal­so­zia­lis­tisch ori­en­tier­ten Krei­sen Ver­wen­dung fin­det.

In der Par­te wird dann auch der Wahl­spruch der SS („Mei­ne Ehre heißt Treue“) in leicht vari­ier­ter Form wie­der­ge­ge­ben: „Sei­ne Ehre hieß Treue!“.

Der vor­an­ge­stell­te Satz „Einer der letz­ten der Erleb­nis­ge­ne­ra­ti­on hat die gro­ße Über­fahrt ange­tre­ten“ stellt mei­ner Ansicht nach im Hin­blick auf den Ter­mi­nus „Erleb­nis­ge­ne­ra­ti­on“ für die in der Par­te vor­ge­stell­te Tätig­keit in einer ver­bre­che­ri­schen Orga­ni­sa­ti­on, der SS, eine gröb­li­che Ver­harm­lo­sung der Ver­bre­chen des Natio­nal­so­zia­lis­mus dar.

Bei dem ver­stor­be­nen Lois Pock han­delt es sich offen­sicht­lich um Alo­is Pock, der in der spä­ter ver­bo­te­nen NDP des Nor­bert Bur­ger in der Funk­ti­on eines ers­ten Kas­siers Mit­glied der Bun­des­lei­tung die­ser neo­na­zis­ti­schen Grup­pie­rung war, wäh­rend es sich bei dem Her­mann Woger, der die Par­te nament­lich zeich­net, um ein Mit­glied der Bur­schen­schaft Stiria in Graz, frü­he­ren Akti­vis­ten der neo­na­zis­ti­schen Akti­on Neue Rech­te und der NDP han­deln dürfte“.

Vor Gericht spiel­ten die bei­den Ange­klag­ten ihre Ver­ant­wor­tung deut­lich her­un­ter, was auch in die­sem Bericht der „Klei­nen Zei­tung“ sehr deut­lich wird.

Am Nach­mit­tag erfolg­te dann der Frei­spruch der Geschwo­re­nen, der hier in einer kur­zen Mel­dung des ORF Stei­er­mark zusam­men­ge­fasst wur­de. Der Frei­spruch ist noch nicht rechtskräftig.

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