Mit einem Hitler-Bild und dem Sportpalast-Zitat von Goebbels wollte ein Vermittler von Strom- und Gaslieferverträgen auf sich aufmerksam machen. Das ist ihm zweifellos gelungen, führte aber nicht unbedingt zu den erwünschten Effekten. Das via Twitter und Facebook verbreitete Sujet bewirkte nicht nur ablehnende Reaktionen der Geschäftspartner, sondern auch Fragen nach dem Geschäftsmodell von energieGE.win. Schließlich verspricht die Firma aus Niklasdorf nicht nur eine Kostenersparnis von bis zu 50 Prozent bei Ökostrom und Gas durch „Super günstigen Spartarif“, sondern auch unter bestimmten Voraussetzungen die Teilnahme an einem Gewinnspiel, bei dem 25 Elektroautos von Audi im Gesamtwert von 1,25 Millionen Euro zu gewinnen sein sollen.
Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) stuft das Hitler-Sujet als eine „an Geschmacklosigkeit schwer zu überbietende Verhöhnung der Millionen Opfer der nationalsozialistischen Kriegs- und Vernichtungspolitik“ (Der Standard) ein, schätzt aber auch, dass kein Verstoß gegen das Verbotsgesetz vorliegt, da „vermutlich keine mit dem Nationalsozialismus in Zusammenhang stehende propagandistische Absicht hinter dem Tweet gestanden sei“ (futurezone.at).
Das ändert nichts daran, dass sich in den sozialen Netzwerken sofort die Verteidiger des Hitler-Sujets auf den Plan gerufen fühlten. Exemplarisch dafür der Thread der „Kleinen Zeitung“ auf Facebook, wo sich ein Gerald P. zunächst in seinen bescheidenen Kenntnissen von PR bestätigt sehen wollte: „sehr sehr gutes Marketing… ;) jetzt sind sie in allen medien zu sehen“. Als er dazu Widerspruch erhält („Intelligenzmäßig besteht bei dir noch viel Luft nach oben“), wird er zunächst patzig, dann wehleidig und dümmlich („ich habe absolut nichts mit Hitler zu tun ich habe ihn nicht gewählt nicht gefeiert und mag auch die Taten nicht die wärend (sic!) seiner Amtszeit (sic! )passierten“), schließlich grundsätzlich bzw. revisionistisch: „Die amerikaner hatten auch Konzentrationslager und töteten viel mehr menschen als Hitler! Nach dem Zweiten weltkrieg wurden mehr Deutsche von den Amerikanern ermordet als Juden in der Zeit als Hitler an der macht war. Ich glaube Herr R. N. muss ein bischen seine veraltetes Wissen auffrischen“. (Fehler im Original)
Diesen revisionistischen und rechtsextremen Schwachsinn schreibt nicht ein alter Nazi, sondern ein junger Mensch aus der Gegend um Wiener Neustadt. Gut, er informiert sich offensichtlich über Russia Today, die Identitäre Bewegung Österreich und – wen wundert’s – durch „Info-Direkt“. Damit wäre zwar einiges erklärt, aber sicherlich nicht entschuldigt!