FPÖ und ÖVP fällt vielerlei ein, um den Abriss des Kebap-Standes am Hauptplatz zu argumentieren. Am deutlichsten die FPÖ, deren Stadtrat Udo Landbauer den NÖN (9.3.17) auf Nachfrage erklärt, dass der ablehnende Bescheid „nicht nur für den Hauptplatz, sondern für die ganze Stadt gelte“. Bei den beiden Würstelständen am Hauptplatz ist eine andere Vorgangsweise geplant: Die müssten zwar auch absiedeln, erhalten aber laut Landbauer Ersatzplätze. Ein Nebeneinander zwischen „autochthonen“ Frankfurtern und eingewandertem Kebap am Nepomukplatz sei jedenfalls nicht denkbar, so Landbauer.
Bürgermeister Schneeberger stützt den plumpen Versuch der ethnischen Säuberung beim Essen zunächst durch ein marktförmiges Argument – er ist ja ein Schwarzer: „Aufgrund des definierten Produktmixes am Marienmarkt sei dort kein Betrieb Herrn Turgut möglich.“ (NÖN)
Der von Schwarzblau definierte Produktmix am Hauptplatz soll es also sein, der Alihan Turgut seine wirtschaftliche Existenz kostet? Obwohl der Kebap-Stand gut frequentiert ist? Der Bürgermeister hat noch andere Argumentchen parat. Neben der Optik des Kebap-Standes, die der Wiener Neustädter Prunkmeile anscheinend nicht angemessen ist, führt er im „Kurier“ noch die mangelnden Deutschkenntnisse des Betreibers aus: „Das ist genau jene Parallelgesellschaft, die wir in Wiener Neustadt nicht brauchen und auf öffentlichem Gut nicht wollen”, erzählt er dem „Kurier“ (9.3.17). Wie bitte? Da stellt einer sein Standl ins Zentrum der Stadt, wird deswegen als Teil einer Parallelgesellschaft diffamiert und an den Rand bzw. in den wirtschaftlichen Ruin gedrängt?
Gegen den kulturellen Irrsinn von ÖVP und FPÖ in Wiener Neustadt formiert sich Widerstand. Heute, am 9.3. ab 13h mit einem Eat-In am Kebap-Stand und auch für morgen ist eines geplant. Außerdem gibt es noch eine Petition, die derzeit bei knapp 1.000 UnterstützerInnen hält.