Untersuchungsgebiet für die beiden Forscher war das Bundesland Oberösterreich, das einige Monate nach der Befreiung Österreichs in eine sowjetische und eine US-Besatzungszone geteilt wurde. In zwei Wellen sind Nazis aus dem Osten Österreichs in den Westen geflüchtet, um sich dem Zugriff der sowjetischen Roten Armee zu entziehen. Bei der ersten Welle, die noch in den Monaten März und April 1945, also vor der endgültigen Niederlage des Nazi-Regimes und der Befreiung Österreichs, stattfand, flüchteten zahlreiche Nazi-Funktionäre wie etwa der Wiener Kreisleiter Hans Dörfler.
Die zweite Welle wurde verursacht durch die Teilung Oberösterreichs entlang der Donau in eine sowjetische und eine US-Zone. Tausende Menschen, darunter viele NationalsozialistInnen, flüchteten damals aus der sowjetischen Zone (Mühlviertel, Niederösterreich) in die US-Zone, wo sie weniger Probleme erhofften. Das Ergebnis war, dass 1947 in der Sowjetzone deutlich weniger „belastete“ Nationalsozialisten registriert waren als in der US-Zone.
Hier beginnt die Arbeit der Forscher, die mit statistisch-mathematischen Methoden die Wahlergebnisse der „Deutschnationalen“ bei Nationalratswahlen 1930 mit denen von 1949 und 2013 verglichen, die Einflüsse möglicher anderer Faktoren überprüften und zu dem Ergebnis kamen, dass sich die Fluchtorte der alten Nazis auch noch bei den jüngsten Wahlen durch deutlich bessere Wahlergebnisse für die FPÖ auszeichneten:
Noch heute schneidet die FPÖ, die 1956 aus dem Verband der Unabhängigen (VdU), der als Auffangbecken für ehemalige Nationalsozialisten galt, hervorgegangen ist, laut den Wissenschaftern stets deutlich besser ab als in der früheren Sowjet-Besatzungszone: 1949 als VdU waren es 10 Prozentpunkte mehr, 2013 noch immer über sieben Prozentpunkte. (APA, 8.2.17)
Die Studie ist in einer englischsprachigen Version hier als kostenloser Download erhältlich.