Hofer und der schale Nachgeschmack von Unwahrheit – Teil IILesezeit: 4 Minuten

Nor­bert Hofer hat im Inter­view bei Armin Wolf (ZIB 2, 16.11.16) Alex­an­der Van der Bel­len (VdB) als „Kom­mu­nis­ten“ titu­liert. Mit die­ser plum­pen Unter­stel­lung woll­te Hofer nicht nur VdB für poten­zi­el­le kon­ser­va­ti­ven Wäh­le­rIn­nen madig machen, son­dern auch von einer Fest­stel­lung ablen­ken, die Wolf über Hofers Büro­lei­ter getrof­fen hat. Trotz etli­cher Nach­fra­gen blieb Hofer eine ein­deu­ti­ge Antwort […]

29. Nov 2016

Der Inter­view­ver­lauf ist ein Mus­ter­bei­spiel dafür, wie Nor­bert Hofer prä­zi­sen Fra­gen aus­weicht und durch den Angriff auf VdB auf ande­re The­men aus­wei­chen will. Bei einem Inter­view­er wie Armin Wolf kommt er damit nicht durch, aber auch der kann nicht mehr tun als fest­zu­hal­ten: „Herr Hofer, Sie wei­chen mir aus!

Die Fra­gen zum Büroleiter

Armin Wolf: Blei­ben wir noch kurz beim angeb­li­chen Kom­mu­nis­ten Van der Bel­len. Die­se Wahl, von der er schon erzählt hat, die war, als er Anfang 20 war, bei einer Gemein­de­rats­wahl in Inns­bruck. Jetzt, in die­sem Alter, mit Anfang 20, war Ihr Büro­lei­ter, den Sie mit in die Hof­burg, in die Prä­si­dent­schafts­kanz­lei neh­men möch­ten, rund um die Wehr­sport­grup­pe des Neo­na­zis Küs­sel aktiv. Nach Ihren Kri­te­ri­en, wie Sie Van der Bel­len beur­tei­len, wäre Ihr Büro­lei­ter ein Neonazi.

Nor­bert Hofer: Nein. Denn Sie ver­wech­seln jetzt ihn mit sei­nem Bruder …

Wolf: Nein, ver­wechs­le ich nicht.

Hofer: … Der auch ver­ur­teilt wor­den ist, der sei­ne Stra­fe abge­ses­sen hat.

Wolf: Genau. Und er war auch in die­ser, er war in die­ser Grup­pe aktiv. Es gibt Fotos davon.

Hofer: Und es gibt, es gibt.… Es gibt kei­ne Sip­pen­haf­tung in Österreich.

Wolf: Aber er war aktiv dort.

Hofer: Ja, aber trotz­dem. Es gibt kei­ne Sip­pen­haf­tung in Österreich.

Wolf: Ich mache kei­ne Sippenhaftung.

Hofer: Und es gibt auch ein inter­es­san­tes Buch vom ehe­ma­li­gen Gene­ral­di­rek­tor für öffent­li­che Sicher­heit, wo er genau die­se Ver­bin­dun­gen, Kom­mu­nis­mus, Peter Pilz, Van der Bel­len auch auf­zeigt. Und das kann man nicht wegwischen.

Wolf: Herr Hofer, Sie wei­chen mir aus. Ich habe Sie nach Ihrem Büro­lei­ter gefragt. Der war vor 20 Jah­ren, nicht vor 50 Jah­ren, wie Van der Bel­len bei der Inns­bru­cker Gemein­de­rats­wahl, vor 20 Jah­ren rund um eine Neo­na­zi-Grup­pe aktiv. Aber den wür­den Sie schon in die Prä­si­dent­schafts­kanz­lei mitnehmen?

Hofer: Mein Büro­lei­ter ist seit vie­len Jah­ren als Mit­ar­bei­ter aktiv. Wird auch von den ande­ren Büros geschätzt. Hat sich in sei­nem Leben über­haupt noch nie etwas zuschul­den kom­men lassen.

Wolf: Herr Van der Bel­len auch nicht.

Hofer Nor­bert: Wur­de nie, wur­de nie ange­klagt, nie ver­ur­teilt. Viel­leicht ein Straf­zet­tel wegen Schnell­fah­rens. Und des­we­gen las­se ich auch nicht zu, dass er hier in ein Eck gestellt wird, wo er nicht hingehört.

Die Fak­ten zum Büroleiter:

René Schi­ma­nek ist der Bru­der von Hans Jörg Schi­ma­nek jun., der 1995 wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung zu acht Jah­ren Haft ver­ur­teilt wor­den war. Bru­der Hans Jörg jun. war in den 80er und 90er Jah­ren neben Gott­fried Küs­sel eine Leit­fi­gur der Neo­na­zi-Orga­ni­sa­ti­on „Volks­treue Außer­par­la­men­ta­ri­sche Oppo­si­ti­on“ (VAPO) und Anfüh­rer von deren „Kame­rad­schaft Lan­gen­lois“, in der bei Wehr­sport­übun­gen unter ande­rem auch der Keh­len­schnitt geübt wurde.

Nach Ansicht des „Kurier“-Redakteurs Kid Möchel war René Schi­ma­nek damals eher das „Bei­wa­gerl“ sei­nes gro­ßen Bru­ders – aber er war bei den Neo­na­zis von VAPO bzw. Kame­rad­schaft Lan­gen­lois dabei. Ver­mut­lich wäre das The­ma der poli­ti­schen Gesin­nung des Büro­lei­ters von Nor­bert Hofer halb so inter­es­sant, wenn er bzw. Nor­bert Hofer hier eine kla­re Aus­kunft und Abrech­nung mit der Ver­gan­gen­heit legen würden.

Genau das tun bei­de aber nicht. Weder René Schi­ma­nek auf Anfra­ge des „Kurier“ noch Nor­bert Hofer im Inter­view mit Armin Wolf. René Schi­ma­nek ist nicht nur auf einem Foto von Robert Newald zu sehen, wie er sich Sei­te an Sei­te mit sei­nem Bru­der und Gott­fried Küs­sel bewaff­net mit einem Holz­prü­gel einen Weg bahnt.

Falter Bericht (49/97): Begabter Jungfreiheitlicher
Fal­ter Bericht (49/97): Begab­ter Jungfreiheitlicher

Dank der für die Auf­klä­rung nütz­li­chen Ange­wohn­heit von Gott­fried Küs­sel, über sei­ne Getreu­en detail­liert Buch bzw. Mit­glieds- und Anwe­sen­heits­lis­ten zu füh­ren, sind der Nach­welt zahl­rei­che die­ser Doku­men­te erhal­ten. Aus ihnen geht z.B. nicht nur her­vor, dass Küs­sel mit der Dis­zi­plin sei­ner Nazi-Kame­ra­den zeit­wei­se sehr unzu­frie­den war und sich dar­über bit­ter­lich bei sei­nen Gau­be­auf­trag­ten beklag­te, son­dern dass er 1991 auch in einer Teil­neh­mer­lis­te die Nazi-Kame­ra­den peni­bel und hand­schrift­lich den ver­schie­de­nen Kame­rad­schaf­ten (Lan­gen­lois, Wien, Kor­neu­burg, Wie­ner Neu­stadt) zuord­ne­te, Rene Schi­ma­nek so wie sei­nen Bru­der und wei­te­re der Kame­rad­schaft Langenlois.

René Schi­ma­nek taucht schon zuvor in einer poli­zei­li­chen Nie­der­schrift auf, in der ein Neo­na­zi bestä­tigt, dass er an Wehr­sport­übun­gen in Otten­stein mit Hans Jörg Schi­ma­nek, des­sen Bru­der Rene und wei­te­ren Neo­na­zis teil­ge­nom­men habe. Es gibt also wenig Zwei­fel, wo sich René Schi­ma­nek damals – über meh­re­re Jah­re! – poli­tisch und orga­ni­sa­to­risch auf­hielt. Eine Stel­lung­nah­me von ihm bzw. sei­nem Chef Nor­bert Hofer dazu wäre des­halb wohl ange­brach­ter als Aus­re­den und Schweigen!

➡️ Teil­nah­me an Neo­na­zi-Demo: Hofer ver­tei­digt Büro­lei­ter (mit Newald-Foto, das Schi­ma­nek als Teil­neh­mer einer Neo­na­zi-Demo zeigt)

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