Sommerserie: Völkische Studentenverbindungen in Wien

Som­merserie Teil 4: Im vierten Teil unser­er Auseinan­der­set­zung mit dem Wiener Kor­po­ra­tionsring (WKR) bzw. dessen Mit­gliedsverbindun­gen rück­en wir ein echt­es Unikum in den Fokus: Öster­re­ichs einzige akademis­che Jäger­schaft: die Sil­va­nia.

Aus­gewählte Mitglieder

Für eine WKR-Verbindung eher untyp­isch, weisen die Sil­va­nen aktuell kein­er­lei namhafte Amt­sträger der FPÖ in ihren Rei­hen auf. Dieses Makel kom­pen­siert die Mit­glied­schaft eines 2008 ver­stor­be­nen Frei­heitlichen: Jörg Haider. Es war ein Stiftungs­fest der Sil­va­nen, auf dem dieser ein Jahr nach sein­er medi­en­wirk­samen Dis­tanzierung von der „Deutschtümelei“ 1995 Ziel­grup­pen-gerecht ver­sicherte, nach wie vor „für die Erhal­tung des deutschen Volk­s­tums zu ste­hen“ – und zugle­ich auch das Ehren­band der Verbindung ver­liehen bekam.

Ein weit­eres bemerkenswertes (ver­stor­benes) Mit­glied der Sil­va­nen ist der Südtirol-Ter­ror­ist Hel­mut Riedl. Als ob seine Zuge­hörigkeit zum Son­der­stab des Nazi-Helden Otto Sko­rzeny (selb­st Burschen­schafter der Marko­man­nia Wien) sein Stand­ing in völkischen Kreisen nicht hin­re­ichend abgesichert hätte, fungierte dieser in den 1960er-Jahren als „Spreng­meis­ter“ der Südtirol-Bumser und führte auch Sprengkurse durch, wis­sen burschen­schaftliche Quellen zu bericht­en. Vor Gericht blieb er, wie so viele Bumser, unbe­hel­ligt. Noch Anfang der 70er-Jahre war er Stadt­parteiob­mann der Inns­bruck­er FPÖ. Unter den Leben­den erwäh­nenswert ist der in vie­len Quellen gle­ich­falls als Sil­vane geführte ehe­ma­lige Jus­tizmin­ster, Haider-Anwalt und nun­mehrige FPÖ-Wahlanfechter Dieter Böh­m­dor­fer.

Geschichte

Die Jäger­schaft Sil­va­nia ist als solche eine eher junge Verbindung – ent­standen 1978. Patin stand dabei allerd­ings eine Burschen­schaft gle­ichen Namens, die 1876 gegrün­det wor­den und an der heuti­gen Hochschule für Bodenkul­tur (BOKU) ver­ankert war. Nach dem Zweit­en Weltkrieg kon­nte sie auf­grund von Nach­wuch­sprob­le­men nicht mehr Fuß fassen. Die Rekru­tierung­sprob­leme führten 1971 zur Grün­dung ein­er gemein­samen Aktiv­i­tas namens Süd­mark mit zwei anderen damals nur noch als Alther­ren­ver­bände existieren­den Burschen­schaften, Mol­davia und Ale­man­nia. Auch dieses Pro­jekt wurde bere­its nach weni­gen Jahren wieder eingestellt. Die 1978 gegrün­dete Jäger­schaft bezog zunächst Quarti­er am Haus der Sänger­schaft Bar­den in der Albert­gasse (Wien 8), aus deren Kreisen auch die Ini­tia­tive zur Grün­dung gekom­men war. Später über­siedelte man in den Keller des Schul­vere­in­shaus­es in der Fuhrmanns­gasse und richtete dort ein „Afrikastüberl“ ein. Inzwis­chen ist man in die Albert­gasse zurück­gekehrt. 1987 wurde ein Tra­di­tionsver­trag mit der verblich­enen Burschen­schaft Sil­va­nia geschlossen, in dem man sich verpflichtete, die eige­nen Mit­glieder nach burschen­schaftlichen Grund­sätzen zu erziehen.

Aktiv­itäten

Der jäger­schaftliche Charak­ter der Verbindung find­et Aus­druck in ein­schlägi­gen Aktiv­itäten: Jagdhorn­blasen, gemein­same Jag­den an Woch­enen­den, Schießwet­tbe­werbe und der­gle­ichen mehr. Während ihrer Probezeit („Fuch­sen­zeit“) haben Neu­mit­glieder die Jagdprü­fung zu absolvieren. In poli­tis­ch­er Hin­sicht ist die Sil­va­nia in den let­zten Jahren kaum auf­fäl­lig gewor­den. Das­selbe lässt sich allerd­ings nicht über ihre Anschrift sagen: In der Albert­gasse 51 ist neben den Sil­va­nen und Bar­den auch das „Johannes-Schober-Heim“ unterge­bracht, das der Sänger­schaft zuzuord­nen ist und dem Vernehmen nach auch diverse iden­titäre Aktivis­ten beherbergt. Nicht umson­st wurde es im Zuge der Spon­tan-Demon­stra­tion am Abend des 11. Juni 2016 anges­teuert. Im April hat­ten die Aktiv­en der Bar­den auch eine Ver­anstal­tung über die „Iden­titäre Bewe­gung“ am Haus organisiert.

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