Angstfreier Austausch mit Rechtsextremen?

Neben der iden­titären Pro­voka­tion mit dem ver­sucht­en Marsch durch Wien-Fünfhaus wäre fast unterge­gan­gen, dass noch eine weit­ere Pro­voka­tion geplant war. Mit einem Auftritt von Mar­tin Sell­ner und dem Slo­ter­dijk-Schüler Marc Jon­gen, Parteiphilosoph der AfD, woll­ten die Recht­sex­tremen auch den kul­turellen Raum erobern. Die Ver­anstal­tung der „Wiener Achse“ im Mumok (Muse­um Mod­ern­er Kun­st) wurde allerd­ings in let­zter Minute abgesagt.

Die Begrün­dung für die Absage des „Wiener Achse Talks“ (WAT Nr. VI ) mit dem Titel „Markt der Ide­olo­gie“ , der am Dien­stag, 14. Juni im Kinosaal des Mumok mit Sell­ner und Jon­gen stat­tfind­en hätte sollen, war allerd­ings min­destens so frag­würdig wie die Ver­anstal­tung selbst.

„Bei Ver­anstal­tun­gen, an denen Vertreterin­nen und Vertreter von extremen poli­tis­chen Grup­pierun­gen teil­nehmen, ist – wie aktuelle Ereignisse zeigen – mit Störak­tio­nen zu rech­nen. Auss­chre­itun­gen und die Anwen­dung von Gewalt kön­nen nicht aus­geschlossen wer­den. Das Muse­um kann nicht als Bühne für extreme poli­tis­che Agi­ta­tion und deren unkon­trol­lier­bare Fol­gen zur Ver­fü­gung ste­hen. Es ver­fügt auch nicht über die Ein­rich­tun­gen, um für eine solche Fremd­ver­anstal­tung die erforder­lichen Sicher­heit­en für die Per­so­n­en und die zahlre­ichen Kunst­werke zu bieten“, heißt es in ein­err Erk­lärung von Mumok und „Wiener Achse“zur Absage der Veranstaltung.


Mumok-Stel­lung­nahme erster Versuch

Da wer­den doch glatt denen, die gegen eine öffentliche Diskus­sion­splat­tform für iden­titäre Recht­sex­trem­is­ten sind, „Störak­tio­nen“, „Auss­chre­itun­gen” und die „Anwen­dung von Gewalt“ unter­stellt. Moment! Wer hat da zulet­zt Auf­führun­gen der „Schutzbe­fohle­nen“ in Audi­max und Burgth­e­ater gestört? Achso, das haben die Iden­titären ja als „ästhetis­che Inter­ven­tion“ bezeichnet.

Und die Gewalt, die von Iden­titären etwa im Juni des Vor­jahres am Prater­stern ange­wandt wurde?


Iden­titäre im angst­freien Austausch?

Oder im Jän­ner 2016 in Graz?


Iden­titäre im angst­freien Austausch?
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Iden­titäre im angst­freien Austausch?

Oder gegen die Flüchtlinge, die im Audi­max als Schaus­piel­er auf der Bühne standen und angerem­pelt und mit Kun­st­blut bespritzt wur­den? Der „Wiener Achse“, dem Kul­tur­pro­jekt, das als Ver­anstal­ter fungieren wollte, fällt dazu der beson­ders orig­inelle Spruch ein, dass mit dem For­mat WAT ein Raum geboten wer­den sollte, „in dem ein angst­freier Aus­tausch stat­tfind­en kann“. Viel düm­mer geht’s nicht mehr!

Iden­titäre im angst­freien Austausch?

Auf der Face­book-Seite der „Wiener Achse“ ist dann noch zu lesen: „Die Wiener Achse dis­tanziert sich ein­deutig von rechtem Gedankengut.“ Das ist natür­lich ganz sehr löblich, aber wie macht sie das? Indem sie Recht­sex­tremen eine Bühne bietet? Die „Wiener Achse“ schreibt dazu: „Die Inten­tion von WAT VI war es, einen Diskurs zu führen, ein Gespräch zu doku­men­tieren, und dieses in einem Kun­st­film zu ver­ar­beit­en.“ Lei­der, so die „Wiener Achse“, gab es eine „konkrete Dro­hung via twit­ter“, die das Pro­jekt mit dem „angst­freien Raum“ und dem Kun­st­film verun­möglicht habe. Auf mehrfache Nach­frage, den Tweet mit der Dro­hung zu veröf­fentlichen, erfol­gte keine Antwort.


Mumok Stel­lung­nahme zweit­er Versuch

Eine sehr direk­te Antwort kam von Laokoon-Gruppe: „‚angst­freier aus­tausch’ mit faschis­ten. ihr habt einen ordentlichen klescha.“ Dem ist inhaltlich eigentlich nicht mehr viel hinzuzufü­gen, oder? Doch: Schon vor der Absage und ihrer Begrün­dung fiel die „Wiener Achse“, die so großen Wert auf Diskurs im angst­freien Raum leg­en wollte, dadurch auf, dass sie ihren Kri­tik­ern den Diskurs ver­weigerte: „Eure Ansicht­en sind von uns wert­geschätzt. Damit wir sie per­sön­lich beant­worten kön­nen, bit­ten wir um Ver­ständ­nis dass dies erst ab 15. Juni 2016 geschehen kann“, schrieb sie im Vor­feld der mit­tler­weile abge­sagten Ver­anstal­tung ihren Kri­tik­erIn­nen, die als „her­zlieb­ste Inter­essierte“ adressiert wur­den, zurück.

Die „her­zlieb­sten Inter­essierten“ ließen sich durch den offenkundi­gen Zynis­mus nicht beein­druck­en. Mit ein­er Vielzahl an druck­vollen, State­ments und ein­er eige­nen Face­book-Seite haben sie dafür gesorgt, dass es keine Bühne im Kul­turbere­ich für Recht­sex­treme gibt.