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Rechtsextreme Spucke gegen Belphegor

Bel­phe­gor, das ist nicht nur ein Dämon in der christ­li­chen Mytho­lo­gie, in ande­ren Dar­stel­lun­gen der Furz­gott oder schlicht ein Phan­tom, son­dern auch eine Death-Metal-Band aus Salz­burg. Im Unter­schied zu bestimm­ten Ten­den­zen im Black Metal ist der Death Metal eher unpo­li­tisch — mit Ein­schrän­kun­gen. Die Death-Metal-Band Bel­phe­gor wur­de in Russ­land von Rechts­extre­men als so gefähr­lich betrachtet, […]

24. Apr 2016

Es war eine kur­ze und ziem­lich uner­freu­li­che Begeg­nung am Flug­ha­fen von St. Peters­burg. Der Koor­di­na­tor der christ­lich rechts­extre­men Bewe­gung „Volks­ka­the­dra­le“ (auch „Volks­kon­zil“ fin­det sich als Über­set­zung) in St. Peters­burg, Ana­to­li Art­juch, hat­te sich dort pos­tiert, um die aus Minsk anrei­sen­de Band zu emp­fan­gen – indem er den Sän­ger von Bel­phe­gor, Hel­muth Leh­ner anspuck­te. Der revan­chier­te sich, indem er ein biss­chen zurück­spuck­te und dem rechts­extre­men Apos­tel emp­fahl, sich zu ver­dün­ni­sie­ren („Schleich Di da, Du Wixer!“).


Bel­phe­gor: Furz­gott, nicht Spuckgott

Die uner­freu­li­che Begeg­nung war damit noch nicht been­det. Ana­to­li Art­juch, der so etwas wie ein rus­si­scher Por­no-Humer ist, also einer, der über­all die sexu­el­le Ver­su­chung, den Teu­fel und die Mar­xis­ten sieht, ließ die Grup­pe nicht mehr aus den Augen, pro­vo­zier­te und droh­te wei­ter. Der Rechts­extre­me ist ein enger Mit­ar­bei­ter des Regio­nal­ab­ge­ord­ne­ten Wita­li Milo­now von der Putin-Par­tei „Ver­ein­tes Russ­land“, der sich eben­so gegen das „Belphegor“-Konzert aus­ge­spro­chen hat­te. Mit die­sem Sup­port im Rücken droh­te Ana­to­li dem loka­len Kon­zert­ver­an­stal­ter für den Fall eines Auf­tritts von Bel­phe­gor ein­fach mit der Schlie­ßung des Klubs. Für den Ver­an­stal­ter eine kla­re Sache – er sag­te das Kon­zert tat­säch­lich ab.

Wita­li Milo­now, der poli­ti­sche För­de­rer des spu­cken­den Rechts­extre­mis­ten Art­juch, ist poli­tisch über sei­ne regio­na­le Gren­ze hin­aus bekannt, weil er Geset­ze zur Dis­kri­mi­nie­rung von Homo­se­xu­el­len initi­iert hat. Als ihn zwei les­bi­sche Akti­vis­tin­nen auf einem Kuss-Sel­fie mit­fo­to­gra­fier­ten, reagier­te er mit üblen Beschimp­fun­gen („Drecks­lu­der“) und der Dro­hung: „Wir trei­ben die Per­ver­sen aus Sankt Peters­burg heraus.“

Die­sen Job hat für Milo­now Ana­to­li Art­juch über­nom­men. Umfas­send! Weil Milch- und Kefir­ver­pa­ckung der Mar­ke „Fröh­li­cher Milch­mann“ 2012 die Regen­bo­gen­far­ben zeig­ten, woll­te er ein Ver­bot bzw. einen Boy­kott der Pro­duk­te initi­ie­ren, weil das „offe­ne Pro­pa­gan­da die­ses Las­ters“ sei. Was macht der Ärms­te eigent­lich, wenn er einen Regen­bo­gen am Him­mel sieht?

Als der Auf­tritt der öster­rei­chi­schen Band Bel­phe­gor bevor­stand, hol­te Art­juch „Exper­ti­se“ ein. Die APA berich­te­te am 21. April, dass das Gut­ach­ten immer­hin 17 Sei­ten umfas­se und fest­stel­le, dass sich in den Tex­ten der Band Bel­phe­gor „ernied­ri­gen­de Cha­rak­te­ris­ti­ken, nega­ti­ve emo­tio­na­le Bewer­tun­gen und aggres­si­ve Äuße­run­gen sowie Auf­ru­fe zur Gewalt in Bezug auf das Chris­ten­tum“ fän­den. Art­juch kam­pag­nis­ier­te schließ­lich gegen die „sata­nis­ti­sche“ Grup­pe, die mit offe­nen Auf­ru­fen zum Ter­ror ver­su­chen wür­de, die Situa­ti­on in Russ­land zu destabilisieren.

Dass Death Metal und damit auch Bel­phe­gor – sze­ne­ty­pisch – Blut, Gewalt, den Anti­chris­ten und Eso­te­rik in ihren Songs auf­ko­chen und mixen, ist bekannt. Dass Bel­phe­gor jetzt von den rus­si­schen Rechts­extre­mis­ten als „Schwu­le“ und „Sodo­mis­ten“ beschimpft wer­den, soll­te der Grup­pe bzw. den Death-Metal-Fans eigent­lich zu den­ken geben, ver­wen­den sie doch immer wie­der selbst homo­pho­be Sprü­che und Beschimpfungen.