Antifa Last Minute-Tipps (I): Bücher

Es muss ja nicht unbe­d­ingt ein Geschenk wer­den, denn alles von dem, was wir da empfehlen, kann man auch selb­st lesen- oder hören. Wir rat­en das sog­ar aus­drück­lich an! Schließlich haben wir von dem, was wir da als Tipps weit­ergeben, auch noch nicht alles gele­sen und gehört. Obwohl – gehört haben wir fast alles von den Toten Hosen und Shantel. Eigen­ständi­ge Rezen­sio­nen zu einzel­nen Werken kön­nten noch fol­gen – über die Tipps entschei­det Ihr!

Wolfgang Schorlau, Die schützende Hand. Krimi. Kiepenheuer & Witsch, ca. 15 €

www.kiwi-verlag.de

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Der Autor schickt seinen Ermit­tler Georg Den­gler dies­mal los, um Hin­ter­gründe der NSU-Mord­serie zu klären. Naja, eigentlich soll er klären, wer Uwe Böhn­hardt und Uwe Mund­los ermordet hat. Aber das waren doch Selb­st­morde? Genau aus der Unmenge an Ungereimtheit­en und Ver­wick­lun­gen der Geheim­di­en­ste in die krim­inellen Aktiv­itäten der NSU-Neon­azis, die mit­tler­weile schon durch etliche par­la­men­tarische Unter­suchungsauss­chüsse abgear­beit­et wur­den bzw. noch immer wer­den, bastelt sich Schor­lau den Plot für seinen Ermit­tler und schwebt dabei zwis­chen Fik­tion und Sachbuch.

Robert Streibel, April in Stein. Roman. Residenz-Verlag, ca. 23 €

residenzverlag.at

Im „Zuchthaus“ in Krems-Stein waren während der Nazi-Dik­tatur auch viele Geg­n­er des Regimes inhaftiert. Als die Nieder­lage des NS-Regimes schon fest­stand und die Rote Armee in Wien ger­ade Sim­mer­ing und Favoriten eroberte, ließ der Gefäng­nis­di­rek­tor von Stein am 6. April die Gefan­genen frei. Ein­heit­en von SS und SA macht­en mit Unter­stützung aus der Bevölkerung Jagd auf die Freige­lasse­nen und erschossen 229 Häftlinge und füf Jus­tizwachebeamte, darunter den Gefäng­nis­di­rek­tor. Robert Streibel, von der Pro­fes­sion His­torik­er, ist mit der Geschichte von dem Mas­sak­er von Stein aufgewach­sen, hat sie als His­torik­er bear­beit­et und jet­zt auch lit­er­arisch bearbeitet:

„Wenn der Schrift­steller Erich Hackl nicht gewe­sen wäre, der meine Arbeit als His­torik­er und Erin­nerungsar­beit­er mit Inter­esse ver­fol­gt und mich auch bestärkt hat, den Roman fer­tigzustellen, hätte ich es nicht gewagt“.

Maria Lazar, Die Eingeborenen von Maria Blut. Roman. DVB-Verlag, ca. 18 €

dvb-verlag.at

DVB ste­ht für ‚Das Vergessene Buch‘. Der Wiener Ver­lag hat sich auf die Neupub­lika­tion bzw. Wieder­ent­deck­ung von her­aus­ra­gen­den Werken, die zu Unrecht vergessen wur­den, spezial­isiert. Maria Lazar wurde 1895 als Tochter wohlhaben­der Juden in Wien geboren. 1933 ging sie ins dänis­che und 1939 ins schwedis­che Exil, wo sie sich 1948 wegen ein­er Kreb­serkrankung das Leben nahm. Den Roman „Die Einge­bore­nen von Maria Blut“ stellte sie 1935 fer­tig – wed­er in Öster­re­ich noch in der Schweiz wollte ein Ver­lag das Buch her­aus­geben. Eine aus­führliche Rezen­sion find­et sich in der Neuen Zürcher Zeitung unter dem Titel „Nazidäm­merung in Öster­re­ichs Prov­inz“.

Anna Gmeyner, Manja. Ein Roman um fünf Kinder. Aufbau-Verlag,Buch ca. 20 €, Hörbuch ca. 30 €.

Der Roman der Wiener Jüdin, der den Auf­stieg des Nazis­mus an fünf Kindern abhan­delt, die 1920 in der­sel­ben Nacht gezeugt wur­den, aber in unter­schiedlichen sozialen Ver­hält­nis­sen aufwuch­sen, ist 1938 erschienen. Anna Gmeyn­er , die das Buch Mitte der30er Jahre im Lon­don­er Exil geschrieben hat, war damals schon eine erfol­gre­iche Schrift­stel­lerin. Das Werk erhielt bei sein­er Neuau­flage teil­weise ger­adezu hym­nis­che Kri­tiken.

Eva Maria Bachinger , Gerald Lehner, Im Schatten der Ringstraße. Czernin-Verlag, ca. 24 €

czernin-verlag.com

Ein span­nen­der Reise­führer, der an Orte des Naziter­rors in Wien führt, etwa in den Donau­park, der von den Nazis nicht nur als Schieß­platz, son­dern auch für Hin­rich­tun­gen genutzt wurde. Die bei­den Autoren erin­nern aber auch etwa an die Geschichte des weltweit ersten Insti­tuts für The­ater­wis­senschaft, das von den Nazis gegrün­det wurde „oder führen auf das Gelände des ehe­ma­li­gen „Aspang­bahn­hofs“, einem Aus­gangspunkt von Depor­ta­tio­nen in Ghet­tos und Konzen­tra­tionslager“.

Carmen Spalj, Die politische Rechte in Ungarn . danubebooks, ca. 15 €

danube-books.eu

Die Autorin „zeich­net die Entwick­lung der ungarischen Nach­wende-Geschichte nach und beschreibt das poli­tis­che Kli­ma, das zu dieser Spal­tung geführt hat. Sie hat nach Antworten gesucht auf die Fra­gen: Warum ist eine recht­sex­treme Partei wie Job­bik so erfol­gre­ich? Warum huldigen Fidesz-Anhänger Vik­tor Orbán wie einem Mes­sias?“