Thomas W. ist nicht mit Strache auf FB befreundet, und er ist auch kein Österreicher. Das lässt sich relativ leicht feststellen, denn der Trucker aus der BRD versteckt sich nicht auf Facebook. Auch seine musikalischen Vorlieben verschweigt er nicht. Sie sind eindeutig und einschlägig: „S,K.D.“ steht für die Neonazi-Band „Sonderkommando Dirlewanger”, „12 Golden Years“ für eine braune Band, die mit ihrem Bandnamen die zwölf Jahre Nazi-Diktatur verherrlicht und Frank Rennicke, der fast bei jedem braunem Grillfest trällern darf, spricht ohnehin für sich.
Am 9. August schreibt Thomas W.: „So mal wieder was gutes um die Ohren hauen lassen.“ Dazu teilt er den Song „Im braunen Sumpf“ von „Gigi und die braunen Stadtmusikanten”. Die Neonazi-Band hat schon im Jahr 2010, also bevor das Trio vom NSU aufgeflogen ist, mit dem Song „Dönerkiller“ widerliche Anspielungen auf die Mordserie gemacht.
Im Song „Im braunen Sumpf“ heißt es unter anderem: „Ihr könnt sie gern behalten, eure miese kranke Zeit. Wenn die Stunde schlagen sollte, stehen wir bereit. Ich hab’s schon mal gesagt und sag es wieder: Braun ist Trumpf! Wir sind mittendrin und fühlen uns auch noch pudelwohl im ‚Braunen Sumpf’.“ Das gefällt Thomas W. – und es ist wohl keine Unterstellung, dass ihn dabei eher der Text als die dürftige musikalische Qualität der braunen Truppe entzückt. Thomas W. ist zweifellos ein Neonazi.
Am 6.September lädt er fünf Fotos auf sein Facebook-Profil hoch, die vermüllte Zugabteile zeigen. Thomas W. behauptet, es handle sich um Fotos aus einem Zug, der in Saalfeld (Thüringen) so von Flüchtlingen verlassen wurde. Auch auf der Seite von „Thügida“ (Thüringen gegen die Islamisierung des Abendlandes) und anderen rechtsextremen Seiten wurden am 6. September und folgenden Tagen diese Fotos online gestellt. Von wem, von wo und von wann die Fotos stammen, wird dadurch nicht klar. Die Seite „Der Volksverpetzer“ erklärt anschaulich, wie einfach und schnell man sich entsprechende Hetzmeldungen selbst basteln kann. Es gibt auch Seiten, die versuchen, die Herkunft der Bilder von Thomas W. bzw. Strache zu klären. Eine ist die Seite der „Ostthüringer Zeitung“. Da wird die Ankunft eines völlig überfüllten „Intercity“-Zugs aus Wien ziemlich realistisch beschrieben. Ob die Fotos aus diesem Zug stammen? Das bleibt unklar. Das einzige, das klar ist: Strache übernimmt sieben Wochen später die Fotos von einem Neonazi.