Es ist noch nicht so lange her, da residierte der „Werwolf“-Gründer Harald Frank in Tirol, fungierte als „Präsident” der rechten FB-Gruppe „Heimaterben Tyrol“, die im August 2011 in der Umgebung von Hall/Tirol ein Neonazi-Konzert veranstaltete. Er versuchte sich auch mit „Bloodline Streetwear“, einem Versandhandel mit brauner Unter- und Oberwäsche. Der Prototyp seines Nazi-Labels lief aber nicht so wirklich, sodass der Nazi-Präsident im Frühjahr 2012 in kaum verständlichem Deutsch gurgelte: „Achtung!!! Achtung!!! Aus Privaten Gründen, wird der Online-Shop oder die Beratung bis auf weiters, bedauerlich eingestellt !!!“
„Bloodline Streetwear“, Versandhandel mit brauner Unter- und Oberwäsche
Tja, die privaten Gründe, das war nicht einfach ein Rosenkrieg, sondern der auch strafrechtlich relevante Vorwurf seiner Freundin, „Fräulein H.“, dass sie von ihrem Ex gewaltsam bedroht worden sei. Danach verlieren sich die österreichischen Spuren von Harald Frank, der immer zwischen Tirol und seiner schwäbischen Heimatgemeinde Mertingen gependelt ist.
Harald Frank war ziemlich sauer auf die „Heimaterben“ und seine Ex-Freundin
Im April 2013 stellt der Landtagsabgeordnete Sepp Dürr (Bayern – Bündnis 90/Die Grünen) eine parlamentarische Anfrage zu Harald Frank, der mittlerweile mit seinem Label „Bloodline Streetwear“ wieder aktiv war. Mit T‑Shirts, die Aufdrucke wie „Nichtjude“, „Bündnis 33 — Die Braunen“ oder „Nazisupermenschen sind unbesiegbar“ (abgekürzt als NSU lesbar) tragen. Das bayerische Innenministerium teilte in seiner Antwort mit, dass die Staatsanwaltschaft Augsburg Ermittlungen führe. Das dürfte Harald Frank noch nicht besonders beunruhigt haben, denn Ermittlungen, Hausdurchsuchungen, Anzeigen und Strafverfahren gehörten schon in der Österreich-Phase und vorher zum Alltagsgeschäft. Kurz: Bei Harald Frank handelt es sich um einen festen und gefestigten Neonazi – nicht nur bis zum Jahr 2005, wie er in seiner Hauptverhandlung im Juni 2014 vor dem Amtsgericht Augsburg behauptete.
Bloodline Streetwear, der Online-Shop von Harald Frank
Noch im Jahr 2012 fällt Frank auch mit der „Legion Werwolf Schwaben“ auf, einer Neonazi-Gruppe, die sich als Rocker mit Kutte, aber ohne Motorrad präsentieren. Frank spielt auch dort den „Präsidenten“ – bis zum November 2013. Da wird er in Untersuchungshaft genommen und dann im Juni 2014 beim Augsburger Amtsgericht angeklagt.
Die „Legion Werwolf Schwaben“ verdient einen Zwischenstopp. Auch in der Schweiz gab es zu dieser Zeit eine „Legion Werwolf“. im Juli 2013 fanden in der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden Razzien wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung gegen die „Werwölfe“ statt. Von der Razzia im Juli 2013 waren Harald Frank und seine braune Werwolf-Truppe in Schwaben nicht betroffen. Das ist merkwürdig, denn der „Störungsmelder”, ein Blog der „Zeit”, berichtet nicht nur von guten Beziehungen Franks in die Schweiz, sondern auch zur dortigen „Werwolf“-Sektion: „So posiert Frank auf einem Photo zusammen mit dem Schweizer Jonas Schneeberger und Anderen — allesamt in Klamotten der Legion.”
Das passt so gar nicht zu dem Ermittlungsergebnis der Bundesanwaltschaft, die, so „Blick nach Rechts”, die Ermittlungen wegen der Bildung einer terroristischen Vereinigung gegen das deutsche „Werwolf-Kommando“ eingestellt hat. Dem Schweizer Hauptverdächtigen, Sebastian N., war vorgeworfen worden, einen Anschlag auf eine israelische Botschaft und Nagelbombenanschläge geplant zu haben. „Blick nach Rechts”: „Ernsthafte Pläne für Terroranschläge fanden die Ermittler jedoch nicht.“
Vielleicht wurden nicht alle geeigneten „Auskunftspersonen“ befragt? Martin Wiese war damals Geschäftspartner von Harald Frank bei „Bloodline Streetwear“. Die beiden waren natürlich auch gemeinsam in politischer Mission unterwegs, etwa beim „Thüringentag der nationalen Jugend“ in Kahla im Juni 2013. Wiese, der wegen eines geplanten Anschlags auf das Jüdische Kulturzentrum in München 2003 vor Gericht gestanden hatte und zu sieben Jahren Haft verurteilt worden war, ist nach wie vor einer der gefährlichsten Neonazis Deutschlands und, was Anschläge auf jüdische Einrichtungen betrifft, sicher kenntnisreich .
Im Juni 2014 stand Harald Frank vor dem Amtsgericht Augsburg. Die Aktivitäten der „Werwolf Legion Schwaben“ spielten in der Anklage keine Rolle. An insgesamt drei Verhandlungstagen wurden die Vorwürfe gegen Frank abgehandelt: von der Volksverhetzung bis hin zu Erpressung und Betrug. Seiner Ex-Freundin hatte er auch gedroht, sie könnte schnell „verräumt“ sein, wenn sie sich weiterhin so aufspiele.
Das Amtsgericht Augsburg verurteilte ihn zu den schon erwähnten zwei Jahren und neun Monaten Haft. Das Landgericht, das jetzt über die Berufung Franks zu entscheiden hatte, befand, dass das Amtsgereicht in der ersten Instanz gar nicht zuständig war: „Vor die Wahl gestellt, das erstinstanzliche Urteil zu akzeptieren oder das Risiko einzugehen, seine letztendliche Haftdauer zu verlängern, gibt der Beschuldigte sich trotzig: ‚Akzeptieren werde ich das Urteil garantiert nicht.’ ” Also wurde das Verfahren an die Staatsschutzkammer am Landgericht in München verwiesen, wo es von neuem beginnen wird.“ (Störungsmelder)
Berichte zu Harald Frank in Tirol auch auf RFJ-Watch, 2011.