Franz Frank und die Deutschen im Süden der Heimat

Lesezeit: 3 Minuten

Die NPD hat seit eini­gen Mona­ten einen neu­en Vor­sit­zen­den. Nach­dem der letz­te regu­lä­re NPD-Chef Hol­ger Apfel im Dezem­ber 2013 aus Amt und Par­tei geflo­hen ist, fir­mier­te Udo Pas­törs als Über­gangs­chef. Zu Aller­hei­li­gen 2014 wur­de Franz Frank aus dem Saar­land zum neu­en Vor­sit­zen­den der Neo­na­zi-Par­tei gewählt. Er wird als mode­ra­ter Natio­na­ler gehan­delt – zu Unrecht, wie wir meinen.

„Äußerst har­mo­nisch und kon­struk­tiv“ sei der Par­tei­tag in Wein­heim (Baden-Würt­tem­berg) ver­lau­fen, lässt etwa Jens Püh­se, Mit­glied des Par­tei­vor­stands der NPD, ver­lau­ten. Wie man’s nimmt! Als Gegen­kan­di­dat zu Franz Frank war Peter Marx, der saar­län­di­sche Lan­des­chef, ange­tre­ten und mit 32 zu 86 (von ins­ge­samt 139 Stim­men) unter­ge­gan­gen. Peter Marx muss­te schon im April 2014 als Gene­ral­se­kre­tär der Neo­na­zi-Par­tei zurück­tre­ten, als Fotos auf­ge­taucht waren, die ihn auf einer Par­ty zeig­ten, bei der nicht nur eine Por­no-Dar­stel­le­rin einen Auf­tritt hat­te, son­dern auch Kuchen in Penis­form gereicht wurde.

Dabei war die Saar­brü­cke­ner „Penis­ku­chen-Affä­re“ noch harm­los im Ver­gleich zu der Affä­re um Hol­ger Apfel, der im Dezem­ber 2013 flucht­ar­tig den Vor­sitz und weni­ge Tage dar­auf auch die Par­tei­mit­glied­schaft nie­der­ge­legt hat­te, nach­dem Vor­wür­fe auf­ge­taucht waren, wonach Apfel einen jun­gen Par­tei­ka­me­ra­den sexu­ell beläs­tigt habe. Seit dem Früh­jahr 2014 ist der nach Mal­lor­ca aus­ge­wan­der­te Apfel dort als Gas­tro­nom tätig.

Franz Frank, der frisch­ge­ba­cke­ne NPD-Chef, wird als gemä­ßigt bzw. Moder­ni­sie­rer gehan­delt. Das hat er offen­sicht­lich dem Umstand zu ver­dan­ken, dass er nicht mit dem übli­chen Neo­na­zi-Habi­tus auf­tritt. Schon 2011 woll­te er in der Par­tei eine Debat­te initi­ie­ren, in der er eine Absa­ge an den sub­kul­tu­rel­len Habi­tus vor allem der Kame­ra­den aus den Nazi-Kame­rad­schaf­ten for­mu­lier­te und sich auch dage­gen aus­sprach, das Bekennt­nis zum Natio­nal­so­zia­lis­mus wie eine Mons­tranz vor sich her zu tragen.

Franz Frank kann mit Mes­ser und Gabel essen, ohne sich dabei im Gesicht zu ver­let­zen, zieht ger­ne Sak­kos an und kann auch ein Smart­phone bedie­nen – ist er des­halb gemä­ßigt? Dage­gen spricht nicht nur, dass ihn Udo Pas­törs als neu­en Vor­sit­zen­den vor­ge­schla­gen hat, son­dern auch Facebook.

Dort unter­hält Franz Frank näm­lich nicht nur ein öffent­li­ches Poli­ti­ker­kon­to, son­dern auch ein per­sön­li­ches Pro­fil, bei dem er die öffent­lich ein­seh­ba­ren Ele­men­te stark ein­ge­schränkt hat. Die Bild­spra­che, die er dort benutzt, bedient eher das ein­ge­schwo­re­ne Publi­kum: „Orpheus und Eury­di­ke“ vom Nazi-Bild­hau­er Arno Bre­ker. Da jubelt die Tan­te vom Ring Natio­na­ler Frauen!

Mitt­ler­wei­le nutzt er sein pri­va­tes FB-Kon­to nur mehr sel­ten. Das war 2011, als er öffent­lich sei­nen Moder­ni­sie­rungs­vor­stoß lan­cier­te, noch anders. Als damals bei der Deut­schen Bur­schen­schaft gera­de eine hef­ti­ge Debat­te über das „Abstam­mungs­prin­zip”, sprich einen neu­en Arier­nach­weis, tob­te, teil­te Franz Frank ein You­Tube-Video, das ein Inter­view mit Jür­gen Gan­sel, einem ande­ren NPD-Funk­tio­när und Bur­schen­schaf­ter ent­hält. Das Gan­sel-Inter­view zum „Abstam­mungs­prin­zip“ „gefällt“ Frank. Hem­ma Tif­ner, der mitt­ler­wei­le ver­stor­be­nen Nazi-Oma aus Wien, fiel dazu ein: „Der Chi­ne­se soll also Deut­scher sein, wir Öster­rei­cher aber nicht? Zum Glück nahm am Sams­tag die FPÖ in ihr neu­es Par­tei­pro­gramm auf, daß Öster­reich Teil der deut­schen Volks‑, Sprach- und Kul­tur­ge­mein­schaft ist.“

Die Ant­wort von Frank ist eben­so auf­schluss­reich wie Tif­ners Lob für die FPÖ: „Ein Wahn­sinn, daß das in einem Pro­gramm­klar­ge­stellt wer­den muß. Lie­be Grü­ße in den Süden der Heimat.“

Da wär’s also wie­der, das Bekennt­nis zur umfas­sen­den deut­schen Volks­ge­mein­schaft – auch zum Groß­deut­schen Reich?