Kurt Scholz in News: „Lehrerinnen und Lehrer aber brauchte man, und so gab es in diesem Berufsstand genauso wenig eine allgemeine Entnazifizierung wie unter Richtern und Ärzten. Das erwies sich als fatal, weil es schon in der Zwischenkriegszeit eine beträchtliche Zahl illegaler Nazi-Lehrer gegeben hatte.” Die Nachkriegssituation beschreibt Scholz so:
In der Nachkriegszeit herrschte ein politischer Mischmasch: In Wien bauten Sozialdemokraten das Schulwesen auf, während man in fast allen anderen Bundesländern an die Traditionen des Ständestaates anknüpfte. Mädchen hatten Zöpfe zu tragen, während für Burschen ein militärischer Kurzhaarschnitt als hygienischer galt, „Niethosen“ genannte Jeans waren verpönt, „Negertänze“ wurden abgelehnt. Die Jugendbücher des NS-Lehrerführers und Hauptverantwortlichen für die Salzburger Bücherverbrennung, Karl Springenschmid, waren als Jugendlektüre populär und der Anschlussbefürworter Karl Heinrich Waggerl war im Fernsehen omnipräsent.
Mit den Schulreformen der 1970er-Jahre (Kreisky – Sinowatz) seien diese Zustände beendet worden, so Scholz, der vor pauschaler Verunglimpfung der Lehrer warnt.
Quelle: News Nr. 42/2014 vom 16.10.